Operation Beirut
empfindlichsten Operationen der Fatah betraut? Vielleicht, weil der Alte Mann keinem seiner eigenen Altersgenossen trauen konnte, von denen jeder ein potenzieller Rivale war.
Misstrauen war in der arabischen Welt allgegenwärtig. Dies war eine Welt der Stiche in den Rücken, eine Kultur, die an die Maxime glaubte: «Fürchte deinen Feind einmal, fürchte deinen Freund tausendmal.» Die Bande der Freundschaft zwischen arabischen Männern waren intensiv, hielten aber nicht lange. Vertraulichkeiten wurden grundsätzlich verraten, Vertrauens- und Treuegelöbnisse wurden gebrochen. Man braucht sich nur den Islam selbst anzusehen. Innerhalb weniger Jahre nach dem Tode des Propheten Mohammed bekämpften sich seine Anhänger bereits und schmiedeten Mordpläne gegeneinander. Jede arabische Politik war seither von diesem Problem heimgesucht worden. Ein arabischer Mann vertraute nur einem anderen Mann bedingungslos: seinem Sohn. Selbst seine Brüder waren potenzielle Rivalen. Der Alte Mann hatte keinen Sohn; aber er hatte Jamal.
Der Rest des zweiten Teils des Fragebogens gab einen Überblick über Operationsdetails. Es war offensichtlich, dass Agent PECOCK Zugang zu den wichtigsten Geheimnissen der Fatah hatte. Die einzige Frage war, wie man ihn führen sollte.
Hier sprach Rogers eine Empfehlung aus, von der er wusste, dass sie im Hauptquartier einige Aufregung schaffen würde. Es wäre besser, PECOCK anfänglich als Mitarbeiter einzustufen und nicht als kontrollierten Agenten. Man sollte ihn zu dem Glauben ermutigen, die CIA betrachte ihn nicht als amerikanischen Agenten und akzeptiere seine Definition der Beziehung als «Liaison» zwischen zwei potenziell zur Zusammenarbeit bereiten Geheimdiensten. Rogers zitierte aus den Gesprächen in Kuwait. Er gab zu bedenken, dass der junge Palästinenser immerhin vom Alten Mann selbst dazu aufgefordert worden war, mit den Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten. Es sollte den Anschein haben, die Agentur akzeptiere das alles. Sie solle PECOCK s Position stärken und die Fiktion eines auf Gegenseitigkeit beruhenden Verhältnisses fördern, indem man ihn mit einem regelmäßigen Fluss von zweitrangigen Informationen versorgte, die der Fatah von Nutzen sein könnten. Die Wahrscheinlichkeit, PECOCK letztendlich auf die übliche Art anzuwerben, zu bezahlen und als kontrollierten Agenten zu führen, war groß. Aber nur, wenn die Agentur sich in Geduld fassen würde.
«Wir sollten nicht allzu gierig werden», betonte Rogers in einer Depesche an Stone, die den Fragebogen begleitete. «Die Operation könnte einbrechen, wenn wir von Anfang an auf völliger Kontrolle und Zuverlässigkeit bestehen. Wir sollten keinen Versuch unternehmen, PECOCK zu kaufen oder zu kompromittieren; und wir sollten zu diesem Zeitpunkt auch nicht von ihm verlangen, sich einem Lügendetektor-Test zu unterziehen.» Fürs Erste, so schlug Rogers vor, sollte man diskret mit dem Palästinenser umgehen. Der libanesische Vertragsagent, der ihn entdeckt und mitgeholfen hatte, den Fall aufzubauen, sollte weiterhin als Kurier und Mittelsmann fungieren. Seine Tarnung als libanesischer Linker mit stark propalästinensischen Sympathien würde es ihm gestatten, bei der Fatah ein und aus zu gehen, ohne Verdacht zu erregen. Rogers sollte sich regelmäßig mit PECOCK treffen, aber wann immer es möglich war, außerhalb des Libanon.
Rogers legte Zusammenfassungen seiner Sitzungen mit Jamal in Kuwait sowie Resümees von Fuads Treffen mit ihm in Beirut bei. Er gab die umfangreiche Akte Hoffman, der sie sich ansah und nach Langley schickte.
«Das Spiel können Sie schon mal abschreiben», warnte Hoffman Rogers, bevor er den Fragebogen auf die Reise schickte. «Mich haben Sie ja fast überzeugt, dass Sie einen Agenten anwerben können, der eigentlich gar kein Agent ist. Aber die werden Sie nicht überzeugen.»
«Warum nicht?», fragte Rogers. «Meine Vorschläge sind doch absolut sinnvoll. Wir werden dabei kriegen, was wir wollen, ohne das Risiko einzugehen, die Operation zu ruinieren.»
«Weil die dämlich sind», sagte Hoffman. «Und zwar so dämlich, wie es eben nur wirklich clevere Leute sein können.»
«Warum?», fragte Rogers, aufrichtig verwirrt.
«Irgendwas muss in Yale mit den Leuten passieren», antwortete Hoffman, während er mit einem Streichholz in seinen Zähnen herumstocherte.
«Sie kriegen dort die Überzeugung mit, dass wir es nur einigen wenigen Leuten wie ihnen zu verdanken haben, wenn das Chaos auf
Weitere Kostenlose Bücher