Operation Amazonas
Wichser.« Der Mann versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen.
Louis seufzte, dann schlug er mit der Faust zu und verpasste dem Mann eine blutige Nase. Er packte ihn am Revers. Die anderen Stammgäste blickten angestrengt in ihre Drinks. Louis zerrte den unhöflichen jungen Mann, der von dem Schlag und dem vielen Alkohol noch ganz benommen war, auf die Gasse hinaus.
Dort machte er sich daran, eine Entschuldigung aus dem Mann herauszuprügeln – doch mit den ausgeschlagenen Zähnen im Mund fiel jenem das Sprechen bereits schwer. Als Louis ihn genug getreten und geschlagen hatte, lag der Fremde in einer Lache aus Pisse und Blut in der Gosse. Louis trat ein letztes Mal mit aller Kraft zu, vernahm das Knacken der Rippen. Mit einem zufriedenen Nicken setzte er den weißen Panamahut auf, den er zuvor auf einer Mülltonne abgelegt hatte, und strich den Leinenanzug glatt. Er besah sich seine Schuhe aus elfenbeinfarbenem Patentleder. Stirnrunzelnd holte er ein blütenweißes Taschentuch hervor und wischte das Blut von den Schuhkappen. Er blickte finster auf den Engländer nieder, setzte zu einem allerletzten Tritt an, besann sich dann jedoch im Hinblick auf seine frisch polierten Schuhe eines Besseren.
Er rückte den Hut zurecht, betrat wieder die Bar und winkte dem Barmann. Er zeigte auf den alten Mann. »Bitte machen Sie meinem Freund einen neuen Drink.«
Der spanische Barkeeper nickte und langte nach der Bourbonflasche.
Louis fing seinen Blick auf und schwenkte mahnend den Zeigefinger.
Der Barmann wurde sich seines Fauxpas bewusst und biss sich schuldbewusst auf die Lippen. Für Louis war das Beste gerade gut genug, auch dann, wenn er Freunden einen Drink spendierte. Der zurechtgewiesene Barmann griff zu einer Flasche alten Glenlivets, das Beste, was das Haus zu bieten hatte.
»Merci.« Jetzt, da alles geregelt war, wandte Louis sich zum Eingang der Hotellobby, wo er beinahe gegen den Concierge gestoßen wäre.
Der kleine Franzose verneigte und entschuldigte sich überschwänglich. »Dr. Favre! Ich habe nach Ihnen gesucht«, sagte er atemlos. »Am Telefon ist jemand aus Übersee.« Er reichte Louis einen gefalteten Zettel. »Er wollte keine Nachricht hinterlassen und meinte, es sei dringend.«
Louis entfaltete den Zettel und las den in säuberlichen Druckbuchstaben geschriebenen Namen: St. Savin Biochimique Compagnie. Ein französisches Pharmaunternehmen. Er faltete das Papier wieder zusammen und steckte es in die Brusttasche. »Ich nehme den Anruf entgegen.«
»Wir haben da einen privaten Salon –«
»Ich weiß, wo der ist«, erwiderte Louis. Dort hatte er bereits mehrere geschäftliche Anrufe entgegengenommen.
Gefolgt vom Concierge näherte er sich dem kleinen Raum neben der Rezeption. Er ließ den Mann an der Tür stehen und setzte sich in einen kleinen Polstersessel, der nach Schimmel und einer Mischung aus abgestandenem Eau de Cologne und Schweiß roch. Louis nahm den Hörer ab. »Dr. Louis Favre«, sagte er energisch.
» Bonjour, Dr. Favre«, tönte es aus dem Hörer. »Wir würden gern Ihre Dienste in Anspruch nehmen.«
»Da Sie meine Nummer haben, nehme ich an, dass Sie auch meine Preisliste kennen.«
»In der Tat.«
»Und dürfte ich fragen, welche Dienstleistungsklasse Sie wünschen?«
»Première.«
Louis krampfte unwillkürlich die Finger um den Hörer. Erste Klasse. Das bedeutete ein Honorar im sechsstelligen Bereich. »Ort?«
»Der brasilianische Regenwald.«
»Und das Ziel?«
Der Mann sprach schnell. Louis hörte zu, ohne sich Notizen zu machen. Jede Zahl und jeden Namen prägte er sich ein, besonders einen . Louis kniff die Augen zusammen. Er straffte sich. Der Mann kam zum Ende. »Das US-Team muss aufgespürt werden, und was immer es findet, muss ihm abgenommen werden.«
»Und das andere Team?«
Keine Antwort, bloß Rauschen und Knistern.
»Ich verstehe und bin einverstanden«, sagte Louis. »Die Hälfte des Honorars muss morgen bis Geschäftsschluss auf meinem Konto eingetroffen sein. Des Weiteren sollten Sie alle Informationen über das US-Team und dessen Ausrüstung so bald wie möglich an meine private Faxnummer übermitteln.« Er gab die Nummer durch.
»Ist in einer Stunde erledigt.«
»Très bon.«
Es klickte in der Leitung, das Geschäft war besiegelt.
Louis legte den Hörer auf und lehnte sich zurück. Die Gedanken an das Geld und die zahllosen Dinge, die geregelt werden mussten, um ein eigenes Team aufzustellen, traten einstweilen in den Hintergrund. In diesem Moment leuchtete ein Name wie
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