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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zunehmende internationale Ansehen dieses Reiches ein weiterer Faktor dafür war, dass Charis bei Mutter Kirche immer weiter in Ungnade fiel.
    Doch auch wenn es viele Völker und viele Gruppen gab, die sich über Charis ärgerten oder das Reich beneideten, gab es nur relativ wenige, die das Bedürfnis hatten, dem Königreich zu helfen – vielleicht einmal von Gregor Stohnar abgesehen, dem Reichsverweser von Siddarmark und damit effektiv der gewählte Diktator dieser Republik. Und bedauerlicherweise hatte Siddarmark, trotz des ausgezeichneten und wohlverdienten Rufes, in dem seine Pikenier-Armee stand, keinerlei Flotte – von einer kleinen Küstenwachen-Einheit abgesehen, und die würde Prinz Nahrmahn von Emerald mühelos im Alleingang besiegen können.
    Alles in allem sah die Zukunft für Charis düster aus. Doch nicht heute. Nicht an diesem Fünftag, und auch nicht nächstes Jahr, oder das Jahr darauf. Doch die Feinde des Königreiches Charis zogen die Schlinge, die sie geknüpft hatten, immer enger zu, und das mit stillschweigender Billigung der Kirche.
    Bislang war es Haarahld mit diplomatischem Geschick gelungen, die Katastrophe abzuwenden; doch dass es seinen Gegnern letztlich gelungen war, Tahdayo Mahntayls Anspruch auf die Grafschaft Hanth gegen Hauwerd Breygart durchzusetzen, war ein deutliches Zeichen dafür, dass sein Glück sich nun wendete. Hanth war die größte der Feudal-Ländereien auf Margaret’s Land, und zugleich auch das Gebiet, das sich als erstes gegen die Autorität von Charis gestellt hatte. Genau dieses Land jetzt jemandem überlassen zu müssen, der – ob sie das nun zuzugeben bereit waren oder nicht – ein Thronräuber ohne jeglichen berechtigten Anspruch war, hätte für Haarahld zu jedem Zeitpunkt eine herbe Niederlage bedeutet. Doch gerade zu diesem Zeitpunkt mochte das sehr wohl den Todesstoß bedeuten. Oder zumindest den ersten von Tausenden von Stößen, die seine Feinde für ihn vorbereitet hatten.
    So wie Merlin die Lage derzeit einschätzte, war es sehr wahrscheinlich, dass Haarahld Thron und Krone noch an Cayleb würde vererben können. Hingegen war es sehr unwahrscheinlich, dass Cayleb jemals Gelegenheit haben würde, beides seinerzeit an einen Sohn oder eine Tochter weiterzugeben.
    Es sei denn, es würde sich hier irgendetwas grundlegend ändern.
    Merlin richtete sich auf und verschränkte die Arme, während er das geschäftige Treiben in den Werften und Docks von Tellesberg betrachtete. Von Charis gingen Einfluss und Lebenskraft aus. Harchong war dekadent, Desnairia war zu sehr auf seine Eroberungen bedacht, und Siddarmark war zu sehr damit beschäftigt, die eigenen Grenzen gegen die Bedrohungen abzuschütten, die von Harchong und Desnairia gleichermaßen ausgingen. Charis hingegen …
    In Charis gab es Reichtum, Kunst und Literatur. In vielerlei Hinsicht erinnerte dieses Reich Merlin an das, was Nimue über das England des siebzehnten oder achtzehnten Jahrhunderts auf Terra gelesen hatte. Oder vielleicht auch an Holland aus etwa dem gleichen Zeitraum. Es gab zwar keine aufstrebenden Wissenschaftler – die Kirche des Verheißenen hätte das niemals zugelassen! –, doch dennoch war es für Merlin offensichtlich, dass Langhornes Plan langsam aber sicher zu scheitern begann. Die kritische, alles in Frage stellende Denkweise einer wissenschaftlichen Revolution wie der auf Terra mochte sich noch nicht entwickelt haben – noch nicht, wohlgemerkt! –, doch das bedeutete nicht, dass jeglicher Fortschritt eingedämmt wäre.
    Hier in Charis beispielsweise gärte es regelrecht, und an der Königlichen Hochschule, die Haarahlds Vater begründet hatte, hatten sich mittlerweile eine ganze Reihe wirklich bemerkenswerter Gelehrter eingefunden. Es mochte ja stimmen, dass keiner von ihnen jemals den Begriff ›wissenschaftliches Arbeiten‹ gehört hatte, doch sie alle mühten sich nach Kräften, Wissen zusammenzutragen, zu bewahren und zugleich auch zu lehren, und in letzter Zeit hatte der derzeitige König einige der besten ›Mechaniker‹ des Reiches zu Dozenten der Hochschule ernannt. Insgesamt sorgte die Hochschule damit dafür, dass ein gewisser Sinn für einen ›erweiterten Horizont‹ entstand, in der Technik und ihrer Anwendung ebenso wie in den traditionellen Geisteswissenschaften, die sich auch auf andere Aspekte des täglichen Lebens im Königreich auswirkten.
    Wie zum Beispiel die immer weiter erstarkende Grundlage für eine Industrie – in gewisser Weise, zumindest –,

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