Operation Amazonas
verspürte einen heftigen Ruck, dann wurde er hochgehoben und hing in der Schlinge. Einen Moment lang fragte er sich, ob er ersticken müsste, bevor ihn das Monster verschlingen würde.
Stattdessen fiel Nate unvermittelt wieder auf den Boden. Er krümmte sich zusammen, dann bemerkte er, dass seine Arme frei waren. Er nutzte die Gelegenheit, wälzte sich herum und streckte die Beine. Er setzte sich auf und blickte auf die durchtrennten Stricke nieder, die von seinen Handgelenken baumelten. Die Raubkatze hatte ihn befreit.
Nate riss sich die Schlinge vom Hals.
Der große schwarze Jaguar beobachtete ihn. Tor-tor schmiegte sich an die Flanke der Riesenraubkatze, ein klarer Beweis von Zuneigung, dann näherte er sich Nate.
Nate warf die Schlinge beiseite. Seine Knöchel waren noch gefesselt, doch ehe er sie löste, musste er sich bedanken.
Tor-tor drängte sich an ihn, schmiegte seinen pelzigen Kopf an Nates Brust.
Er kraulte ihn an den empfindlichen Stellen hinter den Ohren, was ihm ein zufriedenes Schnurren einbrachte. »Braver Junge … gut gemacht.«
Die Raubkatze maunzte klagend.
Nate zog Tor-tors Kopf hoch und blickte in die goldfarbenen Augen. »Ich habe Manny auch lieb gehabt«, flüsterte Nate.
Tor-tor beschnupperte liebevoll sein Gesicht.
Beruhigende Laute ausstoßend, ließ Nate alles geduldig über sich ergehen. Als Tor-tor schließlich von ihm abließ, konnte Nate endlich die Fußfesseln lösen.
Der schwarze Riesenjaguar hatte sich ein Stück abseits auf die Hinterbeine gesetzt. Nach Mannys Tod war Tor-tor offenbar dem Weibchen begegnet und hatte es unmittelbar hierher geleitet. Es sah so aus, als hätte sich zwischen den beiden jungen Raubkatzen eine Beziehung entwickelt. Vielleicht hatte der gemeinsame Kummer dazu beigetragen, die Bande zu vertiefen: Tor-tor trauerte um seinen Herrn, das Weibchen um sein Rudel.
Nate richtete sich auf und befreite Kouwe. Dann wandten sie sich den anderen zu. Nate löste Dakiis Fesseln. Der indianische Kundschafter trug die Hauptverantwortung am Überfall der Piranhas und der Heuschrecken. Nate aber verspürte keinen Groll mehr gegen ihn. Der Indianer hatte lediglich versucht, sein Volk zu schützen – und damit hatte er Recht getan, wie sich herausgestellt hatte. Nate zog Dakii auf die Beine und blickte zu den qualmenden Ruinen des Dorfes hinüber. Wer waren die wahren Dschungelmonster?
Dakii schloss Nate fest in die Arme.
»Zum Bedanken ist es noch zu früh«, sagte Nate. Auch die anderen Indianer wurden befreit, doch Nate war bereits ganz auf den Baum konzentriert, an dessen Stamm neun Napalmbomben befestigt waren.
Sergeant Kostos trat zu ihm und massierte sich die Handgelenke. »Ich werde mal schauen, ob ich die Sprengladungen entschärfen kann. Carrera sucht gerade nach der Waffe, die sie versteckt hat.«
Nate nickte. In der Nähe versammelten sich die befreiten Ban-ali um die beiden Jaguare. Die Raubkatzen ruhten im Schatten, scheinbar ohne sich vom Publikum stören zu lassen. Nate fiel jedoch auf, dass das größere Weibchen die Umgebung aus zusammengekniffenen Augen beobachtete. Diese Raubkatze war unvermindert wachsam.
Anna und Kouwe gesellten sich zu ihm. »Wir sind frei, aber wie geht es jetzt weiter?«, fragte der Professor.
Nate schüttelte den Kopf.
Anna verschränkte die Arme vor der Brust.
»Was haben Sie?«, fragte Nate, als er ihre sorgenvoll gefurchte Stirn bemerkte.
»Richard Zane. Sollten wir jemals aus diesem Schlamassel herauskommen, kündige ich bei Tellux.«
Nate musste unwillkürlich lächeln. »Dann sind wir schon zwei.«
Nach einer Weile kam der finster dreinblickende Sergeant Kostos zu ihnen zurück. »Die Bomben sind fest verdrahtet und entsprechend präpariert. Ich kann sie weder entschärfen noch entfernen.«
»Wir können also nichts tun?«, fragte Kouwe.
Der Ranger schüttelte den Kopf. »Ich muss zugeben, das Team dieses französischen Bastards versteht sein Handwerk. Die haben verdammt gute Arbeit geleistet.«
»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte Anna.
»Knapp zwei Stunden. Die digitalen Timer sind auf zwanzig Uhr programmiert.«
Nate blickte stirnrunzelnd zum Baum. »Dann müssen wir entweder einen Ausgang aus dem Tal finden oder irgendwo Unterschlupf suchen.«
»Das können Sie vergessen«, meinte Kostos. »Wir müssen möglichst weit weg sein, wenn die Knallbonbons hochgehen. Auch ohne zusätzliche Brandbomben reichen die neun Napalmbomben aus, um das ganze Plateau zu rösten.«
Nate nahm ihn beim Wort. »Wo ist Dakii? Vielleicht
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