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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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wie die korrekte Antwort lautet.»
    Rund um den Tisch nickten weise die Köpfe. Levi nickte ebenfalls.
    «Machen Sie weiter!», bellte der kleine Mann mit den buschigen Augenbrauen. «Worauf warten Sie?»
    «Nach Rom wird alles ein wenig verschwommen», sagte Levi. «Wir haben da einen Bericht von einem Agenten im Libanon. Ich weiß das eine oder andere über ihn, da ich früher einmal seine Berichte aus den Briefkästen holte. Er ist ein Priester, und in seiner Freizeit so etwas wie ein Amateurdetektiv. Dies mag ein wenig schwierig zu verstehen sein, ich bitte Sie also um Geduld. Der Priester hatte von einem Mossad-Offizier in Europa eine Liste von Leuten bekommen, an denen wir ein gewisses nachrichtendienstliches Interesse hatten. Einer davon war Jamal Ramlawi. Er stellte deshalb Rogers, dem CIA -Mann, auf eigene Faust eine Frage Ramlawi betreffend.»
    «Was tat er?», fragte der dicke Mann mit der gestrickten Jarmulke.
    «Er bat Rogers, den CIA -Mann, um Informationen über Ramlawi.»
    «Was für ein Idiot!», sagte der dicke Mann. «Und was hat ihm dieser Rogers geantwortet?»
    «Er sagte dem Priester, er solle die Israelis fragen.»
    «Ach!», sagte der dicke Mann. «Und einen solchen Idioten haben wir als Agenten.»
    «Was sonst noch?», fragte der Professor.
    «Noch eine Sache. Ein Agentenbericht, den ich seinerzeit selbst in Syrien abgeholt habe. Ich wusste das damals nicht, aber es war ein Bericht von einem Palästinenser innerhalb der Volksfront zur Befreiung Palästinas.»
    «Ja, ja. Wir kennen den Namen der Gruppe», sagte der kleine Mann mit den buschigen Augenbrauen. «Was besagte dieser Bericht?»
    «Er besagte, dass die Führungsspitze der PFLP davon überzeugt war, dass in der Fatah ein amerikanischer Agent sitze. Die PFLP -Führung war sich nicht sicher, was die Identität dieses Agenten anbelangte, aber sie verdächtigten Ramlawi.»
    «Gut, gut, gut», sagte der kleine Mann. Während er sprach, führte er einen Pfeifenreiniger in den Stiel seiner Pfeife und operierte einen braunen Pfropfen heraus. «Wir bekommen unsere Informationen also jetzt schon von Geisteskranken wie den PLO -Leuten! Ist es das, was Sie uns sagen wollen?»
    «Wir nehmen sie, wo immer wir sie kriegen können», sagte Levi.
    «Korrekt», sagte der Juraprofessor mit dem durchsichtigen Plastikbrillengestell. «Und da Sie diese Lebensweisheit so gut kennen, können Sie uns vielleicht die große Frage beantworten.»
    «Wie lautet sie?», fragte Levi.
    «Die große Frage lautet, was wir in dieser Sache unternehmen sollen?»
    «Wollen Sie eine Empfehlung von mir?»
    «Warum nicht?»
    «Lassen Sie mich nachdenken.»
    «Aber nicht zu lange», sagte der Professor. «Wenn Sie zu lange nachdenken, dann werden Sie wie die anderen hier. Denken Sie nicht! Sagen Sie es einfach.»
    «Wir könnten selbst versuchen, Ramlawi zu benutzen. Ihm drohen, seine Kontakte zu den Amerikanern bloßzustellen, wenn er nicht einwilligt, für uns zu arbeiten.»
    «Falsch», sagte der Professor. «Interessant, aber falsch. Der Palästinenser würde nur annehmen, die Amerikaner hätten ihn an ihre israelischen Freunde verraten. Ihn zu erpressen würde zu nichts führen. Es würde den Amerikanern nur die Verbindung abschneiden. Sonst irgendwelche Ideen?»
    «Wir könnten Rogers, den CIA -Mann, angehen. Oder Marsh, den Mann, der in Rom war.»
    «Wieder falsch. Zu riskant. Wir wollen nicht damit anfangen, CIA -Leute anzuwerben. Den Ärger können wir nun wirklich nicht brauchen. Wollen Sie die korrekte Antwort hören?»
    «Selbstverständlich», antwortete Levi.
    «Tun Sie
gar nichts
. Zunächst einmal ist das immer das Beste. Nichts zu tun. Einfach beobachten und abwarten. Machen Sie das Wasser nicht trübe, indem Sie darin herumrühren. Haben Sie Geduld.»
    «Jawohl, Sir», sagte Levi.
    Das war es. Die Männer begannen sich von ihren Stühlen zu erheben. Levi fühlte sich ausgepumpt: So weit gereist zu sein, all dieses Material gesammelt zu haben, nur damit man ihm sagte, er solle nichts unternehmen. Vielleicht sah man ihm das an, denn als die Gruppe, einer nach dem anderen, den Raum verließ, kamen der Professor mit dem angeknöpften Kragen und der kleine Mann mit den buschigen Augenbrauen beide zu ihm herüber.
    Levi beobachtete sie, als sie auf ihn zukamen, und fragte sich, wer von den beiden wohl der Chef sei. Welcher von ihnen ist das wahre Gesicht des Mossad? Der listige kleine Mann mit dem sarkastischen Humor oder der Analytiker mit der außergewöhnlichen

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