Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
schlanke, schwarzhäutige Maronen aus Surinam, dunkelhäutige Kolumbianer, die ansonsten im Drogenhandel tätig waren. Ungeachtet aller Unterschiede hatten die Männer eines gemeinsam: Sie waren harte Burschen, geprägt vom Dschungel und von dessen blutigem Überlebenskampf.
    Neben den Hängematten lagen säuberlich aufgereiht in Segeltuch gehüllte Flinten und Gewehre. Die Bewaffnung war ebenso vielfältig wie die Zusammensetzung der Gruppe: deutsche MP5 von Heckler&Koch, tschechische Skorpions, Minimaschinengewehre von Ingram, Uzis aus israelischer Fertigung und ein paar veraltete britische Gewehre von Sten. Jeder Mann hatte seine Lieblingswaffe. Louis’ Waffe der Wahl war die kompakte Mini-Uzi. Sie besaß die gleiche Feuerkraft wie ihr größerer Bruder, maß aber lediglich fünfunddreißig Zentimeter. Louis mochte ihr kompaktes Design; sie war klein, aber mordsgefährlich, genau wie er.
    Einige Männer waren damit beschäftigt, ihre Macheten zu schärfen. Die Schleifgeräusche mischten sich mit dem Gezwitscher der erwachenden Vögel und dem Gebell der Affen. Wenn es Mann gegen Mann ging, war eine scharfe Klinge nützlicher als ein Gewehr.
    Während er das Lager musterte, näherte sich ihm sein Stellvertreter, ein hoch gewachsener Marone namens Jacques. Mit dreizehn war Jacques aus seinem Dorf verstoßen worden, nachdem er ein Mädchen eines Nachbardorfes vergewaltigt hatte. Eine Narbe zeugte noch vom damaligen Ausflug in den Urwald. Eine Seite der Nase hatte er bei einem Piranha-Angriff verloren. Er neigte respektvoll den Kopf. »Doktor.«
    »Ja, Jacques.«
»Frau Tshui lässt ausrichten, sie sei jetzt bereit.«
Louis seufzte. Endlich. Der Gefangene war ein besonders schwieriger Fall gewesen.
    Louis langte in die Tasche, zog die Hundemarke hervor und klimperte damit. Er ging zu dem etwas abseits gelegenen Zelt am Rand des Lagers hinüber. Normalerweise teilten sich Louis und Tshui das tarnfarbene Zelt, doch heute Nacht war es anders gewesen. Tshui hatte sich ihrem neuen Gast allein gewidmet.
    »Tshui, meine Liebe«, sagte Louis, »ist unser Besucher bereit, mich zu empfangen?« Er öffnete die Zeltklappe und trat gebückt hindurch.
    Im Innern des Zeltes war es unerträglich heiß. In der Ecke brannte ein kleines Kohlebecken. Seine Geliebte kniete nackt neben einem kleinen Kocher und zündete gerade ein Bündel getrockneter Blätter an. Aromatischer Rauch kräuselte sich in Spiralen empor. Sie erhob sich. Ihre mokkafarbene Haut war von einer glänzenden Schweißschicht bedeckt.
    Louis verschlang sie mit den Augen. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle genommen, doch er hielt sich zurück. Heute Morgen hatten sie einen Gast.
    Er wandte sich dem Mann zu, der splitternackt auf dem Boden lag. Sein einziges Kleidungsstück war ein Ballknebel. Louis wandte den Blick von dem blutigen Körper ab.
    Die Hundemarke des Mannes noch immer in der Hand, nahm Louis auf einem Klappstuhl Platz. Er las den Namen von der Hundemarke ab. »Corporal James DeMartini«, sagte er in ungelenkem Englisch, dann schaute er hoch. »Ich habe aus verlässlicher Quelle erfahren, dass Sie bereit sind zu kooperieren.«
    Der Mann stöhnte, Tränen strömten ihm aus den Augen. »Heißt das ja?«
Der Ranger, ein geschlagener, gequälter Hund, nickte und
    zuckte vor Schmerzen zusammen. Louis musterte den Mann. Was tut mehr weh?, überlegte er. Die Folter oder der Moment, da man gebrochen wird?
    Seufzend nahm er dem Mann den Knebel ab. Louis brauchte Informationen. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass häufig Kleinigkeiten über Erfolg oder Misserfolg einer Mission entschieden. Er verfügte bereits über zahlreiche Informationen über das gegnerische Team – einen Teil hatte St. Savin geliefert, der Rest stammte aus einer unmittelbareren Quelle.
    Trotzdem war Louis noch nicht zufrieden.
Den jungen Corporal hatte er entführt, weil die anderen Informationsquellen bedauerlich wenig Einzelheiten zu Feuerkraft, Codewörtern und Einsatzplänen der Army Ranger erbracht hatten. Außerdem gab es bei solchen Einsätzen stets geheime militärische Ziele, Befehle, die ausschließlich für die Ohren der Militärs bestimmt waren. Nicht zuletzt hatte Louis die Entführung als Herausforderung betrachtet, als einen kleinen Test für ihre Einsatzbereitschaft.
    Die Operation war reibungslos vonstatten gegangen. Ein kleines, mit Nachtsichtgeräten ausgerüstetes Team hatte sich über den Fluss ans Lager angeschlichen. Als sich die Gelegenheit bot, hatten sie

Weitere Kostenlose Bücher