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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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beobachtet wurde, nickte er ihnen zu, die universelle Form der Begrüßung, dann fuhr er mit seiner Beschäftigung fort. Manny und Carrera beobachteten ihn aus einigen Metern Abstand.
Tor-tor setzte sich auf die Hinterbeine.
Der auf dem Boden hockende Indianer hielt den Speer mit den blutigen Fleischbrocken über den stillen Tümpel. Manny blinzelte. »Was macht er da?«
    Auf einmal schnellten mehrere Tiere aus dem Wasser. Sie ähnelten kleinen, silbrigen Aalen. Mit ihren kleinen Mäulern rissen sie Brocken aus dem Fleisch.
    »Die Piranha-Frösche«, bemerkte Carrera.
Manny nickte. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. »Aber das sind Junge. Die Hinterbeine sind noch nicht entwickelt. Die befinden sich noch im Kaulquappenstadium. Nichts als Schwanz und Zähne.«
Der Indianer richtete sich auf und schüttelte das Fleisch vom Speer ab. Jeder einzelne blutige Brocken, der ins Wasser klatschte, brachte es zum Brodeln und verwandelte es in blutigen Gischt. Der Indianer schaute eine Weile zu, dann stapfte er zu den beiden Weißen zurück, die ihn verblüfft anstarrten.
Abermals nickte er ihnen im Vorbeigehen zu, beäugte den Jaguar an Mannys Seite mit einer Mischung aus Respekt und Angst.
»Das möchte ich mir genauer ansehen«, sagte Manny.
»Sind sie bescheuert, Mann?« Carrera winkte ihn zurück. »Wir sollten machen, das wir hier wegkommen.«
»Nein, ich möchte kurz noch etwas überprüfen.« Er näherte sich bereits dem Wurzelgewirr.
Carrera folgte ihm brummelnd.
Der Pfad war schmal, deshalb gingen sie hintereinander. Tortor bildete den Abschluss; vorsichtig tappte er voran, sein Schwanz zuckte unruhig.
Manny näherte sich dem von Wurzeln eingefassten Tümpel.
»Gehen Sie nicht zu nahe ran«, meinte Carrera warnend.
»Dem Indianer haben sie nichts getan«, erwiderte Manny. »Ich glaube, es ist ungefährlich.«
Gleichwohl wurde er langsamer und verharrte schließlich einen Meter vor dem Rand des Tümpels, eine Hand am Peitschengriff. Der Tümpel im Wurzelschatten war kristallklar – und tief, mindestens drei Meter. Er spähte ins Wasser.
Dicht unter der Oberfläche waren mehrere Schwärme der Tiere zu erkennen. Das Fleisch war verschwunden, doch der Boden war übersät mit bleichen, blank genagten Knochen. »Das ist ein verdammter Brutplatz«, sagte Manny. »Ein Brutplatz für Fische.«
Hin und wieder fielen von den Zweigen, die den Tümpel überspannten, Tropfen ins Wasser, worauf die Tiere neugierig an die Oberfläche geschwommen kamen. Da sie darauf abgerichtet waren, die Wasseroberfläche nach Beute abzusuchen, konnte Manny sie ungehindert betrachten. Alle Größen waren vertreten, angefangen von Winzlingen bis zu größeren Monstern, deren Beine sich bereits entwickelten. Voll entwickelte Beine kamen jedoch keine vor.
»Das sind ausnahmslos Junge«, bemerkte Manny. »Ausgewachsene Tiere wie die, die uns angegriffen haben, sehe ich keine.«
»Wahrscheinlich haben wir sie mit dem Pulver alle vergiftet«, meinte Carrera.
»Kein Wunder, dass es bei dem einen Angriff geblieben ist. Offenbar dauert es eine Weile, bis sie ihre Armee neu formiert haben.«
»Für die Piranhas mag das zutreffen …« Carreras Stimme klang auf einmal gedämpft und angewidert. »… für andere nicht.«
Manny wandte den Kopf. Die Rangerin zielte mit der Waffe auf den Baum, auf die Stelle, wo die Wurzeln in den Stamm übergingen. Aus der Rinde sprangen dicke, etwa einen Meter durchmessende Gallen vor. Davon gab es Hunderte. Aus den Löchern in der Rinde huschten Insekten hervor. Sie krabbelten umher, kämpften miteinander und paarten sich auf dem Stamm. Einige von ihnen bewegten versuchsweise die Flügel, was ein leises Schwirren zur Folge hatte.
»Die Heuschrecken«, sagte Manny und wich unwillkürlich zurück.
Die Insekten aber, ganz mit ihrem Sozialleben beschäftigt, beachteten sie gar nicht.
Mannys Blick wanderte vom Tümpel zu den Insekten. »Der Baum …«, murmelte er.
»Was?«
Manny beobachtete, wie ein weiterer Safttropfen ein paar silbrig funkelnde Piranha-Frösche an die Oberfläche lockte. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, aber es hat den Anschein, als würde der Baum diese Tiere ernähren.« Seine Gedanken überschlugen sich. Als er verstörende Querverbindungen herstellte, weiteten sich auf einmal seine Augen.
Carrera hatte offenbar bemerkt, dass er blass geworden war. »Was haben Sie?«
»O mein Gott … Wir müssen machen, dass wir von hier verschwinden!«
      
    18.30 Uhr
    Im Innern der Hütte saß

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