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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Ansteckungsgefahr wusste, hatte sie sich vor diesen Worten gefürchtet. Jessie ist krank …
Ihr Vater hatte bemerkt, dass sie zusammengesackt und bleich geworden war. Frank legte ihr den Arm um die Schultern, drückte sie an sich.
»Kelly«, sagte ihr Vater. »Wir wissen noch nicht, ob sie sich angesteckt hat. Sie hat Fieber und spricht bereits auf die Medikamente an. Eben noch hat sie Eis gegessen und munter mit uns geplaudert.«
Lauren legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter und sah ihn an. »Es ist doch nicht das Sumpffieber, was meinst du, Lauren?«
Ihre Mutter lächelte. »Bestimmt nicht.«
Frank seufzte. »Gott sei Dank. Zeigt sonst noch jemand Symptome?«
»Bislang niemand«, versicherte ihnen ihr Vater.
Kelly aber ließ ihre Mutter nicht aus den Augen. Ihr Lächeln wirkte angestrengt und gezwungen. Sie schlug den Blick nieder.
Kelly schloss die Augen. O mein Gott …
»Wir sehen uns bald wieder«, sagte ihr Vater zum Abschluss.
Frank stupste Kelly an.
Sie nickte. »Bis bald …«
Zane meldete sich zu Wort. »Was hat Ihr Vater damit gemeint, als er sagte, er würde Sie bald wieder sehen? Was soll das mit dem revidierten Plan? Was geht hier vor?«
Frank drückte Kelly noch einmal an sich. »Jessie geht es gut«, flüsterte er. »Du wirst sie sehen, wenn du heimkommst.« Er wandte sich zu Zane um.
Kelly blieb wie erstarrt vor dem Laptop sitzen, während hinter ihr ein heftiger Streit entbrannte. Im Geiste sah sie wieder vor sich, wie sich das Lächeln ihrer Mutter verflüchtigt und sie beschämt den Blick niedergeschlagen hatte. Sie kannte ihre Mutter besser als jeder andere, wahrscheinlich sogar besser als ihr Vater. Ihre Mutter hatte gelogen. Sie hatte die schreckliche Wahrheit hinter den beschwichtigenden Worten nicht verbergen können.
Jessie hatte sich angesteckt. Das glaubte jedenfalls ihre Mutter. Davon war Kelly überzeugt. Und wenn ihre Mutter das glaubte …
Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Die beiden aufgeregt diskutierenden Männer achteten nicht auf sie.
Sie schlug die Hand vors Gesicht. Ach Gott … nicht das …

       
11
ANGRIFF AUS DER LUFT
     
    14. August, 13.24 Uhr Amazonas-Dschungel
    Nate fand keinen Schlaf. Eigentlich hätte er für die nächste Etappe Kraft schöpfen sollen. In gerade mal einer Stunde würden sie wieder aufbrechen, doch die unbeantworteten Fragen kreisten hartnäckig in seinem Kopf. Er blickte sich im Lager um. Die eine Hälfte der Expeditionsteilnehmer schlief, die andere beriet leise über die bevorstehende Aufteilung.
    »Wir sollten ihnen einfach folgen«, schlug Zane vor. »Was können sie schon machen, sollen sie uns etwa erschießen?«
»Wir sollten uns an die Vorgaben halten«, meinte Kouwe ruhig. Nate aber wusste, dass der Professor ebenso wenig erfreut über die Wendung war wie der Vertreter von Tellux.
Nate wandte ihnen den Rücken zu, hatte jedoch Verständnis für ihre Verärgerung. Hätte er zurückbleiben müssen, hätte man ihn schon an Händen und Füßen fesseln müssen, um ihn daran zu hindern, auf eigene Faust weiterzumarschieren.
Jetzt, da er sich auf die Seite gedreht hatte, konnte er Kellys Hängematte sehen. Sie war die Einzige, die keinen Protest erhoben hatte. Die Sorge um ihre Tochter stand bei ihr eindeutig an erster Stelle. Auf einmal wälzte Kelly sich auf die andere Seite und erwiderte seinen Blick. Ihre Augen waren ganz verschwollen.
Nate gab es auf, einschlafen zu wollen, und glitt aus der Hängematte. Er ging zu Kelly hinüber und kniete sich neben sie. »Jessie wird schon nichts passieren«, murmelte er.
Kelly blickte ihn schweigend an, dann sagte sie mit leiser, gequälter Stimme: »Sie hat sich angesteckt.«
Nate runzelte die Stirn. »Das flüstert Ihnen bloß die Angst ein. Es gibt keinen Beweis dafür –«
»Ich hab’s in den Augen meiner Mutter gesehen. Sie konnte noch nie etwas vor mir verbergen. Sie weiß, dass Jessie sich angesteckt hat, und will mich bloß schonen.«
Nate wusste nicht, was er sagen sollte. Er langte unter dem Netz hindurch und legte ihr die Hand auf die Schulter. Eine Weile tröstete er sie schweigend und appellierte an ihre Willensstärke, dann sagte er leise, aber mit großer Eindringlichkeit: »Sollte es wirklich stimmen, dann werde ich dort draußen irgendwo ein Heilmittel finden. Das verspreche ich Ihnen.«
Dies brachte ihm ein müdes Lächeln ein. Ihre Lippen bewegten sich, doch sie brachte keinen Ton heraus. Nate aber hatte sie auch so verstanden. Danke. Eine einzelne Träne rollte

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