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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Freundes, der ihm den Kopf stützte.
»Nate?«
Er hustete und nickte.
»Wie fühlst du dich?«
»Was meinen Sie wohl, wie ich mich fühle?« Nate erhob sich schwankend.
»Was hast du erlebt?«, fragte Kouwe. »Du hast ständig vor dich hin gemurmelt.«
»Und gesabbert«, setzte die neben ihm kniende Anna hinzu.
Nate wischte sich den Mund ab. »Übermäßige Speichelproduktion … ein halluzinogenes Alkaloid.«
»Was hast du gesehen?«, fragte Kouwe.
Nate schüttelte den Kopf. Ein Fehler. Der Kopfschmerz flammte um so heftiger auf. »Wie lange war ich weggetreten?«
»Etwa zehn Minuten«, antwortete der Professor.
»Zehn Minuten?« Er hatte den Eindruck, es seien Stunden, wenn nicht gar Tage gewesen.
»Was ist passiert?«
»Ich glaube, mir wurde gezeigt, wie die Krankheit zu heilen ist«, sagte Nate.
Kouwes Augen weiteten sich. »Was?«
Nate schilderte, was er erlebt hatte. »Der Traum hat klar gezeigt, dass die Nüsse des Baums für das Wohlergehen des Stammes unerlässlich sind. Die Tiere sind nicht darauf angewiesen, bloß die Menschen.«
Kouwe nickte, kniff die Augen zusammen und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. »Also ist das Heilmittel in den Nüssen enthalten.« Der Professor überlegte einen Moment, dann sagte er bedächtig: »Aufgrund der Aufzeichnungen deines Vaters wissen wir, dass der Baumsaft mutagene Proteine enthält – Prionen mit der Eigenschaft, das Erbgut der Lebewesen, die damit in Berührung kommen, weiterzuentwickeln, damit sie den Baum um so besser beschützen können. Allerdings hat das Ganze auch eine Kehrseite. Der Baum will verhindern, dass seine Kinder ihn verlassen, deshalb hat er eine Sicherung eingebaut. Die Tiere verfügen vermutlich über einen Instinkt, der sie an das Territorium bindet und nach Bedarf manipuliert werden kann, wie zum Beispiel durch die verschiedenen Pulver, die bei den Heuschrecken und Piranhas Verwendung finden. Die Menschen hingegen, die über einen unabhängigen Intellekt verfügen, müssen auf andere Weise an den Baum gefesselt werden. Sie müssen regelmäßig die Früchte essen, um die mutagenen Prionen in Schach zu halten. Die Milch der Nüsse enthält offenbar eine Art Antiprion, das den Ausbruch der Krankheit verhindert.«
»Dann sind die Ban-ali also nicht freiwillig hier geblieben, sondern waren Sklaven«, meinte Anna bedrückt.
Kouwe massierte sich die Schläfen. » Ban-yi. Sklave. Das war keine Übertreibung. Wer einmal die Prionen in sich aufgenommen hat, kann nicht mehr weg, sonst muss er sterben. Ohne die in den Nüssen enthaltenen Substanzen geht das Prion in die virulente Form über und greift das Immunsystem an, was tödliches Fieber und schwere Krebserkrankungen zur Folge hat.«
»Jeckyl und Hyde«, murmelte Nate.
Kouwe und Anna sahen ihn an.
»Kelly hat sich ganz ähnlich über die Prionen geäußert«, erläuterte Nate. »Im Grunde sind sie harmlos, können aber auch eine andere Form annehmen und werden dann virulent, wie beim Rinderwahnsinn.«
Kouwe nickte. »Die Milch der Nüsse stabilisiert das Prion in seiner Grundform … sobald man aber keine Milch mehr aufnimmt, greift es an, tötet den Träger und steckt alle an, die in seine Nähe kommen. Auch dies nützt wiederum dem Baum. Offenbar ist er bestrebt, sein Geheimnis zu wahren. Flieht jemand, erkranken alle, mit denen er in Kontakt kommt, und sterben schließlich, sodass er eine Spur des Todes hinter sich herzieht.«
»Sodass niemand das Geheimnis weiterverbreiten kann«, sagte Nate.
»Genau.«
Nate hatte sich so weit erholt, dass er es wagen konnte, sich aufzurichten. Kouwe half ihm auf die Beine. »Die bedeutsamere Frage aber ist, warum ich das alles halluziniert habe. Hat mein durch die Droge entfesseltes Unterbewusstes die Lösung ausgearbeitet? Oder hat sie mir der Schamane mitgeteilt … etwa mittels drogeninduzierter Telepathie?«
Kouwes Miene verdüsterte sich. »Nein«, widersprach er entschieden und deutete zur Hängematte. »Der Schamane hatte nichts damit zu tun.«
Der Indianer in der Hängematte blickte starr an die Decke. Aus beiden Nasenlöchern rann Blut. Er atmete nicht mehr. Dakii kniete mit gesenktem Kopf neben seinem Häuptling.
»Er war auf der Stelle tot. Offenbar ein Gehirnschlag.« Kouwe blickte wieder Nate an. »Was du erlebt hast, stammte nicht vom Schamanen.«
Nate hatte Mühe, klar zu denken. Sein Gehirn war zu groß für seinen Schädel. »Dann war es wohl mein Unbewusstes«, sagte er. »Schon als ich die Nüsse zum ersten Mal sah, fiel mir auf, dass sie

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