Operation Amazonas
noch Kanister mit Treibstoff und weitere Vorräte herabgelassen.
Dies war die letzte Lieferung. Von jetzt an würde das Team außerhalb der Reichweite der Hueys operieren und musste daher auf Luftunterstützung verzichten. Bislang hatten sie vierhundert Meilen zurückgelegt. Jetzt konnte sie nur noch der schwarze Comanche erreichen. Auf den schlanken Kampfhubschrauber würden sie jedoch nur im Notfall zurückgreifen, etwa wenn ein Verletzter abtransportiert werden musste oder falls ein Luftangriff vonnöten war. Ansonsten waren sie ganz auf sich allein gestellt.
Als Nate seinen Rundgang beendet hatte, ging er zum Lager zurück. Corporal Conger beugte sich gerade über ein Reisigbündel. Mit einem Streichholz versuchte er, das darunter aufgehäufte Laub anzuzünden. Das vom Hüttendach herabtropfende Wasser löschte jedoch die Flamme. »Verdammt!«, fluchte der junge Texaner und schleuderte das Streichholz angewidert weg. »Alles ist scheißnass. Ich sollte vielleicht eine Magnesiumfackel anbrechen und das Feuer damit anzünden.«
»Heben Sie sich die besser für Wichtigeres auf«, wies Captain Waxman ihn an. »Notfalls gibt es halt kaltes Essen.«
Manny stöhnte. Er war durchnässt bis auf die Haut. Nur Tortor wirkte noch deprimierter als er. Der Jaguar stapfte bedrückt hinter seinem Herrn her, das Fell tropfnass, mit hängenden Ohren. Nichts sah jämmerlicher aus als eine nasse Katze, selbst dann, wenn sie hundert Kilo wog.
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Nate und zog damit einige Blicke auf sich.
»Ich kenne einen alten Indianertrick.«
Er ging wieder in den Wald und suchte nach einem speziellen Baum, der ihm bei seinem Rundgang aufgefallen war. Manny und Captain Waxman folgten ihm. Kurz darauf hatte er den kleinen Baum mit der charakteristischen rauen, grauen Rinde gefunden. Er zog die Machete aus der Scheide und ritzte die Rinde. Ein dickes, braunrotes Harz sickerte heraus. Er berührte den Saft und hielt Waxman den Finger unter die Nase.
Der Captain schnupperte daran. »Riecht wie Terpentin.«
Nate klopfte gegen den Baumstamm. »Das ist ein Kopalbaum, abgeleitet vom aztekischen Wort für Harz, copalli . Bäume dieser Familie findet man überall in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Er wird für verschiedene Zwecke verwendet: zur Wundheilung, zur Behandlung von Diarrhöe und zur Linderung von Erkältungssymptomen. Sogar in der modernen Zahnheilkunde.«
»In der Zahnheilkunde?«, fragte Manny.
Nate reckte den klebrigen Finger. »Wenn Sie schon mal eine Füllung bekommen haben, dann haben Sie auch das Zeug im Mund.«
»Und was haben wir davon?«, fragte Waxman.
Nate kniete sich hin und wühlte am Fuß des Baums im Laub. »Kopal ist reich an Kohlenwasserstoffen. Kürzlich wurde es sogar auf seine Eignung als Treibstoff untersucht. Mit Kopal läuft der Motor runder und effizienter als mit Benzin.« Nate hatte das Gesuchte gefunden. »Den Indianern ist diese Eigenschaft allerdings schon seit einer Ewigkeit bekannt.«
Nate richtete sich auf, in der Hand einen faustgroßen gehärteten Harzklumpen. »Könnte ich ein Streichholz haben?«
Captain Waxman nahm eins aus einer wasserdichten Schachtel.
Nate strich das Streichholz an der Rinde an und hielt die Flamme an eine Ecke des Harzklumpens. Der entzündete sich mit blassblauer Flamme. Sie gingen zurück zum Lager. »Die indianischen Jäger verwenden das Harz seit Jahrhunderten dazu, bei Regen Lagerfeuer anzuzünden. Es brennt stundenlang und vermag selbst feuchtes Holz zu entzünden.«
Auch andere Teammitglieder wurden auf die Flamme aufmerksam. Kelly trat zu ihnen, als Nate den Harzklumpen zwischen Laub und Zweige bettete. Kurz darauf fingen Zunder und Holz Feuer. Flammen loderten empor.
»Gut gemacht«, sagte Frank und wärmte sich sogleich die Hände.
Nate bemerkte, dass Kelly ihn mit dem Anflug eines Lächelns um die Lippen ansah. Es war ihr erstes Lächeln seit vierundzwanzig Stunden.
Nate räusperte sich. »Mir brauchen Sie nicht zu danken«, murmelte er. »Bedanken Sie sich bei den Indianern.«
»Dazu könnten wir bald Gelegenheit haben«, meinte hinter ihnen Kouwe.
Alle drehten sich um.
Der Professor und Corporal Jorgensen näherten sich ihnen.
»Wir haben ein Dorf entdeckt«, verkündete Jorgensen aufgeregt. Er zeigte in die Richtung, in der sie nach Essbarem gesucht hatten. »Bloß eine Viertelmeile flussaufwärts. Es ist verlassen.«
»Zumindest scheint es so«, bemerkte Kouwe mit einem viel sagenden Blick auf Nate.
Nate machte große
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