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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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hören?»
    «Ja», sagte Levi.
    «Ein Gewichtheber aus Amerika. Ein Trainer der Gewichtheber aus Polen. Ein Gewichtheber aus Libyen. Ein Lauftrainer aus Tel Aviv. Ein Fechttrainer aus Rumänien. Ein Ringertrainer aus Deutschland, dessen Eltern die Judenverfolgung überlebt haben, nur um ihren Sohn in München sterben zu sehen!»
    Cohen legte die Liste auf den Schreibtisch zurück. Er legte für einen Augenblick seinen Kopf in die Hände, dann wandte er sich wieder an Levi.
    «Sie stammen alle von irgendwo anders her. Ist Ihnen das aufgefallen? Eh? Sie sind nach Israel gekommen, um sicher zu sein, und wir haben sie im Stich gelassen. Sie und ich, das Institut. Sie haben darauf vertraut, dass wir sie beschützen, und wir haben sie wie hilflose Juden in Deutschland krepieren lassen.»
    «Ja.»
    «Und wissen Sie, was wir deshalb tun sollten?», fragte Cohen. Seine Stimme hob sich, seine Augenbrauen setzten zu einem Flug an.
    «Nein», sagte Levi.
    «Wir sollten diese Schweine umbringen! Jeden Einzelnen von ihnen!»
     
    Die nächsten Tage brachten eine Flut von Informationen über den Zwischenfall in München. Viele davon liefen über Levis Schreibtisch. Die abgefangenen Telefon- und Funkgespräche stapelten sich neben Depeschen aus den israelischen Botschaften Europas, Berichten von Agenten und Informanten in der ganzen Welt; und das alles zu dieser Operation in München. Allein der Umfang des Materials überwältigte Levi. Irgendwo in diesem Berg von Papieren könnte eine Meldung stecken, die besagte, dass das Massaker vom ägyptischen Präsidenten persönlich geplant worden war, aber es würde Tage dauern, sie zu finden. Das Problem, so stellte Levi fest, war nicht, Informationen zu sammeln. In der modernen Ära des Abfangens von Nachrichten war das einfach. Das Problem lag darin, sie rechtzeitig zu analysieren, damit man Konsequenzen ziehen konnte.
    Das meiste von dem, was in diesen ersten paar Tagen hereinkam, war vorauszusehen gewesen und nicht besonders hilfreich. Der Schwarze September hatte in Kairo während der ersten Stunden der Operation eine vierseitige hektographierte Erklärung herausgegeben, in der es hieß, die israelischen Athleten befänden sich «in Kriegsgefangenschaft», und die die Bedingungen bekanntgab, unter denen man sie freilassen würde. Die Führungsspitze der Fatah gab in Beirut eine Erklärung ab, die jede Verantwortung für die Münchner Operation weit von sich wies. Arabische Presseberichte legten dem Massaker gegenüber viel Verständnis an den Tag und schrieben, die Schuld liege im Grunde bei Israel, weil es das palästinensische Volk unterdrücke.
    Was Levi auffiel, als er all die Meldungen durchzusehen begann, war, dass der Schwarze September die Operation ungewöhnlich raffiniert geplant hatte. Man hatte genau gewusst, wohin man im Olympischen Dorf zu gehen hatte, um zum Quartier der Israelis zu gelangen, wie man die angeblich lückenlosen Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden hatte, wann man den Angriff über die Bühne gehen lassen musste, um einen maximalen Überraschungseffekt zu erzielen. Es war den Terroristen gelungen, unbemerkt ein kleines Waffenarsenal nach Deutschland zu schmuggeln. Es war ihnen möglich gewesen, in Kairo – einige tausend Meilen weg – schon kurz nach dem Angriff präzise Forderungen zu stellen. Und sie hatten in den letzten Augenblicken auf dem Flughafen die List der Deutschen durchschaut und einen blutigen Preis gefordert, indem sie sämtliche Geiseln töteten. Es war ganz offensichtlich, dass das keine Amateure waren.
    Die westdeutsche Polizei lieferte den ersten brauchbaren Hinweis. Auf der Suche nach dem Mann, der dem Schwarzen September von innen geholfen haben könnte, durchkämmte sie die Aufzeichnungen aller Firmen und Bauunternehmer, die am Bau des Olympischen Dorfes beteiligt gewesen waren. Bald fanden sie heraus, dass einer der Architekten, die am Olympischen Dorf mitgearbeitet hatten, ein palästinensischer Akademiker gewesen war. Levi ließ seinen Namen und seine Passnummer durch den Computer laufen und fand heraus, dass der Mossad eine kleine Akte über ihn hatte. Er war in Haifa geboren und in Europa erzogen worden – und er war ein Sympathisant der Fatah. Er hatte die Aufmerksamkeit des Mossad auf sich gezogen, weil er sich einem Agentenbericht nach 1971 mit einem Nachrichtenoffizier der Fatah getroffen hatte. Einem Mann namens Jamal Ramlawi.
    Abgefangene Mitteilungen brachten weitere Hinweise. Die Analytiker der Einheit 8200

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