Operation Arche - 1
bei ihren Versuchen, ›das Reich zu einen‹, ging es ihnen deutlich mehr darum, ihre Gelegenheiten zum Rauben und Plündern zu optimieren, als um ›edle, ehrwürdige Absichten‹.«
»Ich weiß nicht recht, ob ich das auch so ausdrücken würde, Euer Hoheit«, warf Falkhan mit leicht gequälter Miene ein.
»Natürlich würden Sie das nicht tun. Sie sind ein treuer Diener des Hauses Ahrmahk, ich hingegen bin der Erbe dieses Hauses. Und als solcher kann ich es mir erlauben, die Wahrheit offen auszusprechen.«
»Und ich bin mir sicher, dass es Euch gewaltigen Spaß bereitet«, kommentierte Merlin trocken. »Nichtsdestotrotz, Euer Hoheit, empfinde ich den Anblick als beeindruckend. Und ich denke, es wird Euren Zielen sehr dienlich sein.«
»Wahrscheinlich habt Ihr recht«, sagte Cayleb jetzt deutlich ernsthafter und deutete nach rechts, wo hinter einem weiteren Abschnitt der Außenmauer mehrere Rauchsäulen aufstiegen. »Ich nehme an, Ihr werdet Euch das selbst anschauen wollen, aber dort hinten steht eine recht respektable Gießerei. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden dort ungefähr die Hälfte aller Kanonen der Navy gegossen. Nach dem, was Ihr mir gestern Abend gesagt habt, ist mir wohl klar, dass …« – er lächelte mit zusammengepressten Lippen – »… wir sie deutlich werden ausbauen müssen – weidlich, sogar –, aber es ist zumindest schon einmal ein Anfang.«
»Dessen bin ich mir sicher«, pflichtete Merlin ihm bei, ohne zu erwähnen, dass er zweifellos eine deutlich bessere Vorstellung der Leistungsfähigkeit dieser Gießerei hatte als Cayleb selbst. Doch der Prinz hatte voll und ganz recht: Sie würde wirklich sehr nützlich werden.
»Da ist die Mahry Zhayn, Euer Hoheit«, warf nun Falkhan ein und deutete auf ein anderes Schiff − eines der schwereren und schwerfälligeren, rahgetakelten Handelsschiffe, die den wahren Reichtum des Königreiches darstellten –, und Cayleb nickte bestätigend.
»War es denn wirklich erforderlich, alle hier hinaus zu schaffen, Merlin?«, fragte der Prinz, als ihre eigene Galeere ein wenig den Kurs änderte, um den gleichen Ankerplatz anzusteuern.
»Wahrscheinlich nicht, wenn man die Sicherheitsüberlegungen betrachtet«, gab Merlin zu. »Andererseits denke ich, dass Euer Herr Vater bei allen anderen Überlegungen recht hatte. Helen Island liegt zwar nicht gerade am anderen Ende der Welt, aber sie ist doch weit genug von Tellesberg entfernt, um damit klar und deutlich zu betonen, dass es ihm todernst damit ist, diese ganze Zusammenkunft hier absolut geheimzuhalten. Und indem wir sie alle gleichzeitig hierher transportieren, sodass sie alle sehen können, wie die einzelnen Dinge zusammengehören, wird ihnen allen auch deutlich, wie wichtig es ist, dass sie auch wirklich alle an einem Strang ziehen.«
»Aber das wird auch bedeuten, dass sie alle erfahren, ›wie die einzelnen Dinge zusammengehören‹.« Caylebs Stimme war plötzlich ebenso düster wie seine Miene; im Ganzen wirkte er jetzt viel trübsinniger. »Wenn sich herausstellt, dass wir uns nur bei einem einzigen von diesen Männern getäuscht haben, dann wird er uns ungleich mehr schaden können, als wenn jeder nur das weiß, was er absolut wissen muss, um seine Aufgabe zu erfüllen.«
Nun drehte sich Merlin ganz zu dem Prinzen um, und auch seine Miene war sehr viel ernster, als er Cayleb jetzt anschaute. Ebenso wie sein Vater hatte Cayleb Kahlvyn Ahrmahk sehr nahe gestanden. Schließlich war der Herzog ja auch sein Patenonkel gewesen, nicht nur sein Onkel zweiten Grades. Nicht nur wegen ihres Altersunterschiedes hatte Cayleb in Tirian fast immer einen zweiten Vater in ihm gesehen, und nicht nur einen Verwandten unter vielen. Es war Kahlvyn gewesen, der Cayleb das Reiten gelehrt hatte, nachdem Haarahlds verkrüppeltes Bein ihm das unmöglich machte, und es war auch Kahlvyn gewesen, der Caylebs erste Trainingsstunden mit Schwert und Bogen überwacht hatte. Der Prinz hatte seinen Onkel geliebt, und einiges an Bewunderung, die er seinerzeit als sehr junger Prinz für seinen großartigen Onkel empfunden hatte, war ihm immer noch geblieben.
Und das bedeutete natürlich, dass der Beweis für Kahlvyns Hochverrat Cayleb noch deutlich härter getroffen hatte als Haarahld. In gewisser Weise war das vielleicht auch gut so – für jemanden, auf dem selbst eines Tages die Bürde der Königswürde lasten sollte. Doch es war eine unendlich schmerzhafte Lektion gewesen, die er hatte lernen müssen, die Art
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