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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bemühte sich nach Kräften, so auffällig wie möglich in Reichweite der Peitschenechse zu gelangen. Sie waren zu Fuß unterwegs, und Falkhan vermutete, er könne von Glück reden, dass Cayleb nicht auch noch sang. König Haarahld hatte eine prächtige Singstimme – ein tiefer, volltönender Bass, der sehr gut zu den traditionellen Seefahrerliedern aus Charis passte –, doch Cayleb hätte eine Tonart nicht einmal halten können, wenn sein Leben davon abhinge. Was ihn bedauerlicherweise nicht davon abhielt, sich in nur allzu vielen Gelegenheiten dennoch am Singen zu versuchen.
    Auch niemand von der Leibgarde versuchte sich hier sonderlich leise fortzubewegen. Doch sie alle, der Prinz eingeschlossen, hielten sich so weit als möglich vom Unterholz fern. Glücklicherweise hatte der Schatten unter den hoch aufragenden, gerade gewachsenen Pinien einen Großteil der verschlungenen Drahtreben und Würgebäume eingehen lassen, die im unteren Teil dieses Vorgebirges ein fast undurchdringliches Dickicht bildeten. Damit hatten sie – und die Peitschenechse nicht minder – relativ weite, ungehinderte Sicht. Und wenn die Berichte der Bauern über das Verhalten dieser Peitschenechse in letzter Zeit stimmten, dann müsste …
    Plötzlich erklang von dem bewaldeten Hang über ihnen ein markerschütternder Schrei, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Niemand, der jemals eine aufgebrachte Peitschenechse gehört hatte, würde dieses Kriegsgeheul jemals mit irgendetwas anderem verwechseln können. Dieses schrille, heulende Pfeifen klang dabei – wie auch immer dieses Tier das fertigbrachte –, als würde in einem plötzlichen Sturm das Tuch eines Großsegels reißen. Es war die Stimme reinen, verkörperten Zorns, die nun eine wütende Herausforderung brüllte, und die gesamte Jagdgesellschaft wirbelte zur Quelle dieses Schreis herum, als das massige, gedrungene Wesen, das ihn ausgestoßen hatte, plötzlich hinter ihnen aus dem Wald herausbrach.
    Ganz ausgewachsen ist diese Peitschenechse noch nicht, stellte Falkhan fest, während er seinen acht Fuß langen Echsenspeer herumwirbelte. Diese hier maß von der Schnauze bis zur Schwanzspitze kaum elf Fuß, doch mit allen sechs Beinen wirbelte sie jetzt den Boden auf, während sie zum Angriff überging; sie riss das Maul auf und enthüllte alle vier Reihen feuchtglänzender Zähne.
    Der Lieutenant versuchte immer noch, seinen Speer in Position zu bringen, als Prinz Cayleb seinerseits jetzt die heranstürmende Echse anbrüllte. Sein Schrei war ebenso obszön wie lautstark, er bezichtigte das Muttertier dieser Peitschenechse gewisser physisch unmöglichen Aktivitäten, doch der Inhalt seiner Worte war weniger bedeutsam als ihre Lautstärke. Auch wenn es für diese Peitschenechse eigentlich völlig unmöglich hätte sein müssen, bei dem Lärm, den sie bei ihrem Ansturm selbst machte, noch irgendetwas zu hören, hatte sie Cayleb offensichtlich wunderbar verstanden. Und mit dieser völlig einseitigen Denkweise – wenn man das so nennen konnte –, die zu ihrem Bedürfnis gehörte, ihr Revier zu verteidigen, begriff sie diese erhobene Stimme als eindeutige, wenn auch schwächliche, Herausforderung.
    Der Fluch, den Falkhan ausstieß, als das heranstürmende Raubtier leicht den Kurs änderte, war noch bedeutend obszöner als die letzten Worte, die Cayleb geschrien hatte. Das Tier stürmte geradewegs auf den Kronprinzen zu, so schnell wie ein galoppierendes Pferd, vielleicht sogar noch schneller – und nicht ein einziger aus der Leibgarde des Prinzen befand sich in einer Position, aus der heraus er es hätte abfangen können.
    Was natürlich genau das war, was der Prinz beabsichtigt hatte.
    Cayleb stellte sich fast quer zu der heranstürmenden Peitschenechse. Die lange, breite, blattförmige Klinge seines Echsenspeers stieß herab, mit der Präzision eines Pikeniers aus Siddarmark, den rechten Fuß hatte der Prinz der Echse leicht entgegengestellt, und nun schnellte sein linker Fuß zurück und landete dann geradewegs auf dem Ende des Speerschafts, um ihn abzustützen. All das geschah fast gleichzeitig, mit dem Körper- und Bewegungsgedächtnis eines erfahrenen Schwertkämpfers und einer anmutigen Perfektion, die mitzuerleben jeden der Lehrer des Prinzen mit Stolz erfüllt hätte. Dann hatte die Echse ihn erreicht.
    Das Tier streckte ihm den stämmigen, muskulösen Hals entgegen, gegen seine dunkelgrüne Winterhaut hoben sich die weißen Ränder seines weit geöffneten Mauls und

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