Operation Beirut
«Sagen Sie es uns einfach. Machen Sie bitte keine große Schau daraus.»
«Die Spekulation ist, dass Ramlawi ein amerikanischer Agent ist.»
Im Raum herrschte einen Augenblick lang Schweigen, das nur durch das Rücken einiger Stühle, das Zischen einiger Streichhölzer und das Saugen an den Pfeifen durchbrochen wurde.
«Das ist unsinnig», sagte der kleine Mann mit den buschigen Augenbrauen. «Völlig verrückt. Warum sollten unsere Freunde, die Amerikaner, so etwas tun? Nennen Sie uns Ihre Beweise für diese verrückte Theorie.»
«Das Beweismaterial ist kompliziert», sagte Levi.
«Sooo?», sagte der dicke Mann mit der gestrickten Jarmulke. «Sehen wir dumm aus?»
«Zunächst einmal wissen wir, dass Ramlawi impulsiv ist. Wir wissen, dass er in Beirut ein wildes Leben geführt hat. Immer hinter den Frauen her. Dutzenden von Frauen. Wir haben sogar Grund zu der Annahme, dass er eine Affäre mit der Frau eines französischen Diplomaten hatte.»
«Sehr schön», sagte der große, dünne Mann am Fenster. «Die beiden verdienen einander.»
«Wir wissen, dass Ramlawi ein Liebling der Fatah-Führung ist», fuhr Levi fort. «Wir wissen, dass er einer jener Fatah-Leute war, die man zu einem speziellen Nachrichtenkurs nach Ägypten geschickt hat. Wir wissen, dass er viele Sprachen spricht, einschließlich Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch. Wir wissen, dass er viel herumgekommen ist.»
«Soooooo?», erkundigte sich der dicke Mann. «Und was hat das alles mit der CIA zu tun?»
«Darauf komme ich schon», sagte Levi. «In Beirut sammelten wir die Reiseberichte eines jeden, der auf dem Beiruter Internationalen Flughafen eintraf oder von dort abflog.»
«Wissen wir, wissen wir», sagte der Mann mit den buschigen Augenbrauen. «Wessen Idee, glauben Sie, ist das gewesen? Eh?»
«Ich komme nun zum wesentlichen Teil», sagte Levi. «Wenn wir uns das Kommen und Gehen anschauen, finden wir zwei Fälle, in denen Jamal Ramlawi 1970 zur gleichen Zeit außer Landes war wie ein Falloffizier der CIA , der unter diplomatischer Tarnung in der amerikanischen Botschaft in Beirut arbeitet.»
Der Juraprofessor klopfte mit seinem Füller gegen sein Glas.
«Herr Levi», sagte er ruhig. «Wie lautet der Name dieses CIA -Offiziers?»
«Rogers. Thomas Rogers.»
«Und wohin verreisten sie, der Terrorist und der CIA -Mann?»
«Nach Kuwait im März 1970 und nach Ägypten im Mai desselben Jahres. Wir können nicht bestätigen, dass sie sich tatsächlich getroffen haben. Aber wir sind sicher, dass sie zur selben Zeit in diese Länder gereist sind.»
«Es könnte natürlich ein Zufall sein», sagte der Professor mit dem angeknöpften Kragen. «Selbst zweimal im Jahr. Aber es ist interessant, das muss ich zugeben.»
«Ja», sagte der kleine Mann.
«Ja», sagte der dicke Mann mit der Jarmulke.
«Fahren Sie fort», sagte der Professor.
«Der zweite wichtige Hinweis ist ein Agentenbericht in unseren Akten über den Besuch eines amerikanischen Nachrichtenoffiziers in Rom im Juli 1970. Ich hätte diese Notiz überhaupt nicht gefunden, da sie nie in die Fatah-Akte gegeben wurde. Ich fand sie, als ich den Hintergrund des italienischen Generals in Rom untersuchte, der uns das Band geliefert hat.»
«Weiter, weiter», drängte der kleine Mann. «Verschonen Sie uns mit den Details.»
«Laut Aussage dieses Agenten in Rom war der amerikanische Nachrichtenoffizier eigens dorthin geflogen, um sich mit einem arabischen Agenten zu treffen, einem Palästinenser vielleicht. Die Italiener haben nie herausbekommen, mit wem er sich treffen wollte. Aber vorige Woche ließ ich einen unserer Freunde die Luftlinien überprüfen, ob im Juli 1970 jemand von Interesse von Beirut nach Rom geflogen ist. Und wer, glauben Sie, fiel aus einer der Passagierlisten der MEA ? Einer, der mit einem falschen algerischen Pass reiste, den er seither noch mehrere Male benutzt hat.»
«Ramlawi», sagten einige der Stimmen rund um den Tisch.
«Korrekt», sagte Levi strahlend.
«Und wer war dieser Amerikaner, der nach Rom kam?», fragte der Professor mit dem angeknöpften Kragen.
«Marsh. John Marsh.»
«Und warum kam Mr.Marsh und nicht Mr.Rogers?»
Levi überlegte einen Augenblick.
«Ich weiß es nicht», sagte er schließlich.
«Gut», sagte der Professor. «Wenn Sie darauf eine Antwort gehabt hätten, dann wäre mir der Verdacht gekommen, Sie hätten sich das alles aus den Fingern gesogen. Manchmal besteht die korrekte Antwort darin, dass wir nicht wissen,
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