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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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wiederholte Manny irritiert und nahm die Bürste von Anna entgegen. »Dann hätten wir das andere Team ebenso gut begleiten können.«
»Captain Waxman hat bloß seine Befehle befolgt«, meinte Jorgensen achselzuckend.
»Und was ist mit dem Comanchen, der in Wauwai stationiert ist?«, fragte Zane, der sich in seiner Hängematte fläzte, aber insgeheim vor Wut schäumte.
Private Carrera, die gerade ihre Waffe reinigte, übernahm die Antwort. »Das ist bloß ein zweisitziger Kampfhubschrauber. Außerdem dient er als Eingreifreserve für den Fall, dass das andere Team Unterstützung braucht.«
Manny schüttelte den Kopf und blickte verstohlen zu Kelly O’Brien hinüber. Sie saß niedergeschlagen in ihrer Hängematte und stierte vor sich hin. Das Warten war für sie am schlimmsten. Jetzt würde es noch zwei Tage länger dauern, bis sie zu ihrer kranken Tochter konnte.
Kouwe, der bei dem großen Paranussbaum stand, ergriff das Wort. Er hatte die Zeichen untersucht, die Clark mit einem Messer in die Rinde geritzt hatte, und nun legte er fragend den Kopf schief. »Riecht außer mir noch jemand den Rauch?«
Manny schnüffelte, doch ihm fiel nichts auf.
Anna kräuselte die Stirn. »Ich rieche etwas …«
Kouwe trat um den Baumstamm herum und reckte witternd die Nase. Obwohl er seit langem nicht mehr im Regenwald lebte, waren seine Sinne doch nach wie vor geschärft. »Da!«, rief er von der anderen Seite des Baums.
Die anderen folgten ihm. Carrera setzte eilig das M-16 zusammen und erhob sich.
Südlich vom Lager, etwa dreißig Meter im Wald, flackerten im Halbdunkel kleine Flammen über den Boden. Durch eine Lücke im Blätterdach stieg eine dünne Rauchfahne in den Himmel.
»Ich sehe mir das mal an«, erklärte Jorgensen. »Die anderen bleiben bei Carrera.«
»Ich komme mit«, sagte Manny. »Wenn dort jemand ist, wird Tor-tor ihn wittern.«
Jorgensen löste daraufhin die M-9 von seinem Gürtel und reichte sie Manny. Vorsichtig drangen sie ins Walddunkel ein. Auf ein Zeichen von Manny hin trottete Tor-tor voraus und übernahm die Führung.
Carrera rief die anderen zu sich. »Halten Sie die Augen offen!«
Manny ging neben Corporal Jorgensen her. »Das Feuer brennt am Boden«, flüsterte Manny.
Als sie sich der Stelle näherten, bedeutete ihm der Corporal, leise zu sein.
Alle Sinne angespannt, hielten sie Ausschau nach einer Veränderung im Schattenmuster und lauschten auf das sprichwörtliche Knacken eines Zweiges. Aufgrund des ständigen Vogelgezwitschers und der Paarungsrufe der Affen war das gar nicht so einfach. Langsam näherten sie sich den Flammen.
Tor-tor ging weiter, denn seine angeborene Neugier war geweckt. Wenige Meter vor dem qualmenden Feuer duckte er sich jedoch auf einmal und knurrte. Er blickte in die Flammen und wich langsam zurück.
Die Männer blieben stehen. Jorgensen hob die Hand, eine wortlose Warnung. Der Jaguar spürt etwas. Er bedeutete Manny, sich zu ducken und ihm Rückendeckung zu geben. Dann rückte Jorgensen weiter vor. Manny hielt den Atem an, während sich der Corporal lautlos durch den Wald bewegte, auf jeden Schritt achtend und mit angelegter Waffe.
Manny behielt die Umgebung im Auge und spitzte die Ohren. Tor-tor kam zu ihm zurück. Die Nackenhaare waren gesträubt, seine goldenen Augen funkelten. Er sog witternd die Luft ein. Manny dachte daran, wie die Raubkatze auf den Kaimanurin am Flussufer reagiert hatte. Er wittert etwas … etwas, das ihm Angst macht.
Jetzt, da das Adrenalin in seinen Adern kreiste, waren auch Mannys Sinne geschärft. Durch den Jaguar vorgewarnt, nahm Manny nun ebenfalls einen seltsamen Geruch wahr: metallisch, bitter, scharf. Hier brannte nicht bloß Holz.
Manny richtete sich auf und wollte Jorgensen warnen, doch der Soldat hatte die Stelle bereits erreicht. Während er die Flammen musterte, spannte er die Schultern an. Langsam umkreiste er das kokelnde Feuer, das Gewehr nach außen gerichtet. Doch es geschah nichts. Jorgensen wartete ganze zwei Minuten lang ab, dann erst winkte er Manny zu sich.
Manny ließ den Atem entweichen und ging zu ihm. Tortor blieb zurück; er weigerte sich noch immer, sich dem Feuer zu nähern.
»Wer auch immer das angerichtet hat«, meinte Jorgensen und zeigte zum Feuer, »wollte uns Angst einjagen.«
Manny trat näher, bis er den Brandherd deutlich erkennen konnte. Das war kein Holz, was hier brannte, sondern eine dicke, ölige Paste, die man auf den nackten Boden geschmiert hatte. Das Feuer leuchtete hell, gab aber nur wenig Hitze ab.

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