Operation Amazonas
entdeckt?« Louis hatte ihn beauftragt, zusammen mit zwei anderen Männern die Ursache der Explosion zu erforschen, die kurz nach Mitternacht stattgefunden hatte. Kurz zuvor hatten sie sich zur Nachtruhe begeben. Am Abend, bei Sonnenuntergang, hatte Louis von dem Shabano und dem Gemetzel an den Dorfbewohnern erfahren. Und Stunden später dann die Explosion …
Was ging dort vor?
»Sir, das Dorf wurde niedergebrannt … und auch der umliegende Wald. Wegen der vielen kleinen Brände kamen wir nicht besonders nah heran. Vielleicht morgen früh.«
»Und die andere Gruppe?«
Jacques blickte auf seine Füße nieder. »Verschwunden, Sir. Ich habe ihnen Malachim und Toady nachgeschickt.«
Louis ballte eine Hand zur Faust und verfluchte sein übermäßiges Selbstvertrauen. Nach der erfolgreichen Entführung eines der Soldaten hatte er sich seiner Beute sicher geglaubt. Und jetzt das! Wahrscheinlich waren sie auf einen seiner Fährtensucher aufmerksam geworden. Jetzt, da der Fuchs die Witterung der Jagdhunde aufgenommen hatte, war Louis’ Mission erheblich schwieriger geworden. »Die anderen Männer sollen sich sammeln. Wenn die Ranger vor uns weglaufen, dürfen wir den Abstand nicht zu groß werden lassen.«
»Ja, Sir. Aber ich bin mir gar nicht sicher, dass sie vor uns geflohen sind.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Als wir zu dem Feuer gepaddelt sind, wurde aus einem Nebenarm ein Toter angespült.«
»Ein Toter?« Louis fürchtete schon, es könnte sich um seinen Maulwurf handeln, den man getötet und dann als Warnung in den Fluss geworfen hatte.
Jacques schlug die nasse Decke auseinander und ließ den Inhalt auf den laubbedeckten Urwaldboden fallen. Es handelte sich um einen Männerkopf. »Den haben wir in der Nähe gefunden.«
Louis ließ sich stirnrunzelnd auf die Knie sinken und untersuchte das, was vom Kopf noch übrig war. Das Gesicht war weggefressen, doch dem rasierten Schädel nach zu schließen, handelte es sich um einen Ranger.
»Auch der Rumpf war bis aufs Skelett abgenagt«, sagte Jacques.
Louis schaute hoch. »Was ist passiert?«
»Piranhas, würde ich sagen, den Bisswunden nach zu schließen.«
»Sind Sie sicher?«
»Verdammt sicher.« Jacques betastete seine halbe Nase, was Louis daran erinnerte, dass sein Lieutenant als Junge intime Bekanntschaft mit diesem gefräßigen Raubfisch gemacht hatte.
»War er schon tot, als er gefressen wurde?«
Jacques zuckte die Schultern. »Wenn nicht, tut mir der arme Bursche nachträglich Leid.«
Louis richtete sich auf. Er blickte auf den Fluss hinaus. »Was zum Teufel geht hier vor?«
10
DIE FLUCHT
14. August, 3.12 Uhr Amazonas-Dschungel
Umringt von den mittlerweile auf sieben Männer und eine Frau zusammengeschrumpften Rangern stand Nate auf der Erhebung inmitten der anderen Zivilisten. Sozusagen ein Bodyguard für jeden, dachte Nate.
»Wie wär’s, wenn wir uns mit Napalm den Weg freibomben würden?«, schlug Frank vor, der neben Captain Waxman stand. »Wir lassen die Bombe den Hang hinunterrollen und gehen hier in Deckung.«
»Das wäre unser aller Tod. Entweder wir verschmoren, oder wir stecken zwischen dem brennenden Wald und den giftigen Viechern fest.«
Frank blickte seufzend in den dunklen Wald. »Und was ist mit Granaten? Wir könnten eine ganze Salve abschießen und so eine Bresche schlagen.«
Waxman runzelte die Stirn. »Das wäre aufgrund des zu geringen Abstands zu gefährlich, außerdem wäre kein Verlass darauf, dass wir inmitten der Bäume ausreichend viele dieser Monster töten würden. Ich schlage vor, wir versuchen den Hügel zu verteidigen und so lange durchzuhalten, bis es hell wird.«
Frank verschränkte die Arme vor der Brust, wenig angetan von diesem Plan.
Hin und wieder erhellte ein Feuerstoß die Nacht; Corporal Okamoto und Private Carrera hatten an den gegenüberliegenden Hängen Wachposten bezogen. Zwar war es bereits eine halbe Stunde her, dass sie die Tiere zuletzt gesehen hatten, doch sie waren noch da. Im Wald herrschte eine Totenstille; keine Rufe von Affen, kein Vogelgezwitscher. Sogar das Zirpen und Sirren der Insekten klang gedämpft. Außerhalb der Reichweite der Taschenlampen aber war das Rascheln der unsichtbaren Belagerer zu hören, die durchs Unterholz krochen.
Ein Blick durch die Nachtsichtgeräte ergab, dass die Tiere noch immer am Ufer herumhüpften. Als Kiemenatmer mussten sie in regelmäßigen Abständen ins Wasser zurückkehren und Sauerstoff tanken.
Manny kniete in der Nähe auf dem laubbedeckten Boden
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