Operation Arche - 1
schmerzhafter Lektion, die tiefe Narben hinterlässt, und Merlin konnte nur hoffen, es habe nicht auf Dauer der Fähigkeit des Jungen ernstlichen Schaden zugefügt, denjenigen zu vertrauen, die sein Vertrauen wirklich verdienten.
»Euer Hoheit«, sagte er nach kurzem Nachdenken sanft, »diese Männer sind Euch treu ergeben. Baron Wave Thunder hat für sie alle gebürgt, und ich tue es ihm gleich. Keines Menschen Einschätzungsvermögen ist perfekt, aber ich mache mir keinerlei Sorgen, dass einer der Männer, die dieser ›Einladung‹ Eures Herrn Vaters nach Helen Island gefolgt sind, jemals Euch oder Charis verraten könnten.«
Einen kurzen Moment verzog Cayleb missbilligend das Gesicht. Dann schnaubte er, als er begriff, was Merlin gerade eben gesagt hatte, und seine Miene entspannte sich ein wenig, als er diese Lektion akzeptierte.
»Ich weiß, dass sie das nicht tun werden«, sagte er. »Einige von ihnen kenne ich schon mein ganzes Leben, was das betrifft! Aber es fällt mir dennoch schwer …«
Mit einem fast peinlich berührten Achselzucken brach er ab, und Merlin nickte.
»Natürlich«, sagte er nur. »Und es wird auch bleiben … zumindest eine Zeit lang. Aber ich denke, Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass der Baron das, was von Nahrmahns Spionen noch in Eurem Land übrig ist, die nächste Zeit über gehörig auf Trab halten wird. Und ich bezweifle auch, dass Prinz Hektor sonderlich erbaut darüber sein wird, was mit seinen Spionen passiert ist.«
»Ja, das nun wirklich nicht, oder?«, pflichtete Cayleb ihm mit einem geradezu hinterhältigen Grinsen bei, und Lieutenant Falkhan, der hinter ihm stand, lachte leise.
»Ich denke, das ist eine sehr freundliche Untertreibung, Euer Hoheit«, merkte der Kommandant der Leibgarde des Prinzen an, und auch ihm schien das sehr zuzusagen. Natürlich war er nie in alle Details der Aktivitäten des in Tellesberg tätigen feindlichen Spionagenetzwerks eingeweiht worden, doch durch seine Position als Kommandant von Caylebs Leibgarde war er doch besser informiert als die meisten anderen, und er war hocherfreut, wie sich das Kommen des Seijin auf diese Spione ausgewirkt hatte. Er bedauerte nur, dass der Entschluss getroffen worden war, einen Großteil von Hektors Spionagering weitestgehend intakt zu belassen.
Für Zhaspahr Maysahn und Oskahr Mhulvayn fühlte es sich natürlich wahrscheinlich nicht so an. Vor allem Mhulvayn hatte sich verkrochen, nachdem sein Steckbrief ausgehängt worden war. Er konnte nicht wissen, dass Sir Rhyzhard Seafarmer persönlich sämtliche leitenden Ermittler der Krone instruiert hatte, Mhulvayn sei unter keinen Umständen zu ergreifen. Nicht, dass Seafarmer etwas dagegen gehabt hätte, diesem Spion das Leben zur Hölle zu machen, bis es dem Corisander gelungen war, Tellesberg irgendwie zu verlassen. Doch den Mann ergreifen und vernehmen zu lassen, gehörte nicht zu Wave Thunders Plänen. Hätten sie das getan, wären sie vielleicht gezwungen gewesen, auch Maysahn aufzuspüren, und die Vorgehensweise, für die sie sich entschieden hatten, erlaubte es ihnen, so zu tun, als hätten sie keine Ahnung, dass auch Maysahn in die Sache verwickelt war, solange Mhylvayn ihnen nur immer weiter ›entkommen‹ konnte.
In der Zwischenzeit hatten Hektars ›Informationsbeschaffer‹ in Charis einen herben Schlag erlitten, als auf einen Schlag Mhulvayn sämtliche Kontaktleute verloren hatte – zumindest für eine gewisse Zeit lang. Und Mayhsahn würde im Laufe der kommenden Monate zweifellos nur noch äußerst vorsichtig agieren können – zumindest, bis er wieder sicher das Gefühl hatte, nicht ebenfalls unter Verdacht zu stehen, und das würde verhindern, dass er sein Netzwerk zu zügig wieder aufbaute. Ein Großteil der Pläne, die König Haarahld und Merlin gemeinsam ersonnen hatten, würden längst in die Tat umgesetzt oder zumindest weidlich vorbereitet sein, bis Nahrmahn und Hektor wieder etwas auf die Beine würden stellen können, das ihrem einstigen Netzwerk auch nur ansatzweise gleichkam.
Falkhan selbst hätte sowohl Mhulvayn als auch Maysahn nur zu gerne in Gewahrsam genommen und diese Verräter dann hinrichten lassen. Da er das aber nun einmal nicht konnte, war er froh darüber, nur ein einfacher Marine zu sein, der die Aufgabe hatte, den Thronerben vor jeglichem direkten Angriff zu beschützen. Er begriff sehr wohl, dass es gute Gründe gab, einen entlarvten Spion weiterhin tätig bleiben zu lassen. Es gefiel ihm nur einfach nicht, dass
Weitere Kostenlose Bücher