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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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verdankte er seine Erfolge als Führungsoffizier meist der Tatsache, dass er offen und geradeheraus gewesen war. Das eigentlich Wunderbare am Nachrichtengeschäft waren nicht die technischen Spielereien oder die zweifelhaften Operationen. Es bestand in der einfachen Tatsache, dass die Menschen gerne reden. Der alte Politiker erzählt gerne Kriegsgeschichten. Der junge Revolutionär will einem erklären, wie er die Welt zu verändern gedenkt. Sie sollten einem solche Sachen nicht erzählen, aber sie tun es trotzdem immer wieder. Und jeder von ihnen, auf der ganzen Welt, schätzt das Ohr eines interessierten Amerikaners. Das war es, was an diesem Geschäft Spaß machte.
    Diese sanfte Methode schien unglücklicherweise in diesem Fall nicht das zu sein, was Langley wollte. Die wollten etwas Schnelles und Schmutziges. Rogers entschloss sich zu einem Plausch mit Hoffman.
     
    «Lassen Sie uns rausgehen und was trinken», schlug Hoffman vor, als Rogers am späten Nachmittag in seinem Büro vorbeischaute. «Ich kenne da genau den richtigen Laden.
Die Schwarze Katze!
»
    Die Schwarze Katze
war ein schäbiger Stripschuppen in einer engen Seitenstraße der Rue Hamra. Drinnen war es düster, und Rogers brauchte einige Sekunden, um sich an die roten Lichter und die Wolken aus Zigarettenrauch zu gewöhnen. Als sich seine Augen darauf eingestellt hatten, erkannte er eine lange Theke, vor der ein halbes Dutzend übergewichtiger europäischer Frauen in verschiedenen Stadien des Ausgezogenseins auf Barhockern saß. Auf der Bühne, leuchtend unter blauem Scheinwerferlicht, lag eine Frau – völlig nackt – und liebkoste eine Gummischlange.
    «Das Beste an dem Laden hier», sagte Hoffman, während er seinen bulligen Körper an einem der pausbäckigen Bardamen vorbeizwängte, «ist, dass kein Mensch auf den Gedanken kommen würde, uns hier zu suchen.»
    «Das andere Gute ist», fügte er flüsternd hinzu, «dass er uns gehört. Fragen Sie mich nicht, warum, aber vor ein paar Jahren schien es eine gute Idee zu sein. Jedenfalls heißt das, dass uns hier keiner zuhört. Außer unseren eigenen Leuten.»
    Es waren noch einige andere Gäste da, meist Araber in langen weißen Gewändern. Einer von ihnen saß in einer Ecke und versuchte angetrunken den Büstenhalter eines der Animiermädchen zu öffnen.
    «Saudis!», sagte Hoffman verächtlich. «Saudis zu erpressen ist so simpel, dass sie einem fast schon leidtun.»
    Die Ankunft der beiden Amerikaner hatte die Frau auf der Bühne dazu animiert, ihren Flirt mit der Gummischlange etwas aggressiver zu gestalten. Sie zog sie langsam zwischen ihren Beinen hindurch und liebkoste dann nacheinander ihre Brüste mit der Zunge der Schlange. Der Kopf der Frau reflektierte das blaue Licht. Sie war zwar nackt, wie Rogers bemerkte, aber vor ihrem Gesicht hatte sie einen kleinen schwarzen Schleier. Der geheimnisvolle Orient.
    «Herrje!», sagte Hoffman, als er sich die Reihe müder Frauen ansah, die sich auf die Theke stützten und aufgesetzte, verführerische Gesten in ihre Richtung machten.
    «Diesen Mädels sollten sie Futtersäcke umhängen! Erinnern Sie mich morgen daran, dass ich ein neues Team engagiere.»
    Sie bestellten sich etwas zu trinken und lehnten einige Angebote der Mädchen an der Bar, sich zu ihnen zu setzen, ab. Die Frauen zogen sich an die Theke zurück und setzten ihre Plaudereien untereinander fort.
    «Also, worüber wollten Sie mit mir sprechen?», fragte Hoffman.
    «Über den Fall», sagte Rogers.
    «Welchen Fall?»
    «Sie wissen schon», sagte Rogers.
«Den Fall.»
    «Ah! Na schön. Schießen Sie los.»
    «Ich glaube, wir haben da ein Problem», begann Rogers. «Der Bursche, hinter dem wir da her sind, ist ein Patriot. Er ist nicht daran interessiert, für uns zu arbeiten; er will
mit uns
arbeiten. Zum Wohl seines Volkes.»
    «Dann sorgen Sie dafür, dass es ihn interessiert», sagte Hoffman. «Finden Sie einen Punkt, an dem wir den Hebel ansetzen können.»
    «Ich bin nicht sicher, ob das der richtige Weg ist.»
    «Schauen Sie, mein Junge», sagte Hoffman. «Dieses Geschäft ist so einfach. Komplizieren Sie es nicht. Sie suchen sich einen, von dem Sie glauben, dass er Ihnen helfen kann. Sie nehmen ihn bei den Eiern. Dann drücken Sie ordentlich zu. So einfach ist das.»
    Rogers schwieg.
    «Machen Sie mal Pause!», sagte Hoffman und deutete auf die Bühne. Eine neue Tänzerin war hereingekommen. Sie führte einen großen Hund an der Leine.
    «Das ist ja ekelhaft!», sagte der

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