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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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zweiten Satz. Es handelte sich um eine Sammlung von einigen internen Fatah-Dokumenten – aus dem Arabischen ins Englische übertragen –, die Pläne für eine neue Regierung in Jordanien umrissen. Bei einem der Dokumente handelte es sich um eine handgeschriebene Note des Alten Mannes an einen jordanischen Politiker, in der er diesem ganz unverblümt den Posten eines Premiers in diesem neuen Regime anbot.
    «Was hat es damit auf sich?», fragte der Präsident, indem er den Direktor vorwurfsvoll ansah.
    «Unsere Berichte besagen nichts Gegenteiliges», sagte der Direktor in einem Versuch, Zeit zu gewinnen. «Ich zögere etwas, in Einzelheiten zu gehen, aus offensichtlichen Gründen, aber ich widerspreche unseren britischen Freunden nicht, wenn sie sagen, dass die Palästinenser sich mit der Absicht tragen, den König von Jordanien zu stürzen. Diese Information, wenn Sie mir gestatten, ist beileibe kein Geheimnis. Um sie bestätigt zu bekommen, brauchen Sie nur Radio zu hören. Da verkünden sie das Tag für Tag.
    Es handelt sich hier lediglich darum, was wir
unternehmen
sollen.» Der Direktor betonte das Wort
unternehmen
, um klarzustellen, dass es sich hier um ein Gebiet handelte, auf dem der britische Beitrag höchstwahrscheinlich ohnehin recht bescheiden ausfallen würde.
    «Ganz genau», sagte der britische Premier. «Oder um noch genauer zu sein, was Sie unternehmen sollten, da wir selbst im Begriff sind, unsere Streitkräfte aus dem östlichen Bereich des Suezkanals abzuziehen.»
    Der Präsident warf einen Blick auf einen seiner Mitarbeiter, sah dann auf seine Uhr und räusperte sich.
    «Stenograph», flüsterte der Mitarbeiter. Ein Marinesoldat in einer Ecke des Raumes nahm Block und Stift zur Hand.
    «Der König von Jordanien ist ein Freund der Vereinigten Staaten, und wir haben die Absicht, unseren Freunden beizustehen», sagte der Präsident. Er nickte einmal mit dem Kopf, als wäre damit die Angelegenheit ein für alle Mal erledigt.
    Die Konferenz wandte sich einer Erörterung der NATO -Strategie in Mitteleuropa zu, die sämtliche Teilnehmer ebenso langweilte wie verwirrte; selbst die aufmerksam zuhörenden Mitarbeiter, die sich an der Wand des Konferenzraumes reihten.
    Als der Direktor an diesem Tag das Weiße Haus verließ, schäumte er vor Wut über den hinterhältigen britischen Anschlag. Ganz offensichtlich hatten die Tommys dem König von Jordanien versprochen, sich für ihn starkzumachen. Unverschämtheit! Der Direktor merkte sich vor, dem Mann vom MI 6 in Washington in Zukunft das Leben schwerzumachen. Und in Gedanken begann er ein scharf formuliertes Memorandum an den Stellvertretenden Direktor der Planungsabteilung aufzusetzen, in dem er ihm mitteilte, dass er im Fall Jordanien
versagt
hatte.
     
    Als er in sein Büro im siebten Stock des CIA -Hauptquartiers zurückkam, verlangte der Direktor nach Edward Stone, dem Chef der Nahost-Abteilung der geheimen Dienste. Zum Teil tat er dies, um Stones Chef, den Stellvertretenden Direktor der Planungsabteilung, zu rüffeln, zum Teil aber auch, weil er sich im Lauf der Jahre angewöhnt hatte, auf Stones Urteilsvermögen zu vertrauen.
    Stone war ein beinharter alter Soldat, ein intellektueller Krieger in der Tradition George Marshalls, der sich in den vierziger Jahren als Nachrichtenoffizier in London seine Sporen verdient hatte, als er zusammen mit den Briten daran arbeitete, feindliche Spionagenetze zu entwirren. Die vielen Jahre, die er in London gelebt hatte, hatten Stone ein geradezu britisches Aussehen verliehen: Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe und silbergraues Haar, das jederzeit ordentlich gekämmt war; er bevorzugte schwere Wollanzüge und Hosen mit Aufschlägen; er trug robuste, auf Hochglanz polierte Oxfords, die er sich alle paar Jahre bei einem Schuster in der Jermyn Street in London kaufte; außerdem trug er einen Regenschirm, selbst wenn es nicht regnete. In seinem Büro hing an einer der Wände in einem schmucklosen Holzrahmen ein frei nach Nietzsches
Jenseits von Gut und Böse
zitiertes Motto: «Starre nicht zu lange in den Abgrund, auf dass der Abgrund nicht zurückstarre.»
    Stone meldete sich sofort im Büro des Direktors zur Stelle und stand steif vor dessen Schreibtisch.
    «Ich komme gerade aus dem Weißen Haus», sagte der Direktor müde und gequält. «Ich musste dem Präsidenten gegenüber so tun, als hätte ich eine Ahnung davon, was innerhalb der PLO vor sich geht, obwohl ich in Wirklichkeit nicht die geringste Ahnung habe,

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