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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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«Wir wissen, dass Jamal Ramlawi der Anführer des Schwarzen September ist. Noch vor zwei Wochen handelte es sich dabei nur um eine annähernde Gewissheit. Jetzt sind wir uns sicher, dank einer Nachricht, die wir aus Rom erhalten haben. Ich nehme an, die meisten von Ihnen haben die Bandaufnahme von Jamal Ramlawi gehört. Ja? Ich habe ein Tonbandgerät mitgebracht und kann sie jedem vorspielen, der sie hören will.»
    «Wir haben sie gehört», sagte der Mann mit den buschigen Augenbrauen.
    «Das Band aus Rom beweist, was wir seit vielen Monaten vermutet haben», sagte Levi.
    «Und das wäre?», fragte der kleine Mann skeptisch und sog an seiner Pfeife.
    «Es beweist, dass Jamal Ramlawi, ein führender Nachrichtenoffizier der Fatah, der Cheflogistiker des Schwarzen September ist. Es beweist, dass er in Italien Waffen und Sprengstoff für den Schwarzen September erhalten hat und wahrscheinlich auch in anderen europäischen Ländern. Das Band ist der Beweis für das, was wir der Welt immer beizubringen versucht haben, nämlich dass der Schwarze September und Fatah ein und dasselbe sind.»
    Ein anderer Mann meldete sich zu Wort. Einer, der Levi nicht aufgefallen war, als er sich im Raum umgesehen hatte. Er sah nicht wie ein Israeli aus; er sah wie ein Amerikaner aus. Ein Professor der juristischen Fakultät von Harvard vielleicht. Er war so groß und schlank und so durchtrainiert, dass sein Körper nur aus Sehnen zu bestehen schien. Er trug weite Khakihosen und ein weißes Hemd aus Oxford-Tuch mit angeknöpftem Kragen. Außerdem trug er eine Brille mit durchsichtigem Plastikgestell, die ihm etwas von dem Aussehen eines Jungen gab. Er sprach mit einer schnellen, scharfen Stimme, die zugleich intelligent und ungeduldig war.
    «Das Band beweist das nicht», sagte der Professor mit dem angeknöpften Kragen. «Was Sie da sagen, könnte zutreffen. Ich persönlich habe keine Zweifel daran, dass es zutrifft. Aber das Band beweist das nicht. Das Band beweist lediglich, dass Ramlawi Vorkehrungen getroffen hat, in Rom vier automatische Pistolen und hundert Kilo Sprengstoff zu beschaffen. Genau genommen beweist es noch nicht einmal das, aber wir wollen das einmal voraussetzen.»
    Levis Hals war trocken. Er nahm einen Schluck Wasser und fuhr mit seinem Vortrag fort.
    «Das Band ist nur die letzte Information. Wir haben zusätzliche Beweise für Ramlawis Rolle im Schwarzen September. Wir haben Fotografien, die ihn mit einem Mann zeigen, der letztes Jahr nach dem Attentat auf den jordanischen Premier in Kairo verhaftet wurde.»
    «Sooo?», sagte eine andere Stimme von der anderen Seite des Tisches. Ein dicker Mann mit einer gestrickten Jarmulke auf dem Kopf. «Und was beweisen Fotos? Dass er in seiner Nähe war. Dass er Kontakt hatte. Und was ist das schon, mein Freund? Gar nichts!»
    «Wir haben die Abschriften ägyptischer Verhörprotokolle, in denen die Terroristen vom Schwarzen September aussagen, dass sie von einem Mann ausgebildet wurden, dessen Beschreibung auf Ramlawi passt.»
    «Oh, wie schön!», sagte ein großer, dünner Mann, der neben dem Fenster saß. «Wir sind jetzt also schon auf die Ägypter angewiesen, wenn wir etwas wissen wollen? Gott bewahre! Seit wann wissen die schon etwas? Was sind die auf einmal? Genies?»
    Alle lachten.
    Levi kapierte, dass man ihn aufzuziehen versuchte. Dieser Verein tat nichts lieber, als jungen Offizieren das Leben schwerzumachen. Er stellte sich fester auf seine beiden Beine und fuhr mit seinem Vortrag fort.
    «Wir haben zusätzliche Beweise für Ramlawis Verwicklung in den Schwarzen September, aber ich möchte Sie nicht damit langweilen. Nehmen Sie mein Wort dafür. Ich habe die Fakten sorgfältig analysiert, und ich versichere Ihnen bei meiner Ehre, dass alles korrekt ist. Der Mann ist in die Operationen des Schwarzen September verwickelt. Punktum. Nehmen Sie mein Wort dafür oder suchen Sie sich einen anderen Analytiker.»
    «Nicht so laut, bitte», sagte der Mann mit den buschigen Augenbrauen. Er zündete sich seine Pfeife wieder an. Er war zufrieden. Er wollte keine Tatsachen. Nach allem, was Levi wusste, hatten die Chefs mehr Zeit über diesen Akten zugebracht als er selbst. Sie wollten eine Analyse.
    «Ich komme jetzt zum interessanten Teil», sagte Levi. «Wir beschäftigen uns hier nicht mit harten Fakten, sondern mit Spekulationen – Vermutungen –, die auf dem zur Verfügung stehenden Beweismaterial basieren.»
    «Wie sieht Ihre Spekulation aus?», fragte der kleine Mann.

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