Operation Arche - 1
eines Schiffes überhaupt nicht richtig einschätzen. Und außerdem wird Major Clareyk eben hier ermitteln, wie man dieses Spielzeug am besten zum Einsatz bringt.«
Der Kronprinz nickte dem Major der Marines zu, der ihm und seinen beiden Leibgarden gefolgt war. Sofort nahm der Major Haltung an und salutierte, indem er die rechte Faust an die linke Schulter führte. Wortlos schaute Lock Island ihn kurz an, dann erwiderte er den militärischen Gruß.
Für den hohen Rang, den er bekleidete, war Major Kynt Clareyk noch recht jung, doch er wirkte zäh und intelligent gleichermaßen. Und, was vielleicht noch wichtiger war als diese beiden Charakteristika: Lock Island wusste, dass dieser Major – ebenso wie jeder Mann, der ihm hier unterstellt war – auch wegen seiner absoluten Treue und Diskretion für diese Aufgabe ausgewählt worden war.
»Also, jetzt bin ich ja ohnehin schon einmal hier, Euer Hoheit«, sagte der High Admiral und wandte sich wieder dem Kronprinzen zu.
»Ja, das sind Sie, und Sie scheinen darüber auch noch so richtig glücklich zu sein«, stellte Cayleb fest und grinste erneut. »Und da dem so ist, könnten wir eigentlich auch gleich anfangen.«
Er drehte sich herum und ging zum Exerzierplatz hinüber, der vor den bescheidenen Kasernengebäuden entlang des steilen Nordhanges dieses Tales angelegt worden war. Ein Zug Marines wartete dort, beaufsichtigt von einem Lieutenant und einem grauhaarigen Sergeant, und sie alle nahmen Haltung an und salutierten, als Cayleb und Lock Island sich näherten.
Sie sahen aus wie jeder andere Zug Marines, die Lock Island jemals gesehen hatte – doch es gab eine Ausnahme: Sie hatten blaue Kasacks und entsprechende Hosen angelegt und trugen dazu breikrempige schwarze Hüte, und sie verströmten diese typische, fast arrogante Ausstrahlung einer Einheit, die genau wusste, dass sie zu den Elitetruppen gehörte. Wie üblich, waren sie mit dem Standard-Säbel und der Axt bewaffnet, die Marines zum Einsatz brachten, wenn sie ein fremdes Schiff enterten, doch zusätzlich führten sie noch etwas weiteres mit sich, und das war die Ausnahme.
»Hier, Bryahn!« Cayleb streckte die Hand aus, und ein Corporal reichte ihm seine Waffe. »Schauen Sie sich das mal an!«, forderte der Kronprinz ihn auf und gab die Waffe an den High Admiral weiter.
Geradezu behutsam nahm Lock Island sie entgegen. Natürlich hatte er schon zahlreiche Steinschloss-Musketen gesehen. An Bord der Schiffe wurden sie verwendet, bevor das eigentliche Entern eingeleitet wurde, auch wenn sie völlig nutzlos wurden, sobald sich ein Gegner mit Säbel oder Axt erst einmal auf wenige Schritte genähert hatte. Doch auch wenn es unverkennbar war, dass die Waffe, die er hier in Händen hielt, mit einer Steinschloss-Muskete zumindest verwandt war, ähnelte sie doch keiner Muskete, die Lock Island jemals gesehen hatte.
Zum einen war sie sehr viel leichter, obwohl sie zugleich länger war, und Schaft und Vorderschaft waren deutlich schlanker. Tatsächlich wirkte die gesamte Waffe glatt, ungewöhnlich schlank und zugleich irgendwie gefährlich, und als er sie nun probeweise anlegte, bemerkte er, dass sie leicht genug war, dass man wahrscheinlich auf den krückenartigen Gabelstock würde verzichten können, auf den Musketiere normalerweise ihre Waffe abstützten, bevor sie feuerten.
Doch all diese Aspekte erschienen ihm nur noch zweitrangig, nachdem er den Unterschied zwischen einem Luntenschloss und dem Feuermechanismus dieser Waffe hier gesehen hatte: Statt des langes gekrümmten Hebels, der die langsam glimmende Lunte in die Pfanne der Waffe herabsenkte, um die eigentliche Treibladung zu entzünden, wies diese Waffe ein sehr viel kleineres, äußerst sonderbar wirkendes Schloss auf: Zwischen zwei Klemmleisten hielt ein S-förmiger Hahn einen kleinen, sorgsam geformten Feuerstein, und Lock Island schüttelte den Kopf, als er über die elegante Einfachheit dieses Konzeptes nachdachte, das offensichtlich niemandem zuvor je eingefallen war.
Dann drehte er die Muskete herum und sah den Ladestock – aus Metall, nicht wie üblich aus Holz –, der in einer Halterung am Vorderschaft befestigt war. Er legte die Stirn in Falten, als er sah, dass kurz vor der Mündung auf der rechten Seite des Laufes ein sonderbarer Stift herausragte, genau vor dem Vorderschaft, aber noch weit genug von der Mündung entfernt, den Ladestock keinesfalls zu behindern. Lock Island hatte keine Ahnung, wozu dieser Stift nun wieder diente, doch er
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