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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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ist auf 37,2 Grad gesunken, aber die Blutwerte verschlechtern sich weiter. Die Zahl der weißen Blutkörperchen nimmt weiter ab, während das Bilirubin ansteigt.«
Marshall schloss deprimiert die Augen. »Phase zwei?«
Laurens Stimme brach. Aufgrund der großen Zahl von Erkrankungen war die Krankheitsentwicklung inzwischen vorhersagbar. Phase zwei bedeutete, dass das leichte Fieber von einem anämischen Zustand mit Blutungen und Übelkeit abgelöst wurde.
»Die dürfte morgen beginnen«, antwortete Lauren. Spätestens übermorgen.«
Sie wusste, wie es weitergehen würde. Bei guter Pflege dauerte Phase II drei bis vier Tage, dann folgte die eintägige Phase III mit Krämpfen und Gehirnblutungen. Eine vierte Phase gab es nicht.
Lauren blickte das kleine Mädchen im Bett an, das sich an seinen Großvater schmiegte. Nicht mal mehr eine Woche. Mehr Zeit blieb Jessie nicht. »Was ist mit Kelly? Wurde sie ausgeflogen? Befindet sie sich schon auf dem Rückweg?«
Das Funkgerät schwieg. Lauren sah Marshall an.
Er erwiderte ihren Blick einen Moment, bevor er antwortete. »Die Gruppe wurde nicht gefunden. Der Rettungshubschrauber hat die Gegend abgesucht, in der sie nach dem letzten GPSSignal sein sollten, hat aber nichts entdeckt.«
Lauren hatte das Gefühl, ein Ziegelstein sei ihr auf den Bauch gefallen. »Wie ist das möglich?«
»Ich weiß es nicht. Wir haben den ganzen Tag über erfolglos versucht, eine Satellitenverbindung herzustellen. Die Probleme, die sie gestern mit der Funkausrüstung hatten, dauern offenbar an.«
»Wird die Suche aus der Luft fortgesetzt?«
Er schüttelte den Kopf. »Der Hubschrauber musste umkehren. Wegen Treibstoffmangels.«
»Marshall …« Ihre Stimme brach.
Er ergriff ihre Hand. »Sobald er aufgetankt ist, startet er zu einem Nachtflug. Vielleicht können sie ja mittels Infrarot ein Lagerfeuer ausmachen. Morgen werden sich weitere drei Helikopter an der Suche beteiligen, auch der Comanche.« Er drückte fest ihre Hand. »Wir werden sie finden.«
Lauren fühlte sich wie betäubt. Ihre Kinder … alle beide …
Jessie zeigte auf den Bildschirm, sodass sich der Infusionsschlauch spannte. »Bobo ist lustig!«
       
    13.05 Uhr
Amazonas-Dschungel
    Nate kletterte die fünfzehn Meter lange Strickleiter hinunter. Das dreistöckige Gebäude befand sich im Geäst einer Nightcap-Eiche, einer Baumart aus der Kreidezeit. Kurz nachdem Kelly und der Professor Frank weggetragen hatten, waren zwei Ban-ali-Frauen aufgetaucht und hatten sie zum Rand der Lichtung geführt, wo sie zu der Hütte hochzeigten, die man der Gruppe zugeteilt hatte.
    Sergeant Kostos hatte sich zunächst gesträubt, bis Private Carrera mit einer scharfsinnigen Bemerkung den Ausschlag gab. »Dort oben können wir uns besser verteidigen. Am Boden sitzen wir auf dem Präsentierteller. Falls die Riesenjaguare nachts herkommen sollten –«
    Kostos hatte abgewinkt; weitere Argumente erübrigten sich. »Schon gut, schon gut. Dann schaffen wir also die Ausrüstung rauf und organisieren anschließend die Rundumverteidigung.«
    Nate hielt eine solche Vorsichtsmaßnahme für überflüssig. Seit ihrer Ankunft hatten die Indianer sie vom Waldrand und aus Fenstern neugierig gemustert, dabei jedoch auf Abstand gehalten. Von Feindseligkeit war nichts zu spüren. Gleichwohl fiel es Nate schwer, sich diese stillen Menschen als die mörderischen Wilden vorzustellen, die die Hälfte der Gruppe ausgelöscht hatten, indem sie alle möglichen gefährlichen Tiere auf sie hetzten. Andererseits war diese Dualität vielen Eingeborenenstämmen zu eigen; nach außen hin wirkten sie feindselig und gewalttätig, doch wenn sie einen erst einmal akzeptierten, stellte man fest, dass sie friedliche und offene Menschen waren.
    Dennoch war dieser Stamm indirekt dafür verantwortlich, dass viele ihrer Kameraden auf grauenhafte Weise ums Leben gekommen waren. In Nates Brust schwelte der Groll. Und dann waren da noch Clark und vielleicht noch andere Begleiter seines Vaters, die man jahrelang gefangen gehalten hatte. Im Moment hatte Nate Mühe, professionelle Distanz zu wahren. Als Anthropologe hatte er Verständnis für dieses fremdartige Volk, doch dem Sohn wurde die Wahrnehmung von Abscheu und Zorn getrübt.
    Trotzdem halfen sie Frank. Professor Kouwe war kurz vom weißen Baum zurückgekehrt und hatte ihnen gemeldet, der Stammesschamane und Kelly hätten den Zustand ihres Teamkameraden stabilisiert. Das war endlich mal eine gute Nachricht. Kouwe war nicht lange geblieben. Er

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