Operation Amazonas
Tierfigürchen. Hier roch es auch nicht muffig wie in der Hütte am Boden, sondern nach Kochgewürzen und Ölen und ganz schwach nach Körperausdünstungen.
Anna Fong näherte sich ihm mit einem Teller mit zerteilten Feigen. »Eine Indianerin hat Essen gebracht. Obst und gekochte Yamswurzeln. Und ein bisschen Dörrfleisch.«
Nate, der auf einmal wieder seinen Durst spürte, nahm eine der saftigen Feigen und biss herzhaft hinein. Saft tropfte ihm vom Kinn. Er wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab und fragte: »Wie kommt Olin mit dem GPS-Signal voran?«
»Er arbeitet noch dran«, meinte Anna mit leiser, furchtsamer Stimme. »Aber dem vielen Gefluche nach zu schließen läuft es gar nicht gut.«
Kostos meldete sich vom Eingang aus zu Wort. »Alle reinkommen!«
Er trat beiseite, und die anderen strömten in den Gemeinschaftsraum. Auf dem Boden standen weitere Teller mit allerlei Essbarem. Auch ein paar Krüge mit einem dunklen, gegoren riechenden Getränk standen dabei.
Professor Kouwe untersuchte den Inhalt, dann wandte er sich überrascht an Nate. »Das ist Cassiri!«
»Was ist das?«, fragte Kostos, während er die Eingangsklappe schloss.
»Cassava-Bier«, erklärte Nate. »Ein alkoholisches Getränk, das bei vielen Eingeborenenstämmen gebräuchlich ist.«
»Bier?«, wiederholte der Sergeant mit leuchtenden Augen. »Tatsächlich?«
Kouwe schöpfte mit der Kelle das Getränk von der Farbe dunklen Bernsteins in einen Becher. Im Krug schwammen Stücke schleimiger Cassava-Wurzel. Der Professor reichte den Becher dem Sergeant.
Der schnupperte daran, rümpfte angeekelt die Nase, nahm aber trotzdem einen tiefen Schluck. »Bäh!« Er schüttelte den Kopf.
»Man muss sich erst daran gewöhnen«, sagte Nate, schöpfte seinerseits einen Becher voll und kostete davon. »Die Frauen kauen Cassava-Wurzeln und spucken sie in einen Krug. Die Speichelenzyme beschleunigen den Fermentationsprozess.«
Kostos schüttete den Rest aus seinem Becher in den Krug zurück. »Budweiser ist mir lieber.«
Nate zuckte die Achseln.
Auch die anderen probierten davon, dann ließen sie sich auf den gewebten Bodenmatten nieder. Alle wirkten erschöpft. Sie hatten dringend Schlaf nötig.
Nate stellte den Laptop auf einen umgedrehten Kochstein.
Als er den Computer aufklappte und einschaltete, blickte ihn Olin gierig an, mit geröteten Augen. »Vielleicht könnte ich ein paar Teile für die Funkanlage ausbauen.« Er rückte näher.
Nate hob abwehrend den Arm. »Der Rechner ist fünf Jahre alt. Ich bezweifle, dass Sie darin etwas Nützliches finden würden, außerdem ist der auf der Festplatte gespeicherte Inhalt wichtiger als unser Überleben.«
Nach dieser Bemerkung war ihm die Aufmerksamkeit aller sicher. Er musterte die Anwesenden. »Ich weiß jetzt, was mit dem anderen Expeditionsteam geschehen ist. Und wenn wir nicht ebenso enden wollen, sollten wir uns ihr Schicksal eine Lehre sein lassen.«
Kouwe ergriff das Wort. »Was ist passiert?«
Nate holte tief Luft, dann wies er mit dem Kinn auf die geöffnete Datei auf dem Bildschirm. »Es steht alles hier drin. Der Expedition meines Vaters waren Gerüchte über die Ban-ali zu Ohren gekommen, und dann haben sie einen Indianer getroffen, der behauptete, er könne das Forschungsteam zu ihrem Revier führen. Mein Vater konnte der Verlockung, einen unbekannten Stamm zu entdecken, nicht widerstehen und brach mit der ganzen Gruppe auf. Zwei Tage später wurden sie von den gleichen mutierten Spezies angegriffen wie wir.«
Es entstand allgemeines Gemurmel. Manny hob die Hand, als befände er sich in einem Klassenzimmer. »Ich habe die Stelle entdeckt, wo sie die Viecher aufziehen. Jedenfalls die Heuschrecken und die Piranhas.« Er schilderte, was er zusammen mit Private Carrera entdeckt hatte. »Ich habe meine eigene Theorie zu den Tieren.«
Kouwe mischte sich ein. »Bevor wir uns Theorien und Mutmaßungen zuwenden, sollten wir uns erst einmal anhören, was mittlerweile gesichert ist.« Der Professor nickte Nate zu. »Red weiter. Was geschah nach dem Angriff?«
Nate atmete abermals tief durch. Der Bericht fiel ihm nicht leicht. »Von der Gruppe kamen alle um, bis auf Gerald Clark, meinen Vater und die beiden Wissenschaftler. Sie wurden von den Kundschaftern der Ban-ali gefangen genommen. Es gelang meinem Vater, sich mit ihnen zu verständigen, was ihnen das Leben rettete. Den Notizen meines Vaters ist zu entnehmen, dass die Sprache der Ban-ali mit dem Yanomami verwandt ist.«
Kouwe nickte. »Sie weist
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