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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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selbstverständlich den Tempel-Landen.
    Günstig für Charis war, dass keines dieser mächtigsten Reiche, vielleicht von den Denairianern abgesehen, auf eine ausgiebige Seefahrts-Tradition zurückblicken konnte. Ungünstig hingegen war für Charis, dass das für den Corisande-Bund, der im Osten von Emerald und der Silbererz-Insel lag, und auch für die sich immer enger zusammenschließenden Korsaren-Duodezfürsten von Trellheim, noch weiter im Osten, eben nicht galt. Absolut nicht. Ebenso stand es mit dem Königreich Chisholm, das über den etwas größeren Kontinent gleichen Namens herrschte – von den Königreichen Dohlar und Tarot ganz zu schweigen. Letzteres mochte ja schon seit langer Zeit offiziell zu den Verbündeten von Charis gehören, doch der derzeitige Regent dieses Reiches war über dieses Arrangement alles andere als erbaut. Und das nicht ohne Grund, denn er sah sich praktisch in der Position eines tributpflichtigen Vasallen Haarahlds.
    Oh, ja! Es gab viele Völker und Gruppen, die ihre eigenen Gründe hatten, Charis zu beneiden, zu hassen oder zu fürchten. Bedauerlicherweise gehörte dazu eben auch die Kirche.
    Bei diesem Gedanken legte Merlin die Stirn in Falten und schaute blicklos auf den geschäftigen Hafen hinunter, während er über dieses Problem nachdachte. Nach wie vor war er nicht in der Lage – oder zumindest nicht willens –, das Risiko einzugehen, seine SNARCs auf das Gebiet des Tempels selbst vorzuschicken. Die Gefahr war einfach viel zu groß, dass diese unidentifizierten Energiequellen mit irgendetwas in Kontakt traten, was Merlin wirklich, wirklich nicht aufstören wollte. Doch das bedeutete, dass genau die eine Gruppe, die er am liebsten im Auge behalten hätte – der Rat der Vikare –, für ihn unerreichbar blieb. In der Stadt Zion selbst, ein Stück weit vom Tempel entfernt, konnte er etwas freier agieren, doch das war nicht das Gleiche, denn praktisch alle Vikare – in der Kirche Gottes das Gegenstück zum Kardinalskollegium – lebten im Tempel selbst, in geräumigen, bequemen Suiten, die zum ursprünglichen Bau des Tempels gehörten.
    Rangniedrigere Prälaten, wie Erzbischof Erayk, der für Charis zuständig war, unterhielten in anderen Teilen der Stadt luxuriöse Unterkünfte, und deren Gespräche hatte Merlin schon des Öfteren mit anhören können: in den Restaurants, Kaffeehäusern, Spielkasinos und diskreten Bordellen, in denen sie viele ihrer Geschäfte besprachen und abwickelten. Merlin war sich des Vorteils, den er dadurch gewann, sehr wohl bewusst, doch zugleich zeigte es ihm nur umso deutlicher, wie ärgerlich es war, dass er nicht auch das Tempelinnere überwachen konnte.
    Doch anhand dessen, was er bislang hatte aufschnappen können, war offensichtlich, dass die Kirche schon seit langem Charis gegenüber äußerst misstrauisch war; gelegentlich vermutete Merlin auch, dass immer noch undeutliche Erinnerungen daran, wie Tellesberg ursprünglich durch Shan-wei unterstützt worden war, ihren Teil dazu beitrugen. Ob dem nun so war oder nicht: dass dieses Reich so weit vom Tempel und von Zion entfernt lag, wäre wahrscheinlich allein schon Grund genug für die Kirche gewesen, Zweifel zu hegen, dass auch in jenem Königreich ihre Doktrinen streng genug befolgt wurden – und die ortsansässigen Geistlichen waren sehr wohl daran gewöhnt, in gewisser Weise wohlwollend vernachlässigt zu werden. Da es nun einmal zwei Monate dauerte, bis die Kirche, wenn sie denn eine Nachricht nach Tellesberg geschickt hatte, eine Antwort erhielt, war es dem Rat der Vikare schlichtweg unmöglich, die dortige Kirche ebenso fest in ihrer Hand zu haben, wie das etwa bei den Reichen Haven und Howard der Fall war.
    Nach allem, was Merlin bislang herausgefunden hatte, war die Furcht vor ketzerischem Verhalten der Charisianer unberechtigt, doch ganz Charis begann zunehmend, wenn auch leise, den offenkundigen Machtmissbrauch der Vikare zu kritisieren. Niemand war dumm genug, es offen auszusprechen – schließlich war die Inquisition auch hier tätig –, und das erschwerte es selbst für Merlin, in Erfahrung zu bringen, welche Ressentiments hier unter der Oberfläche brodelten. Doch es reichte aus, dass in diesem Königreich zumindest gelegentlich behutsam Kritik an der Priesterschaft der Kirche geäußert wurde – was vermutlich für die Vikare schon ein Beweis für ›Ketzerei‹ war, das musste Merlin sich eingestehen. Und es war offensichtlich, dass der zunehmende Reichtum und das ebenso

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