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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Fragebogens enthielt die eigentlich interessanten Einzelheiten über den Mann als Agenten. Er erklärte, wie der Betreffende ausgemacht und eingeschätzt worden war, wie die Informationen aus Teil I zusammengetragen worden waren und vor allem, wie ihn der Führungsoffizier zu verwenden gedachte. Er stellte eine Art Spielplan für den Modus Operandi dar, der skizzierte, wie der Agent geführt werden sollte und welche Informationen man sich von ihm erhoffte. Teil  II nannte den Agenten nur mit einem Kryptonym. Die getrennten Teile des Fragebogens wanderten in die Hauptakte des Agenten in der zentralen Registratur; diese nannte man die «201er Akte». Theoretisch hatten Leute mit Zugang zu den wirklichen Namen der Agenten keinen Zugang zu ihren Operationsakten und umgekehrt.
    Die CIA hatte viele dieser Buchhaltungsgewohnheiten zusammen mit vielen anderen Einzelheiten über die Führung eines Geheimdienstes von den Briten ausgeborgt. Die Briten jedoch nahmen das Geschäft mit der geheimen Nachricht bei weitem ernster als die Amerikaner. In ihren Anfangszeiten benutzten sie nicht einmal Codewörter in ihren Operationsaufzeichnungen und zogen es vor, wo immer es möglich war, Nummern einzusetzen. Rogers hatte von einem SIS -Mann gelesen, der vor Jahren wegen einer Missachtung der Sicherheitsvorschriften getadelt worden war. Sein Verbrechen hatte darin bestanden, in einer Nachricht ans Hauptquartier Berlin als die Hauptstadt des Landes anzugeben, das im SIS -Jargon lediglich als «12 000» bezeichnet wurde.
    Dem Fall wurde ein Kryptonym aus sechs Buchstaben zugeteilt. Agenten im Libanon hatten alle Namen, die mit « PE » begannen. Jamal Ramlawi wurde im Agenturchinesisch ein Agent mit dem Codenamen PECOCK .
     
    Das Bild, das sich für PECOCK aus dem biographischen Material ergab, ließ vermuten, dass er das Drum und Dran zu einem ganz bemerkenswerten Agenten hatte. Die Amerikaner hätten sich wirklich kein interessanteres Objekt für eine Anwerbung wünschen können.
    PECOCK , so konnte man in der Akte lesen, war eine Art palästinensischer Aristokrat mit jener rund um die Welt für die Kinder prominenter Familien typischen Selbstsicherheit und Verachtung für konventionelle Verhaltensweisen. 1964, nachdem er an der Universität Kairo die Reifeprüfung gemacht hatte, hatte er in Ost-Jerusalem der Gründungssitzung der Palästinensischen Befreiungsfront, PLO , beigewohnt. Bei dieser Zusammenkunft hatte er einige der Führer der Fatah angesprochen, die damals nichts weiter als ein kleines Untergrundnetz mit Basis in Kuwait gewesen war, und hatte sie gebeten, beitreten zu dürfen. Einige der Älteren hatten versucht, ihn stattdessen zum Studium zu überreden, aber davon wollte er nichts hören. 1965 zog er nach Kuwait um. Wegen seiner unkonventionellen Umgangsformen und seiner außergewöhnlichen Sprachbegabung setzte man ihn gerne als Kurier in Europa ein.
    Wie so viele Aristokraten zog es den jungen Mann in Richtung Nachrichtendienst. Vielleicht langweilte ihn die sichtbare Welt. 1967 zog er nach Amman und arbeitete unter Abu Namli, für den er Neuanwerbungen der Fatah einer genauen Prüfung unterzog. Im folgenden Jahr erboten sich die Ägypter, der Fatah heimlich beim Aufbau eines Sicherheitsdienstes zu helfen. PECOCK gehörte zu jenen zehn Fatahleuten, die Mitte 1968 für sechs Wochen zu einem Ausbildungskursus in Geheimdienstarbeit nach Kairo gingen. Der Kurs befasste sich mit der Anwerbung und Kontrolle von Agenten, mit Überwachungs- und Verhörtechniken sowie der Abfassung von geheimen Nachrichtenberichten und Einschätzungen.
    Die zehn Absolventen des Kurses in Kairo kehrten Ende 1968 wieder nach Jordanien zurück und bildeten den Kern einer jungen Geheimdienstorganisation der Fatah, der man den Namen Jihaz al-Rasd oder «Überwachungsapparat» gab. Wie viele Geheimdienste war er in zwei Teile geteilt: Der eine war verantwortlich für die Gegenspionage, der andere hatte die Aufgabe, Informationen zu sammeln und spezielle Operationen durchzuführen. Der Chef des Rasd war von 1969 an Mohammed Nasir Makawi, genannt «Abu Nasir», PECOCK war einer seiner drei ranghöchsten Mitarbeiter. Aufgrund seiner Beziehung zum Alten Mann, der den hübschen, jungen Palästinenser wie einen Sohn behandelte, hielt man Jamal für den einflussreichsten.
    Rogers fragte sich, warum der Alte Mann Jamal so sehr vertraute. Warum hatte er ausgerechnet diesen relativ jungen und unerfahrenen Nachrichtenoffizier mit der Verantwortung für die

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