Operation Beirut
Straßenseite an einem Schuhputzstand postieren. Ein anderer sollte in einem Café westlich vom Treffpunkt an der Ecke Rue Hamra und Rue Nehme Yafet sitzen. Ein weiterer wäre etwas östlich davon in einem Auto, das an der Ecke Rue Hamra und Rue Jeanne d’Arc parkte. Der Stationschef bestand darauf, das Rendezvous aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren, sodass man greifbares Beweismaterial hatte, das Rogers, Fuad und Jamal zusammen zeigte. Er richtete es so ein, dass ein Fotograf aus einem Bürofenster auf der anderen Straßenseite Aufnahmen schoss und ein anderer aus einem geparkten Wagen.
«Wir brauchen ein bisschen Kontrolle über diesen Burschen», sagte Hoffman nüchtern. «Ein bisschen was auf der Bank, für den Fall, dass es ihm einfällt, ein Spielchen mit uns zu spielen.» Das Rendezvous wurde auf zwei Uhr nachmittags festgelegt. Jamal kam zu spät, und Rogers befürchtete schon, die Operation wäre geplatzt, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Aber um zwanzig nach zwei traf Jamal ein, setzte sich zu Fuad an einen Tisch und begann mit ihm zu plaudern.
Der Palästinenser war elegant gekleidet wie immer. Er trug den Kragen seiner Lederjacke hochgeschlagen, um sich vor dem kalten Wind zu schützen. Die obersten Knöpfe seines Hemdes jedoch hatte er offen gelassen.
Während Jamal mit Fuad sprach, schweifte sein Blick über die Rue Hamra. Der Palästinenser schien ebenso begierig darauf, Rogers zu Gesicht zu bekommen, wie der Amerikaner darauf brannte, ihn zu sehen.
Rogers begann langsam von der Ecke der Rue Nehme Yafet aus die Straße hinaufzubummeln. Er starrte zur Markise des Strand-Theaters hinauf, in dem diese Woche
Eisstation Zebra
lief; dann wandte er den Kopf in Richtung des Cafés.
Jamal hatte seinen Arm fest auf Fuads Schulter.
Dann passierte etwas, was nicht im Drehbuch stand. Jamal starrte Rogers geradewegs in die Augen und nickte mit dem Kopf.
Rogers ging weiter. Als er um die Ecke der Rue Jeanne d’Arc bog, stieß er einen kleinen Freudenschrei aus – verhalten, aber hörbar.
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Teil III
Januar–März 1970
Kapitel 10 Washington; Januar 1970
Der Direktor der CIA saß schon so lange auf seinem Posten und hatte schon so viele bürokratische Kriege hinter sich, dass man ihn einfach «den Direktor» nannte; als hätte es nie einen anderen gegeben. Er gehörte in die Konferenzräume der höchsten Geheimdienstgremien wie Fred Astaire in einen Ballsaal. Er war so elegant, so selbstsicher, so perfekt besetzt für seine Rolle, dass man, selbst wenn er einmal einen Schritt verpasste, nicht sicher sein konnte, ob dahinter nicht eine Absicht steckte. Oder vielleicht hatte auch der Choreograph einen Fehler gemacht.
Ein Teil der Anziehungskraft des Direktors bestand darin, dass sein Aussehen so haargenau dem entsprach, was er sein wollte. Bei so manchen Leuten steht ihr Äußeres auf Kriegsfuß mit dem Bild, das sie von sich haben. Nicht so beim Direktor. Er war eine hochgewachsene, patrizierhafte Gestalt mit schütterem Haar und römischem Profil, der über das nützliche Talent verfügte, in entwaffnendem Maße offen zu klingen, ohne irgendetwas Unüberlegtes von sich zu geben. Nach einer herausragenden Laufbahn in der Agentur hatte er sich die für einen Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes notwendigen Überlebenstechniken angeeignet. Er wusste, dass die Wahrung eines guten Verhältnisses zum Präsidenten oberste Priorität hatte; dann kam der Kongress und dann die Presse. Wenn diese Aufgaben erledigt waren, leitete sich die Agentur seiner Meinung nach von selbst. Obwohl man ihn für einen der mächtigsten Beamten Washingtons hielt, wusste der Direktor selbst sehr wohl um die Grenzen seiner Macht. Er diente, solange er die Gunst des Präsidenten hatte. Seine Aufgabe bestand darin, die Schmutzarbeit zu erledigen und die Verantwortung zu übernehmen, wenn etwas schiefging. Und natürlich darin, seinen Mund zu halten. Diese Aufgaben erledigte er gewissenhaft und umfassend. Einigen seiner Kollegen erschien er wie die bürokratische Version eines britischen Butlers: intelligenter und besser erzogen als sein Herr, aber immer gehorsam, respektvoll und diskret.
Was der Direktor auf den Tod nicht vertragen konnte, waren Überraschungen, besonders, wenn sie während einer Konferenz im Weißen Haus auftauchten. Und so war ihm Ende Januar 1970 besonders unbehaglich zumute, als ihm die «Cousins» (wie sie sich selbst gerne nannten) vom britischen Geheimdienst einen
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