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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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rief ihm der hinter dem Tresen stehende Concierge höflich zu.
»Durchaus, Claude«, erwiderte Favre mit einem Kopfnicken. »Ausgesprochen zufriedenstellend.« Louis ging zum kleinen Hotelaufzug, ein antiker Käfig aus Schmiedeeisen und Holz, der mit Mühe und Not zwei Personen fasste. Er drückte den Knopf zur sechsten Etage, wo seine Suite lag. Er brannte darauf, die Neuigkeit weiterzugeben.
Der Aufzug stieg klirrend, ächzend und seufzend in die Höhe. Oben angekommen, eilte Louis über den schmalen Flur zum nächsten Zimmer. Wie eine Hand voll andere Gäste, die dauerhaft im Hotel Seine wohnten, hatte Louis eine Suite gemietet. Sie umfasste zwei Schlafzimmer, eine beengte Küche, ein geräumiges Wohnzimmer, dessen Türen auf einen Balkon mit schmiedeeisernem Geländer hinausgingen, und sogar ein kleines Arbeitszimmer mit Bücherregalen. Die Suite war nicht besonders luxuriös, entsprach aber seinen Bedürfnissen. Das Dienstpersonal war diskret und an die Exzentrizitäten der Gäste gewöhnt.
Louis schloss auf und trat ein. Zwei Dinge fielen ihm auf Anhieb auf. Zunächst ein vertrauter, erregender Geruch. Er stammte von einem Topf auf dem kleinen Gasofen, in dem Ayahuasca-Blätter vor sich hin köchelten. Daraus wurde ein starker halluzinogener Tee gewonnen, das so genannte Natem .
Als zweites bemerkte er das Winseln des Faxgeräts, das aus dem Arbeitszimmer drang. Seine neuen Arbeitgeber hielten ihre Zusagen jedenfalls ein.
»Tshui!«, rief er.
Er erwartete keine Antwort, doch es war Sitte beim Stamm der Shuar, sich beim Betreten einer Behausung mit Namen zu melden. Er bemerkte, dass die Schlafzimmertür angelehnt war.
Lächelnd ging er ins Arbeitszimmer und beobachtete, wie ein weiteres Blatt Papier aus dem Gerät ausgestoßen wurde und auf den wachsenden Stapel fiel. Die Einzelheiten der geplanten Unternehmung. »Tshui, ich habe wundervolle Neuigkeiten.«
Louis nahm den obersten Ausdruck vom Faxstapel und warf einen Blick darauf. Es handelte sich um eine Liste der Teilnehmer der US-Expedition.
    10.45 Uhr MITTEILUNG der Basisstation Alpha
    Op. AMAZONAS: Zivile Expeditionsteilnehmer
    (1) Kelly O’Brien, Dr. med. – MEDEA
    (2) Francis O’Brien – Umweltabteilung, CIA
    (3) Olin Pasternak – Direktorium für Wissenschaft und Technologie, CIA
    (4) Richard Zane, Dr. phil. – Forschungsleiter bei Tellux 
    (5) Anna Fong, Dr. phil. – Angestellte bei Tellux Pharmaceutical
      
    Op. AMAZONAS milit. Unterstützung: 75. Einheit der Army Ranger
    Captain: Craig Waxman Staff
    Sergeant: Alberto Kostos
    Corporals: Brian Conger, James DeMartini, Rodney Graves, Thomas Graves, Dennis Jorgensen, Samad Yamir
      
    Op. AMAZONAS: vor Ort rekrutierte Teilnehmer
    (1) Manuel Azevedo – FUNAI, brasilianischer Staatsangehöriger
    (2) Resh Kouwe, Dr. phil. – FUNAI, Vertreter der Eingeborenenvölker
    (3) Nathan Rand, Dr. phil. – Ethnobotaniker, US-Bürger
      
    Den letzten Namen auf der Liste hätte Louis beinahe übersehen. Er krallte die Finger um den Ausdruck. Nathan Rand , der Sohn Carl Rands. Ja, das machte Sinn. Wenn nach seinem Vater gesucht wurde, wollte der Junge natürlich dabei sein. Er schloss die Augen, schwelgte in der günstigen Wendung des Schicksals. Die Götter des finsteren Dschungels waren ihm offenbar gnädig gesonnen. Die Rache, der der Vater entgangen war, würde den Sohn treffen. Das hatte etwas Biblisches.
    Wie er so dastand, vernahm er aus dem angrenzenden Raum, dem großen Schlafzimmer, ein leises Rascheln. Er ließ das Fax auf den Stapel gleiten. Mit den Einzelheiten und der Ausarbeitung eines Plans konnte er sich später befassen. Im Moment wollte er einfach bloß sein Glück genießen.
    »Tshui!«, rief er erneut und ging zur Schlafzimmertür. Er zog sie auf und stellte fest, dass das Zimmer von Kerzen und einem Duftlämpchen erhellt war. Seine Geliebte lag nackt auf dem breiten Himmelbett. Das weiße Moskitonetz war zurückgeschlagen. Die kleine Shuar-Frau ruhte auf den Kissen, die auf dem elfenbeinfarbenen Laken aufgehäuft waren. Ihre bronzefarbene Haut schimmerte im Kerzenschein. Das lange schwarze Haar war um sie ausgebreitet und ihre Augen waren schwerlidrig von Leidenschaft und Natem-Tee. Zwei Tassen standen auf dem kleinen Nachttisch, die eine leer, die andere voll.
    Wie gewöhnlich stockte Louis auch diesmal wieder beim Anblick seiner Geliebten der Atem. Er hatte die Schönheit vor drei Jahren in Ecuador kennen gelernt. Damals war sie die Frau eines Shuar-Häuptlings gewesen, bis die

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