Operation Blackmail
GPS-Koordinaten
ausgetauscht?«
»Korrekt. Das glauben wir. Und wir haben ein Ziel ermittelt. Wenn
wir richtig liegen, dann findet ein Treffen zwischen den beiden Erpressern
mitten im Bayerischen Wald statt.«
»Dann sollten wir zusehen, dass wir vor ihnen dort sind. Hat Thater
sich schon für ein Team entschieden?«
»Das ist der eigentliche Grund meines Anrufs. Die Psychologen sind
zu dem Schluss gekommen, dass du bei der EuroBank nicht mehr gebraucht wirst.
Deshalb wirst du das Team leiten. Pollux ist mit einem Einsatzfahrzeug schon
unterwegs nach Frankfurt, es dürfte dir in etwa einer Stunde zur Verfügung
stehen.«
Sie würde mit Pollux fahren, das freute Solveigh aufrichtig. Er war
einer der wenigen gewesen, der sie während ihrer Nacht im Gefängnis nicht wie
eine Aussätzige behandelt hatte. Er hatte weiter an sie geglaubt, als viele sie
schon abgeschrieben hatten, das würde sie ihm nicht vergessen.
Paul Vanderlist, der gemeinsam mit Heinkel seit Beginn ihres
Telefonats gespannt zu ihr herübergeblickt hatte, mischte sich ein: »Solveigh,
was gibt es Neues? Bitte spann uns nicht länger als notwendig auf die Folter.«
»Eddy, bleib kurz in der Leitung, okay?«, bat sie ihren Kollegen in
Amsterdam. Zu Paul Vanderlist und Peter Heinkel gewandt, sagte sie: »Wir haben
GPS-Koordinaten, von denen wir vermuten, dass die Erpresser sich dort treffen
werden. Es liegt in den Bergen, tief im Bayerischen Wald. Ich werde in zwei
Stunden aufbrechen, aber vorher muss mir Eddy noch einiges an Ausrüstung
besorgen. Wenn wir recht haben, ist die ganze Sache heute Nacht vorbei.«
»Was sollen wir in der Zwischenzeit tun?«, fragte Heinkel. »Wir sind
bei der Identifikation unseres Maulwurfs immer noch keinen Schritt weiter, auf
unserer Liste stehen nach wie vor drei Namen: Chokhani, Gessner und Schott.«
»Unsere Psychologen sind der Ansicht, dass wir bei den vorliegenden
Persönlichkeitsprofilen am ehesten von einem Fehler profitieren würden. Mehr
Druck könnte sich kontraproduktiv auswirken. Zumindest bei Gessner und Chokhani
erwarten sie eine massive Blockade, die möglicherweise ihre Handlungen
verzögert. Wir werden weiterhin ihre Kommunikation überwachen, sodass wir über
jeden ihrer Schritte informiert bleiben. Was Sie betrifft, Dr. Heinkel: Stehen
Sie nach wie vor zu Ihrem Entschluss, in einer Woche zu signalisieren, dass Sie
den Erpressern nachgeben wollen?«
Heinkel nickte bestimmt: »Ja, daran hat sich nichts geändert.«
»Dann schlage ich vor, dass Sie beginnen, die Ãbergabe
vorzubereiten. In Abstimmung mit Thater, aber vordergründig vor allem gemeinsam
mit dem Krisenstab des BKA. Ich werde Thater informieren, dass er sich mit
Ihnen in Verbindung setzt.«
»Ich hätte noch einen Vorschlag für Sie beide«, schaltete sich Paul
Vanderlist ein.
Solveigh zog eine Augenbraue nach oben, sie war gespannt, was er
vorzuschlagen hatte, bisher hatte sich Paul als krisensicher und zuverlässig
erwiesen. Auch Heinkel schien interessiert und forderte ihn mit einem Nicken
auf, fortzufahren.
»Sie kennen meine Personalakte und die Organisation von Frau Lang
sogar noch etliche mehr, wie mir bei unserer ersten Unterhaltung vor elf Tagen
schmerzlich bewusst geworden ist. Eine groÃe Vorrede kann ich mir also sparen.
Ich mag zwar etwas an Gewicht zugelegt haben, aber eine Geheimoperation im
Gebirge ist wohl, wie sagt man so schön, meine Kernkompetenz. Und ich würde
Ihnen gerne anbieten, Sie zu begleiten, Miss Lang.«
Solveigh zögerte. Pollux war ihr Partner für diesen Einsatz, und
normalerweise arbeitete sie alleine. Es war schon ungewöhnlich genug, dass sie
zu zweit zu dem angeblichen Treffpunkt der Entführer fuhren, andererseits hatte
Paul natürlich recht. Er kannte sich mit militärischen Operationen in
schwierigem Gelände weit besser aus als sie oder Pollux. Zwar hatte ihre
umfassende Ausbildung auch paramilitärische Einsätze beinhaltet, allerdings
nicht als Schwerpunkt. Sie wog Für und Wider gegeneinander ab und entschied
schlieÃlich: »Ich werde William Thater die Entscheidung überlassen, ob er Sie
dabeihaben will oder nicht. Gesetzt den Fall, dass Sie, Herr Heinkel, überhaupt
zustimmen.«
Der Vorstandsvorsitzende nickte: »Wenn Sie Paul haben wollen, können
Sie ihn kriegen. Mir ist alles recht, was zur Ergreifung der Erpresser führen
könnte,
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