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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Adel hatte zwar seine persönlichen Gefolgsleute, denen die Krone im Notfall auch befehlen konnte, die Staatsfarben anzulegen. Doch selbst den einflussreichsten unter diesen Adeligen unterstanden heutzutage nicht mehr als vielleicht einhundert Mann, die sie unmittelbar und uneingeschränkt befehligen konnten, und im Laufe des letzten Jahrhunderts war ein Heer, das durch feudale Aufgebote zusammengerufen wurde, auch zunehmend anachronistisch geworden – und auch von zunehmend zweifelhaftem Wert. Natürlich gab es eine nationale Miliz, aber die war chronisch unterbesetzt und nicht sonderlich gut ausgebildet. Im Kampf gegen eine Kompanie der Pikeniere von Siddarmark oder der desnairianischen Kavallerie wäre eine Einheit der Charis-Miliz nicht einmal ein schlechter Scherz gewesen.
    Worüber das Königreich allerdings verfügte, das waren die Royal Charisian Marines. Auch dieser Truppenteil war nicht annähernd so groß, wie Lock Island das bevorzugt hätte, doch sie waren zäh, äußerst professionell, gut ausgebildet und sehr von sich überzeugt. Vielleicht waren sie sogar ein wenig zu sehr von sich überzeugt. Wie die Navy waren auch die Marines es gewohnt, siegreich aus einer Schlacht hervorzugehen, selbst wenn ihre Chancen schlecht standen, und es gab auf der ganzen Welt keine Marine-Infanterieeinheit, die es mit ihnen hätte aufnehmen können.
    Im Ganzen hatten sie Charis im Laufe der Jahre gute Dienste geleistet. Die Navy stellte die wahre Verteidigungsstreitmacht des Königreiches dar. Schließlich konnte nichts und niemand Volk und Territorium dieses Reiches bedrohen, ohne zuvor diese Flotte zu besiegen. Aber es wäre ein gewaltiger Fehler gewesen, die Marines wie eine Art Feldarmee anzusehen. Selten oder nie wurden sie in Einheiten eingesetzt, die größer wären als ein Bataillon, sie hatten keinerlei Erfahrung in Landgefechten größeren Maßstabs, und sie waren für den Nahkampf an Bord von Schiffen ausgebildet, nicht für Manöver auf dem offenen Feld – und dementsprechend waren sie auch ausgestattet.
    Doch auch das würde sich ändern müssen. Wenn auch nicht morgen oder übermorgen, dann doch zumindest schon sehr bald, und genau das war es auch, weswegen Lock Island an diesem Morgen in dieses kühle Tal gekommen war.
    »Ach, da sind Sie ja, Bryahn!«, rief eine jugendliche Stimme, und als der High Admiral sich herumdrehte, sah er Kronprinz Cayleb, der mit großen Schritten auf ihn zukam. Merlin Athrawes und Ahrnahld Falkhan folgten ihm; begleitet wurden sie von einem Marine, den Lock Island noch nie zuvor gesehen hatte. Der Graf verzog das Gesicht.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir diese Besprechung nicht in einer etwas zivilisierteren Gegend abhalten können – beispielsweise an Bord eines Schiffes«, beklagte er sich nun bei seinem Kronprinzen. »Schließlich führen wir bereits die ersten Testschüsse mit Ahlfryds neuen Kanonen aus, also hätte es kein Problem dargestellt, auch dort für absolute Geheimhaltung zu sorgen. Und, ohne respektlos erscheinen zu wollen, Euer Hoheit: Ich stünde jetzt deutlich lieber auf meinem eigenen Achterdeck als hier, mit einem wundgerittenen Hintern und einem Pferd – das man überhaupt nicht genug verwünschen kann! –, und das nur darauf wartet, mich später wieder diesen Berg hinunterzubefördern.«
    »Allein schon, Sie hier hinaufzurufen, damit Sie endlich wieder ein wenig Bewegung bekommen, wäre Grund genug, genau so vorzugehen«, gab Cayleb zurück und grinste, dann streckte er Lock Island den rechten Arm entgegen. Die beiden umklammerten wechselseitig die Unterarme, und der Kronprinz lachte leise. »Sie sollten wirklich hin und wieder ein paar Stunden im Sattel verbringen. Vielleicht sollten Sie mich sogar mal bei einer Peitschenechsen-Jagd begleiten. Sie verweichlichen allmählich, Bryahn!«
    »Und wenn Ihr erst einmal in mein Alter kommt, wird es Euch genau so ergehen!«, gab Lock Island zurück.
    »Unfug!«, widersprach Cayleb mit der fröhlicharroganten Zuversicht, die zweifellos ein Vorrecht der Jugend war. Dann wurde seine Miene deutlich ernster.
    »Eigentlich gibt es sogar einige sehr stichhaltige Gründe, Sie hier hinaufzurufen, damit wir Ihnen dieses neue Spielzeug zeigen können, das Merlin entworfen hat, Bryahn. Zum einen haben wir hier genügend Platz und müssen uns keine Gedanken machen, dass unsere Zielobjekte vielleicht versinken, bevor wir sie untersuchen können. Zum anderen können Sie das, was Merlin Ihnen zeigen will, an Bord

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