Operation Beirut
dieser Welt noch nicht ganz hoffnungslos ist. Die glauben, die Probleme dieser Welt sind hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen, dass wir nicht genug Regeln und Richtlinien haben – und gebildete Herren, um sie durchzusetzen; und da kommen dann sie ins Spiel. Sie sind die Regelmacher, die gegen Chaos und Unordnung Wache stehen. Und deshalb werden die zu Ihrem Vorschlag nein sagen.»
«Warum?»
«Weil er gegen die Regeln verstößt!»
«Aber was ich vorschlage, hat doch Hand und Fuß.»
«Mich müssen Sie nicht überzeugen, Junge», sagte Hoffman. «Ich bin hier bloß einer der Angestellten.»
Kapitel 18 Washington; April 1970
Drei Wochen später wurde Rogers nach Washington beordert. Die Leute von der Operationsgenehmigung konnten sich nicht mit seinem Aktionsplan anfreunden. Das Gleiche galt für John Marsh, den Operationschef der Nahost-Abteilung; er hatte Stone gedrängt, Rogers zu «Konsultationen» nach Hause zu beordern.
Es war dies der erste wirkliche Rückschlag, dem sich Rogers in seiner Karriere gegenübersah, die bis dahin aus einer stetigen Reihe von Erfolgen und Belobigungen bestanden hatte. Hoffman versuchte ihm zu versichern, dass es zum Spiel gehörte, nach Hause beordert zu werden – nichts weiter als ein Durchgangsritus in der Mitte einer Karriere. Die aus dem Frontbüro nahmen einen nicht ernst, bevor sie einen nicht auf den Teppich geschleift hatten, um einem die Leviten zu lesen. Wie auch immer, sagte Hoffman, wenn Rogers auf Nummer sicher hätte gehen wollen, dann hätte er sich einen anderen Beruf aussuchen müssen.
Immerhin sagte Hoffman nicht: Ich habe es Ihnen ja gleich gesagt. Das war auch nicht nötig, das konnte Rogers ihn auch so denken hören.
Rogers hatte Angst vor dieser Reise. Zu Hause bei Jane war er gereizt, und in den letzten paar Nächten, die er mit ihr zusammen verbrachte, verhielt er sich abweisend; sogar den Kindern gegenüber war er rastlos und launisch. Er konnte es nicht haben, wenn andere im Nachhinein etwas besser wissen wollten als er; vor allem dann nicht, wenn es sich um Leute handelte, die selbst schon seit Jahren keinen Agenten mehr angeworben hatten. Ebenso wenig passte es ihm, daran erinnert zu werden, dass er längst nicht mehr am Anfang seiner Karriere stand und nicht mehr das Wunderkind war, das sich den Angriffen von Leuten aus dem Hauptquartier ausgesetzt sah, die in ihm eine Bedrohung oder einen Rivalen sahen. Rogers hielt sein Leben gern ordentlich in Schubladen verteilt. Die größte, mit der Aufschrift «Arbeit», war ihm jetzt mit einem Mal in Unordnung geraten.
Auf dem Flug versuchte sich Rogers zu entspannen. Er gestattete sich einige Drinks. Er dachte an die sportlichen Leistungen seiner Schulzeit. Er schwelgte in Erinnerungen an alte Freundinnen. Er ließ einige der Nachrichtenoperationen an sich vorüberziehen, für die man ihn in der Vergangenheit belobigt hatte.
Auf dem Flug von Paris nach Washington begann Rogers eine Unterhaltung mit einer attraktiven Französin, blond und blauäugig, etwa Mitte dreißig.
Sie hatte eine aufwendige Frisur und trug ein edles Tweedkostüm. Wenn sie sich bewegte, glaubte Rogers das Rascheln ihrer Unterwäsche zu hören.
Rogers fragte die Frau, warum sie nach Amerika reiste, geschäftlich oder zum Vergnügen?
«Zum Vergnügen», sagte die Frau, wobei sie die einzelnen Silben des Worts dehnte. Rogers hörte das Geräusch von Seide und Satin, als sie es sich in ihrem Sitz bequem machte.
«Haben Sie schon Pläne?», fragte sie Rogers.
«Wir werden sehen», sagte die Frau.
Sie sei die Frau eines französischen Industriellen, erklärte sie. Ein Apartment auf der Isle Saint-Louis, zu viele Partys, zu viele Verpflichtungen. Sie habe von Paris die Nase voll und sehne sich nach einem Urlaub in Amerika.
Rogers fand die Frau überwältigend attraktiv. Wenn sie sich vornüberlehnte, um ihm etwas zu sagen, sah er den feinen Puder ihres Make-ups, den Glanz ihres Lippenstifts und ihre vollen Brüste. Ihr Auftreten entsprach auf den Punkt genau der Vorstellung, die man sich von einer Frau machte, die sich ein kultivierter und wohlhabender Herr zum Vergnügen hielt.
Als sie aus dem Flugzeug stiegen, fragte Rogers sie, ohne genau zu wissen, warum, nach dem Namen ihres Hotels.
Die Frau errötete und wandte ihren Blick ab, sagte aber leise «Das Madison». Sie reichte ihm eine Karte mit ihrem Namen: Véronique Godard.
«Darf ich Sie anrufen?», fragte Rogers, als er die Karte entgegennahm.
«Wie
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