Operation Blackmail
übernehmen«,
vermeldete Thater und entlieà die beiden Ersatzagenten, indem er ihnen für
ihren Einsatz dankte. Den beiden Kollegen, die in diesem Fall ihre groÃe Chance
gewittert hatten, stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, aber dennoch
beglückwünschten sie Eddy und Solveigh zu ihrer Rehabilitation. Auch de Jong,
der nicht umhinkam, Thaters angebliche Anweisung Eddy gegenüber zu akzeptieren,
obwohl er offensichtlich nicht an sie glaubte, verlieà den Konferenzraum.
»Eines aber musst du mir näher erklären, Eddy«, bemerkte der Chef
der ECSB, nachdem sie wieder unter sich waren. »Du willst andeuten, dass sich
jemand aktiv Zugriff zu Solveighs Laptop verschafft hat, wenn ich das richtig
verstanden habe?«
»Genau das will ich damit sagen. Im Ãbrigen habe ich mich bei meiner
Nachtschicht in Solveighs Wohnung nicht darauf beschränkt, ihre Unschuld zu
beweisen. Ich wollte auch herausbekommen, wer der freundliche Zaungast ist, der
ihr über die Schulter geschaut hat.«
»Und?«, schaltete sich Solveigh ein. »Hast du eine Idee?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, referierte Eddy. »Erstens: ein
zufälliger Hack. Viele Hacker legen solche Honeypot-Fallen einfach deshalb,
weil es ihnen Spaà macht. Und die zweite Möglichkeit, die ich in Betracht
gezogen habe: es war unser Täter. Ihr erinnert euch? Computerspezialist, das
Passwort?«
»Oh mein Gott«, entfuhr es Solveigh.
»Allerdings«, stimmte ihr Eddy zu. »Vor allem, wenn ich recht habe
und der Täter ein paar oder gar alle ihre Passwörter geknackt hat. Dann wäre er
jederzeit über unsere Ermittlungsergebnisse informiert. Er wüsste genau, wie
weit wir sind und was wir gerade vorhaben.«
»Das ist gar nicht gut«, bemerkte Thater. »Ich hätte nie für möglich
gehalten, dass wir derart anfällig sind. Bei dem ganzen Geld, das wir in die
Sicherheit investieren.«
»Unsere Sicherheit ist nicht das Problem, Will. Es ist unsere
Mobilität, die uns verwundbar macht. Nachdem Solveigh ihren Rechner ans
Zentralnetz der ECSB angeschlossen hatte, wurde innerhalb von einem Tag Alarm
ausgelöst. Das heiÃt, die Systeme funktionieren. Erinnert ihr euch an das
Datum, an dem der Trojaner aufgespielt wurde?«
»Eddy, Klartext. Du weiÃt, ich hasse es, wenn du immer in diesen
neumodischen Rätseln daherredest«, monierte der Chef.
»Sag mal, liest du keine Zeitung? Da steht doch alle paar Tage was
von Trojanern drin, selbst Behörden setzen sie zur Computerüberwachung von
Verdächtigen ein. Egal. Als Trojaner bezeichnet man ein kleines Programm, das
auf den Rechner der Zielperson geschleust wird und dann Daten liefert. In
unserem Fall hat es dem Unbekannten ihre Internetdateien und ihren aktuellen
Netzwerkstandort übermittelt. Aber dazu kommen wir später. Noch einmal die
Frage: Wo war Solveigh, als ihr der Trojaner in den Pelz gesetzt wurde, nämlich
am 8. Januar um 18:23 Uhr?«
Solveigh musste ob der vielen Ortswechsel der letzten Tage einen
Moment überlegen, aber dann kam sie drauf: »Ich war in Paris, im Hotel. Mit
Dominique, in einer Videokonferenz mit euch.«
»Und wie bist du dort ins Internet gegangen?«, wollte Eddy wissen.
»Ãber das Kabel am Schreibtisch.«
»Bist du sicher? Wirklich das Kabel?«
»Jetzt, wo du fragst: Erst schon, aber dann habe ich meinen Laptop
auf den Wohnzimmertisch geräumt, damit wir besser zu zweit daran arbeiten
können. Dann war es das WLAN des Hotels.«
»Bingo. Und genau da hat unser Hacker zugeschlagen und dir den
Trojaner installiert. Weil es gar nicht das Hotelnetz war, über das du im
Internet warst, sondern sein eigenes.«
Solveigh verstand die Welt nicht mehr, aber Eddy beruhigte sie:
»Mach dir keine Sorgen, Slang, das ist schon ganz anderen passiert. Einfach,
aber effektiv. Und da er den Trojaner zur Hand hatte, glaube ich nicht, dass es
ein zufälliger Hack war. Deshalb habe ich ihm auch einen untergeschoben und in
den paar Minuten, die ich hatte, auch seine Festplatte nach unserem Herrn
Mikanas durchsucht. Und siehe da: es gab fünf Dateien mit dem Namen Leonid.
Eine Recherche im Hotel La Villa in Paris hat ergeben, dass zeitgleich mit
Solveigh ein Italiener namens Enrico Tretti in Zimmer 205 abgestiegen ist.
Besagter Herr Tretti segnete jedoch bereits am 22. April 2004 das Zeitliche bei
einem Autounfall in der
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