Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Runde. »Nämlich den Ban-ali.«
Verblüfftes Schweigen senkte sich herab.
Kouwe fuhr fort. »Die Indianer haben hier die Rolle der Ameisensoldaten übernommen. Die Ban-ali bezeichnen den Baum als Yagga , was Mutter bedeutet. Die Mutter schenkt einem das Leben … sie beschützt einen. Vor zahllosen Generationen, wahrscheinlich um die Zeit herum, als die ersten Menschen nach Südamerika eingewandert sind, hat der Stamm vermutlich die erstaunlichen Heilkräfte des Baumes entdeckt und geriet in dessen Bann. Sie wurden zu Ban-ali – zu Sklaven. Sie nützen sich gegenseitig in einem komplexen Gewebe von Abwehr und Aggression.«
Der Vergleich verursachte Nate körperlichen Abscheu. Menschliche Ameisen.
»Das Gehölz ist prähistorischen Ursprungs«, schloss der Professor. »Sein Erbe könnte noch von Pangaea stammen, dem großen Kontinent, der sich später in Afrika und Südamerika aufgespalten hat. In der ganzen Welt gibt es zahlreiche Mythen, die von solchen Bäumen handeln. Die mütterliche Beschützerin. Vielleicht war diese Begegnung hier ja nicht die erste in der Menschheitsgeschichte.«
Seine Zuhörer bemühten sich, das Gehörte zu verarbeiten. Offenbar hatte nicht einmal Nates Vater die Geschichte der Yagga bis zu Ende gedacht. Es war verstörend.
Sergeant Kostos rückte den Schulterriemen des M-16 zurecht. »Es reicht mir allmählich mit der Geschichtsnachhilfe. Ich dachte, wir wollten einen Alternativplan ausarbeiten. Einen Fluchtweg mit dem Ziel, einen Funkspruch abzusetzen.«
»Der Sergeant hat Recht.« Kouwe wandte sich Nate zu. »Du hast deinen Bericht noch nicht abgeschlossen, Nate. Was geschah mit deinem Vater und den anderen? Wie gelang Gerald Clark die Flucht?«
Nate atmete tief durch und wandte sich dem Computer zu. Er scrollte bis zum letzten Eintrag vor und las ihn laut vor.
    »18. April
    Wir haben genug Pulver gesammelt, um heute Nacht die Flucht zu wagen. In Anbetracht unserer Erkenntnisse müssen wir versuchen, die Zivilisation zu erreichen. Wir dürfen nicht länger warten. Wir werden uns schwarz bemalen und fliehen, sobald der Mond aufgeht. Illia weiß, wie man die Kundschafter umgehen kann, doch der Rückweg in die Zivilisation wird beschwerlich und nicht ungefährlich werden. Aber wir haben keine andere Wahl … jetzt, nach der Geburt, nicht mehr. Heute Nacht werden wir es versuchen. Möge Gott uns alle schützen.«
    Nate richtete sich auf und drehte sich zu den anderen um. »Sie wollten alle fliehen, nicht bloß Gerald Clark.« In vielen Gesichtern war das Gleiche zu lesen. Gerald Clark hatte es als Einziger zurück in die Zivilisation geschafft.
    »Dann sind sie also alle gemeinsam geflohen«, murmelte Kelly.
Nate nickte. »Sogar eine Ban-ali-Frau war dabei, eine Fährtenleserin mit Namen Illia. Sie hatte sich in Gerald Clark verliebt und ihn geheiratet. Deshalb hat er sie mitgenommen.«
»Was geschah mit ihnen?«, fragte Anna.
Nate schüttelte den Kopf. »Das war der letzte Eintrag. Mehr steht hier nicht.«
Kelly wirkte geknickt. »Dann haben sie es nicht geschafft – bis auf Gerald Clark.«
»Ich könnte Dakii fragen, ob er mehr darüber weiß«, schlug Kouwe vor.
»Dakii?«
Kouwe zeigte nach unten. »Der Indianer, der uns hergeführt hat. Mein bisschen Ban-ali und seine rudimentären Englischkenntnisse reichen vielleicht aus, um herauszufinden, was mit den anderen passiert ist, wie sie umgekommen sind.«
Nate nickte, war sich jedoch nicht sicher, ob er die Einzelheiten überhaupt wissen wollte.
Manny meldete sich zu Wort. »Aber warum sind sie gerade in dieser Nacht geflohen? Woher der dringliche Unterton im letzten Eintrag?«
Nate atmete tief durch. »Ich wollte, dass alle das mitbekommen. Mein Vater ist zu beunruhigenden Schlussfolgerungen über die Ban-ali gelangt. Seine Erkenntnisse wollte er unbedingt an die Außenwelt übermitteln.«
»Worum handelt es sich?«, fragte Kouwe.
Nate wusste nicht genau, wie er beginnen sollte. »Erst nachdem er jahrelang mit den Ban-ali zusammengelebt hatte, begann mein Vater, die Fakten zusammenzusetzen.
Ihm war aufgefallen, dass der isolierte Stamm im Vergleich zu den anderen Indianerstämmen des Amazonasbeckens einige bemerkenswerte Errungenschaften aufwies. Sie kennen den Flaschenzug und das Rad. Einige Hütten verfügen sogar über primitive Aufzüge, bei denen große Findlinge als Gegengewicht Verwendung finden. Und noch andere Dinge, die in Anbetracht der Isoliertheit des Stammes durchaus erstaunlich sind. Mein Vater hat viel Zeit auf das

Weitere Kostenlose Bücher