Operation Blackmail
Nähe von Neapel. Und: Bevor ihr fragt, nein, es gibt
keine Videoüberwachung im Hotel.«
»Es ist unser Mann«, flüsterte Thater in die Runde. »Er war im Hotel
in Paris ganz nah dran an Solveigh und Dominique.Er saà seelenruhig im
Nebenzimmer und hat sich in ihren Rechner gehackt. Chuzpe hat er, das muss man
ihm lassen.«
»Ja«, gab Eddy zu. »Das stimmt. Und programmieren kann er auch. Ich
habe mir ein nettes Katz-und-Maus-Spiel mit ihm geliefert, und er ist wirklich
nicht schlecht, muss ich sagen. Aber ein bisschen was versteh ich ja zum Glück
auch von den Kisten.«
Solveigh und Thater sahen ihn erwartungsvoll an.
»Ich habe ihn mit seinen eigenen Waffen angegriffen, und nun habe
auch ich einen Mitschnitt von dem, was über seine Internetverbindung geschickt
wurde, und die besagten fünf Dateien, bei denen es sich allerdings allesamt um
belanglose E-Mails älteren Datums handelt. Er speichert nichts Aktuelles zu dem
Fall auf dem Rechner, mit dem er Solveigh abgehört hat. Eine clevere
VorsichtsmaÃnahme.«
»Und was hat er von uns?«, wollte Solveigh wissen.
»Mindestens alles, was über deinen Browser lief, wenn er sehr gut
war, könnte er auch unsere E-Mails geknackt haben. Dann allerdings wäre er
wirklich gut.«
»Wir gehen vorerst davon aus, dass er sehr gut ist. Also weià er,
was wir wissen. Verdammt!«, fluchte Thater.
»Ja, aber da wäre noch etwas«, merkte Eddy an. »Wie ich schon gesagt
habe, besitze ich einen Mitschnitt aller Daten, die über sein Modem liefen für
die Zeit, als unsere Rechner verbunden waren. Besonders interessant dabei ist
sein Timing. Nachdem er bemerkt hat, dass er gehackt wird, hat er als Erstes
dieses Programm geschlossen«, er deutete auf die Leinwand. »Erst danach ebben
die Anfragen seines Browsers ab, es muss ihm also besonders wichtig gewesen
sein, dies zu verbergen.«
»Und was war das für ein Programm?«, fragte Solveigh ungeduldig.
»Das ist mir auch noch ein Rätsel«, bekannte Eddy. »Es handelt sich
um ein Online-Rollenspiel. Eines dieser populären 3D-Spiele.«
»Diese Dinger, wo meine zwanzigjährige Nachbarin eine Elfe spielt,
die ständig irgendwelche Drachen abschlachtet und die dabei mit jemand flirtet,
der wahrscheinlich dreiÃig Jahre älter ist als sie und einen dicken Bierbauch
vor sich her trägt?«, staunte Solveigh.
»Genau das«, gab Eddy zu. »Allerdings spielen das schon längst nicht
mehr nur Kinder oder Freaks. Alleine in Frankreich und Deutschland gibt es über
vier Millionen Spieler.
»Okay, Punkt für dich. Aber: Was soll das?«
In dem Moment polterte es an der Tür, und von drauÃen hörten sie ein
gedämpftes: »Lassen Sie mich, ich kann das alleine.« Eine Mitarbeiterin der Sicherheit
öffnete die Tür und entschuldigte sich im Voraus: »Entschuldigen Sie, Mr.
Thater, aber dieser Herr lieà sich nicht abweisen. Und er besitzt einen
gültigen Ausweis â¦Â«
»GroÃer Gott, Dominique!«, rief Thater erstaunt und befahl der
Beamtin, ihn hereinzulassen. Dominique eckte mit seinem Rollstuhl ungelenk an
der engen Tür an und sah aus, als käme er mitten aus einem ausgewachsenen
Orkan. Er war nass bis auf die Knochen, und seine Haare waren zerzaust.
Solveigh lief zu ihm hinüber und umarmte ihn zur BegrüÃung. Vielleicht würde
doch alles wieder in Ordnung kommen? Wenn er schon hier war, vielleicht ⦠Sie
verbat sich jeden weiteren Gedanken an die Zukunft und fragte ihn stattdessen:
»Was machst du denn hier? Solltest du nicht im Krankenhaus sein?«
»WeiÃt du, mein Vater hat immer gesagt: Wer vom Pferd fällt, der
muss sofort wieder aufsteigen. Und hier bin ich. Bereit, wieder aufzusteigen.«
Thater lieà ihm trockene Klamotten bringen, rügte ihn aber scharf
für seinen eigenmächtigen Ausbruch. Er telefonierte mit Professor Groenewold,
um sich zu vergewissern, dass für Dominique keine akute Gefahr bestand, und entschloss
sich schlieÃlich dazu, ihm das vorsichtige Aufsatteln, wie er sich ausdrückte,
zu erlauben. Vorläufig, wie er betonte. Der Glanz in Dominiques Augen
überzeugte Solveigh vollends davon, dass Thater das einzig Richtige tat. Nur
als Eddy Dominique mit einem nett gemeinten »Willkommen im Club« begrüÃte und
ihm die Hand für ein High Five hinhielt, wurde er mit einem bösen
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