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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und erkundige mich, wie es Ihnen geht.«
    Dynnys nickte und lächelte ebenfalls, auch wenn er sich nur zu sehr darüber im Klaren war, dass Trynair es ganz darauf angelegt hatte, ihn wissen zu lassen, dass er gerade angelogen worden war. Der Kanzler des Rates der Vikare schaute bei einem einfachen Erzbischof nicht einfach so ›einmal vorbei‹. Vor allem nicht um diese Jahreszeit, wenn diese Stippvisite es erforderlich machte, dass besagter Vikar die auf geheimnisvolle Weise stets angenehm beheizten, luxuriösen Räumlichkeiten im Tempel selbst verließ.
    »Darf ich?« Mit einer eleganten Handbewegung deutete Trynair auf einen weiteren Sessel in Dynnys Aufenthaltsraum; im Schein der Lampen dieses Arbeitszimmers blitzte der Saphir seines Ringes auf, und der Erzbischof schüttelte den Kopf, um wieder ganz zu sich zu kommen.
    »Bitte nehmt Platz, Euer Durchlaucht!«, entgegnete er dann hastig. »Und bitte verzeiht mir auch meine Unhöflichkeit. Ich hatte Euch wirklich nicht erwartet, und ich fürchte, diese Heiler hier verabreichen mir immer noch Mohnsaft.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, sagte Trynair freundlich. »Nach einem derartigen Sturz können wir uns glücklich schätzen, dass Sie sich nicht noch deutlich schlimmere Verletzungen zugezogen haben.«
    »Ich weiß Euer Verständnis zu schätzen, Euer Durchlaucht.«
    Dynnys wartete, bis Trynair sich in den Sessel sinken ließ, auf den er gewiesen hatte. Der Kanzler war größer als Dynnys, dabei auch schlanker, sein Gesicht wirkte sehr kantig, seine tiefliegenden Augen verrieten immense Intelligenz, und sein kurzgeschnittener Bart war äußerst gepflegt. Er trug die orangefarbene Soutane seines hohen Ranges, auf der deutlich erkennbar der blaue Federkiel des Chihiro-Ordens blitzte, und der Saum seiner Soutane war von geschmolzenem Schnee bis fast zur Wade durchnässt.
    »Darf ich Euch etwas zu Trinken anbieten, Euer Durchlaucht?«, fragte Dynnys, sobald der Kanzler sich gesetzt hatte und nun die Hände dem Feuer entgegenstreckte, das im Kamin fröhlich prasselte.
    »Eine heiße Schokolade wäre an einem derartigen Tag wahrlich sehr willkommen«, stimmte Trynair zu, und Dynnys nickte seinem Kammerdiener zu, der sofort aus dem Raum eilte, um der Aufforderung nachzukommen.
    »Ich selbst war natürlich nicht draußen, Euer Durchlaucht«, sagte Dynnys nun, »aber man berichtete mir, das Wetter in diesem Jahr sei außerordentlich rau.«
    »Diese Berichte haben schon ihre Richtigkeit, Erayk.« Trynair lachte leise und schüttelte den Kopf. »Der Schnee da draußen liegt mehr als drei Fuß hoch, und es ist doch erst November – noch nicht einmal richtig Winter! Ich habe nur selten so früh im Jahr so viel Schnee gesehen. Und …« – seine Miene wurde deutlich grimmiger – »… ich fürchte, das wirkt sich auch auf die Semaphoren aus.«
    Düster nickte Dynnys. Die größte Schwäche des Semaphorensystems der Kirche war, dass sie eben darauf basierten, in Sichtweite zueinander zu stehen. Dunkelheit, Schnee, Regen, Nebel – jedes Einzelne davon verhinderte jegliche Kommunikation über dieses System, das Mutter Kirche ersonnen hatte. Es gab zwar eine Möglichkeit, auch bei Dunkelheit Signale weiterzugeben, aber das war deutlich weniger zuverlässig – es konnte einfach viel zu leicht zu Missverständnissen zwischen den einzelnen Semaphorentürmen kommen – und zugleich auch sehr viel langsamer, und die typische eingeschränkte Sicht, die sich im Winter fast unweigerlich ergab, ließ sich damit auch nicht überwinden.
    »So ist es doch immer, nicht wahr, Euer Durchlaucht?«, merkte er nach kurzem Schweigen an, und seine Miene wirkte fast resigniert.
    »Ja, das wohl. Diejenigen in den anderen Ländern, die voller Neid unser hohes Amt betrachten, denken nur selten daran, welche Buße wir jeden Winter hier in Zion und im Tempel dafür tun. Auch wenn …« – Trynair lachte leise, und es erschien Dynnys ganz so, als sei es nicht nur Ausdruck reiner Belustigung – »… Sie selbst sich ja ebenjene Buße in den letzten Jahren wohlweißlich erspart haben.«
    »Ja, das habe ich wohl«, gab Dynnys zurück, ein wenig träge; sein mohnvernebelter Verstand raste – so gut es eben ging. »Und«, gab er dann zu und lachte ebenfalls leise, »ich nehme an, ich muss gestehen, dass ich meine Besuche in der Gemeinde tatsächlich immer dazu genutzt habe, dem Winter hier in Zion zu entgehen, Euer Durchlaucht.«
    »Das überrascht mich nicht«, gab Trynair trocken zurück,

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