Operation Beirut
verkrampfte.
«
War
er ein Kommunist, dieser Darazi?»
«Ja.»
«Woher wissen Sie das?»
«Weil Mr.Hoffman es mir gesagt hat.»
«Was hat Mr.Hoffman Ihnen sonst noch gesagt?»
«Er sagte mir, dass ich die Wahl hätte. Ich könnte mich an dem Mann auf die libanesische Art rächen, indem ich ihn umbrachte. Oder ich könnte meine Rache auf die amerikanische Art bekommen, indem ich mitarbeitete, die Leute zu vernichten, die Darazi geschaffen hatten – die Kommunisten.»
«Und was haben Sie getan?»
«Ein wenig von beidem», sagte Fuad. «Libanesisch und amerikanisch.»
«Sie haben Darazi umgebracht?»
«Nein, ich habe ihn nur verwundet. Aber ich habe unseren Familiennamen reingewaschen.»
«Was ist dann passiert? Waren dann nicht Darazis Angehörige hinter Ihnen her?»
«Mr.Hoffman half mir, aus dem Land zu kommen, nach Ägypten. Er besorgte mir dort Arbeit.»
«Und dann?»
«Sie kennen den Rest», sagte Fuad. «Ich bin ein Agent. Ich arbeite für Sie. Ich stehe zu Ihren Diensten.»
Rogers holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Er sah dem jungen Araber in die Augen.
«Ist das alles wahr, was Sie mir da erzählt haben?», fragte Rogers.
«Ja», sagte Fuad.
«Arbeiten Sie außer für mich noch für jemand anderen?»
«Nein.»
Rogers sah ihm wohl noch gut fünfzehn Sekunden in die Augen. Fuad zuckte nicht mit einer Wimper. Rogers schätzte den Mann ein und wandte seinen Blick schließlich ab. Irgendjemandem muss man in diesem Geschäft doch vertrauen, dachte er sich. Wenn nicht, wo lag dann der Sinn?
«Trudie», rief Rogers in den anderen Raum hinüber, wo die Technikerin noch immer mit dem Polygraphen wartete.
«Es ist schon spät. Wir machen ein andermal weiter.»
Kapitel 9 Beirut; Dezember 1969
Rogers drückte Fuad die Hand, dankte ihm und wünschte ihm auf Arabisch eine gute Nacht.
Die geheime Beziehung zwischen der CIA und dem Stellvertretenden Chef des Fatah-Nachrichtendienstes schlug Ende Dezember 1969 eine erste zarte Wurzel. Selbst an den Standards des Spionagegeschäfts gemessen, war das Ganze eine ebenso verstohlene wie sperrige Angelegenheit.
Beim Planen seines Eröffnungszuges ging es Rogers um zwei Dinge. Dem Palästinenser musste klar sein, dass Fuad ein Agent der CIA war und Rogers sein Führungsoffizier. Außerdem musste der Palästinenser seinen guten Willen Rogers persönlich signalisieren; auch wenn er sich jetzt noch weigerte, sich mit Rogers zu treffen. Eine geheime Beziehung musste nach Rogers’ Ansicht so unkompliziert wie möglich beginnen. Andernfalls verstrickte sie sich bald hoffnungslos in jenem Netz von Verwirrungen und Betrug, das zwangsläufig Teil der Geheimdienstwelt war. Außerdem wollte Rogers Jamal persönlich sehen, um diesem siebenundzwanzigjährigen Palästinenser in die Augen zu schauen und seinen Charakter abzuschätzen.
Das Arrangement war einfach. Jamal und Fuad würden sich in einem Straßencafé vor dem Strand-Theater, einem Kino in der Rue Hamra, treffen. Rogers würde langsam an dem Café vorbeigehen.
Wenn Rogers näher kam, sollte Fuad Jamal mit einem vorher abgesprochenen Satz ein Zeichen geben, und Jamal sollte seinen Arm auf Fuads Schulter legen. Es wäre klar, dass diese Geste bedeuten würde: «Fuad ist mein Kontaktmann»; und sie würde Jamals Bereitschaft andeuten, mit der CIA ins Geschäft zu kommen. Im Prinzip erklärten sich beide Seiten bereit, Informationen auszutauschen; auf Details wollte man sich jedoch nicht festlegen.
Jamal verlangte, dass das Treffen von keiner der beiden Seiten überwacht werden sollte. Er selbst würde niemanden aus seinem eigenen Gefolge von Mitarbeitern und Leibwächtern mitbringen. Tatsache war, dass er nur einen Menschen über den Termin informiert hatte – eine Person, die er nur als den «Alten Mann» bezeichnete.
«Ganz schöne Scheiße», meinte der Stationschef, als er von Jamals Forderung erfuhr, dass das Rendezvous in der Rue Hamra nicht überwacht werden sollte.
«Sagen Sie ihm, dass wir einverstanden sind, und legen Sie ihn dann aufs Kreuz. Wenn der meint, dass wir uns da auf einen Blindflug einlassen, ist er verrückt.» Rogers protestierte kurz, gab dann aber nach. Er gestand sich ein, dass Betrug nun einmal ein Teil des Geschäfts war. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl dabei, eine Beziehung, die auf Vertrauen basierte, mit einer Lüge zu beginnen.
Hoffman kommandierte ein kleines Team von Agenten dazu ab, die Gegend zu überwachen. Einer sollte sich auf der anderen
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