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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Gorillas?«
»Nein, die gibt’s auch nur in Afrika – aber wir haben andere Affen gesehen.«
Jessica machte große Augen. »Kannst du einen für mich fangen und mit nach Hause bringen? Ich hab mir schon immer einen Affen gewünscht.«
»Ich glaube, das würde dem Affen aber gar nicht gefallen. Er hat hier seine eigene Mommy, weißt du.«
Kellys Mutter legte Jessica den Arm um die Schulter. »Und ich glaube, wir sollten deine Mommy jetzt schlafen lassen. Sie muss früh aufstehen, genau wie du.«
Jessica zog eine Schnute.
Kelly beugte sich näher an den Bildschirm. »Ich hab dich lieb, Jessie.«
Jessica winkte in die Kamera. »Bye, Mommy.«
Ihre Mutter lächelte sie an. »Sei vorsichtig, Liebes. Ich wär gern bei dir.«
»Du hast genug Arbeit zu Hause. Ist das … äh …« Sie blickte rasch Jessie an. »… das Paket eingetroffen?«
Das Gesicht ihrer Mutter nahm einen ernsteren Ausdruck an. »Durch die Zollabfertigung in Miami ging es gegen sechs, hier in Virginia ist es um zehn eingetroffen, wo es gleich ins Instar Institute gebracht wurde. Dein Vater ist noch dort und bereitet alles für die morgige Untersuchung vor.«
Kelly nickte, erleichtert darüber, dass Clarks Leichnam wohlbehalten in den Staaten eingetroffen war.
»Ich muss jetzt Jessie ins Bett bringen, aber morgen Abend berichte ich dir bei der abendlichen Besprechung von den Fortschritten. Pass gut auf dich auf.«
»Keine Sorge. Ich habe ein Spitzenteam von zehn Army Rangern als Bodyguards. Hier ist es weniger gefährlich als auf den Straßen von Washington.«
»Trotzdem solltet ihr beide gut aufeinander aufpassen.«
Kelly blickte zu Frank hinüber, der sich noch mit Richard Zane unterhielt. »Das machen wir.«
Ihre Mutter warf ihr eine Kusshand zu. »Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch, Mom.« Der Bildschirm wurde schwarz.
Kelly klappte den Laptop zu, dann ließ sie sich am Tisch auf einen Stuhl fallen; auf einmal fühlte sie sich erschöpft. Sie blickte die anderen an. Ihre Ausrüstung war bereits verpackt und an Bord des Huey verstaut. Vorübergehend aller Verantwortung ledig, trat ihr wieder die rote, spiralförmige Tätowierung vor Augen, die von einer blauen Hand ausging – das Symbol der Ban-ali, des geheimnisumwitterten Indianerstammes.
Zwei Fragen beschäftigten sie: Gab es einen solchen Stamm, der über mythische Kräfte verfügte? Und falls ja, konnten dann zehn bewaffnete Ranger etwas gegen ihn ausrichten?

      

3
DIE ÄRZTIN UND DIE HEXE

    6. August, 11.45 Uhr
Cayenne, Französisch-Guayana
    Louis Favre wurde häufig als Halunke und Trunkenbold bezeichnet, doch das sagte ihm nie jemand ins Gesicht. Niemals. Der arme Tropf, der das gewagt hatte, saß jetzt auf seinem Hintern in der Gasse hinter dem Hotel Seine, einem großen, heruntergekommenen Kolonialbau, der auf einem Hügel über der Hauptstadt von Französisch-Guayana lag.
    Eben noch, in der dunklen Hotelbar, war der Missetäter in aufrechter Haltung gegenüber einem anderen Stammgast handgreiflich geworden, einem über achtzigjährigen Überlebenden der berüchtigten Strafkolonie auf der Teufelsinsel. Louis hatte noch nie mit dem alten Mann gesprochen, doch der Barkeeper hatte ihm seine Geschichte erzählt. Wie so viele Gefangene, die man von Frankreich hierher geschafft hatte, war er zweifach verurteilt worden: Für jedes Jahr, das er in dem Höllenloch zehn Meilen vor der Küste verbrachte, musste er anschließend noch die gleiche Anzahl an Jahren in Französisch-Guayana absitzen. Auf diese Weise sicherte Frankreich seine Präsenz in der Kolonie. Und wie die Regierung gehofft hatte, blieben die meisten dieser bedauernswerten Seelen hier hängen. Was für ein Leben hätten sie in Frankreich nach so langer Zeit auch schon zu erwarten gehabt?
    Louis hatte diesen Mann schon häufiger beobachtet; eine verwandte Seele, ein Exilant wie er. Er beobachtete, wie er seinen Bourbon trank, las die Falten in seinem vom Alter gezeichneten, hoffnungslosen Gesicht. Er schätzte diese stillen Momente.
    Und als der angetrunkene Engländer gestolpert und gegen den Ellbogen des Alten gestoßen war, sodass jener seinen Drink umstieß, um dann ohne eine Entschuldigung einfach weiterzuschlurfen, hatte Louis Favre sich erhoben und den Mann zur Rede gestellt.
    »Verpiss dich, Franzmann!«, hatte der junge Mann gelallt.
    Louis verstellte ihm den Ausgang aus der Bar. »Entweder Sie bestellen meinem geschätzten Freund einen neuen Drink oder wir machen die Sache unter uns aus.«
    »Zieh Leine, du besoffener

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