Operation Arche - 1
er die Achseln. »Andererseits: wenn wir alle das Gleiche aussagen – und dabei nicht das Gesicht verziehen –, dann könnten wir es vielleicht tatsächlich glaubwürdig wirken lassen. Also: Rayjhis geht also Kahlvyn besuchen, und Euch hat er mitgenommen. Und dann?«
»Nachdem der Herzog mit diesen Anschuldigungen konfrontiert wurde, hat er in exakt der Art und Weise reagiert, wie es tatsächlich der Fall war, Euer Majestät – nur dass er zu diesem Zeitpunkt lediglich fünf seiner eigenen Gardisten in die Bibliothek mitgenommen hatte. Als diese dann den Versuch unternahmen, den Grafen zu ergreifen, ist es dem Leibgardisten des Grafen und mir gemeinsam gelungen, diesen Versuch zu vereiteln, und währenddessen wurden die meisten der gegnerischen Gardisten getötet oder zumindest verwundet. Zu diesem Zeitpunkt hat der Herzog dann die anderen zehn Gardisten aufmarschieren lassen, die bis dahin vor der Bibliothekstür gewartet hatten. In dem Kampf, der sich dann entsponn, wurde der Leibgardist des Grafen getötet, aber zuvor war es ihm, zusammen mit dem Grafen und mir – wir kämpften Seite an Seite –, gelungen, die Männer des Herzogs zu besiegen. In dem allgemeinen Chaos dieses Kampfes hat auch der Herzog selbst den Tod gefunden, und daraufhin rief der Graf die Königliche Garde herbei – was nicht überraschend war, schließlich wurde ein Mitglied der Königlichen Familie getötet! –, und dann erschienen Lieutenant Huntyr und seine Männer auch schon am Ort des Geschehens.«
»Ihr seid wahrhaftig ein ›Meister Traynyr‹ …«, sagte Haarahld nach kurzem Nachdenken, dann blickte er zu Wave Thunder und Gray Harbor hinüber und hob fragend die Augenbraue.
»Es geht mir gegen den Strich, dass in dieser wilden Geschichte Zhorzh zu einem Helden gemacht wird«, sagte Gray Harbor mit schwerer Stimme und schüttelte den Kopf. »Jahrelang habe ich geglaubt, er sei mir wirklich treu ergeben. Es würde mir schwerfallen, nicht das Gesicht zu verziehen, wenn ich diese Geschichte erzähle − jetzt, wo ich weiß, dass er in Wahrheit ein Verräter war und auch den Tod eines Verräters gefunden hat.«
»Es mag Ihnen gegen den Strich gehen, Rayjhis«, sagte Wave Thunder, »aber es könnte tatsächlich funktionieren. Abgesehen von Ihnen und Seijin Merlin ist der einzige Überlebende, der weiß, was dort wirklich geschehen ist, wahrscheinlich dieser Wyllyms, der Haushofmeister des Herzogs. Selbst wenn er nicht während des eigentlichen Kampfes anwesend gewesen sein mag, weiß er doch, dass Sie die Stadtvilla des Herzogs alleine aufgesucht haben, nicht in Begleitung von Seijin Merlin. Das wird er zweifellos an Nahrmahn weitergeben, aber dagegen können wir nichts unternehmen – es sei denn, es würde uns gelingen, ihn in Gewahrsam zu nehmen, bevor er nach Emerald zurückkehrt, und das halte ich, um der Wahrheit die Ehre zu geben, für äußerst unwahrscheinlich. Dennoch vermute ich, dass Nahrmahn und Baron Shandyr die ungeheuerlicheren der Gerüchte über diesen Seijin einfach als Fantastereien abtun werden, genau wie wir es an ihrer Stelle gewiss auch täten. Also werden sie nur wissen, dass wir irgendetwas vertuschen, aber sie wissen nicht genau, was denn nun eigentlich. Und Seijin Merlin und Seine Majestät haben durchaus recht, wenn sie sagen, diese ›Visionen‹, die den Seijin gelegentlich ereilen, werden uns um so nützlicher sein, wenn niemand sonst weiß, dass dem Seijin etwas Derartiges gegeben ist.«
»Ich denke, Merlin und Bynzhamyn treffen den Nagel auf den Kopf«, sagte nun Haarahld. »Und wenn es hilft, dann sehen Sie es doch folgendermaßen: Ihr Gardist mag ein Verräter gewesen sein, aber auf diese Weise wird sein Tod sich tatsächlich immens negativ für diejenigen auswirken, in deren Diensten er in Wahrheit gestanden hat.«
»Also gut, Euer Majestät.« Erneut senkte Gray Harbor den Kopf, dann grinste er Merlin schief an. »Und ich nehme an, unter diesen Umständen ist das vielleicht das Mindeste, was ich für Seijin Merlin tun kann – sozusagen im Gegenzug dafür, dass er mir das Leben gerettet hat, nachdem ich ihn offen bezichtigt habe, er sei ein Verräter.«
»Damit wäre das geklärt!«, entschied Haarahld. »Bynzhamyn, ich werde selbst noch kurz mit Lieutenant Huntyr sprechen, nur um ganz sicherzugehen, dass sein abschließender Report nicht im Widerspruch mit Merlins … Kreativität steht.«
»Das wäre vermutlich sehr ratsam, Sire. In der Zwischenzeit sollten, so denke ich, Rhyzhard und
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