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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Die Schatten bewegten sich ohne Hast in weichen
Bewegungen, wie Tänzer in einer wohl einstudierten Choreografie. Dunkel tanzten
sie um die Ecke, dann sah er sie. Schwarze Anzüge, entschlossene Mienen. Keine
Spur von Angst. Echte Profis. Leonid wartete. Der zweite Agent kam um die Ecke.
Leonid spannte jeden Muskel an, um sich wenn nötig mit dem rechten Bein abzustoßen
und in den Gang feuern zu können.
    Â»Negativ. Wir müssen uns getäuscht haben.«
    Leonid atmete auf.
    Â»Aber ich bin ziemlich sicher, dass die Tür offen war«, insistierte
der andere.
    Â»Selbst wenn, wahrscheinlich hat sie ein Windstoß zugedrückt. Komm
jetzt, wir müssen wieder auf unseren Posten«, forderte der Kollege und steckte
die Waffe zurück in ein Schulterholster. Die Schatten verschwanden so schnell,
wie sie gekommen waren. Leonid sackte zu Boden.
    Er ließ der Patrouille einen fünfminütigen Vorsprung und spähte dann
wieder durch die Vordertür. Diesmal war die Luft rein. Mit Argusaugen
beobachtete er den Scharfschützen auf dem Dach, dessen Zielgebiet von dem
Nebengebäude bis auf den See reichte. Es ist wie eine Trapezübung, dachte
Leonid, er musste genau den richtigen Moment abpassen, wenn der Mann das Haus
aus dem Blickfeld verlor. Dann blieben ihm ein paar Sekunden, die ihm reichen
mussten … jetzt. Er atmete ein und sprintete das kurze Stück bis zur Mauer
des Haupthauses und drückte sich gegen den kalten, jahrhundertealten Stein.
Schob sich vor bis zu einem kleinen Seiteneingang, von dem er wusste, dass er
ins Treppenhaus führte. Während der Stunden, die Leonid das Haus beobachtet
hatte, war niemand hineingegangen oder herausgekommen. Das konnte nur eins
heißen: es handelte sich um das Treppenhaus eines Hotels, das einen Lift besaß.
Er drückte die Klinke, aber die Tür war verschlossen. Ein Blick auf die Uhr
verriet ihm, dass er noch zwei Minuten hatte, bis die Patrouille, die ihn zuvor
beinahe erwischt hätte, hier vorbeikam. Er musste sich beeilen. Aus der linken
Hosentasche holte er denselben Dietrich, mit dem er Kostas Kenteris’ Haus in
Athen aufgeschlossen hatte, und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Keine
Minute später schlüpfte er ins Treppenhaus.
    Dank der modernen Bauordnung glomm grünliches Licht aus
Neonschildern, die den Notausgang aufzeigten. Sie tauchten den roten Teppich
und die alte Steintreppe in ein fahles Licht, es war totenstill. Leonid wusste,
in welchem Zimmer Heinkel untergebracht war, denn er war vor allen anderen
Gästen angekommen, und kurz darauf hatte sich im vierten Stock ein Vorhang
bewegt. Leonid musste zum Eckzimmer auf der anderen Seite des Flurs. Er schlich
in den vierten Stock, der dicke Teppich schluckte jeden seiner Schritte, als
sei er extra für ihn ausgelegt worden. Als er die Tür zur vierten Etage
erreichte, packte er einen weiteren Teil seiner Ausrüstung aus: ein Endoskop,
das an einen mp3-Player angeschlossen war. Das Endoskop war eine
millimetergroße Kamera an einem biegsamen Schlauch, es wurde normalerweise für
minimalinvasive Chirurgie verwendet. Leonid nutzte es, um einen Blick in den
Gang zu werfen. Er schob es unter dem Türspalt durch und drehte das Objektiv,
bis er einen Teil des Flurs im Blick hatte. Was er sah, raubte ihm jede
Illusion, dass es wider Erwarten doch eine leichte Übung werden könnte. Es
wimmelte von bewaffneten Leibwächtern, die auf dem Flur patrouillierten, Leonid
zählte alleine aus seinem ungünstigen Blickwinkel mit dem Endoskop sechs verschiedene
Personen. Er verstaute die Miniaturoptik in seiner Westentasche und durchdachte
seine Alternativen. Nein, es blieb nur die eine, die ihm am wenigsten behagte.
Denn es gab nur eine echte Schwäche im Sicherheitskonzept des Secret Service.
Sie hatten sich voll darauf konzentriert, die Halbinsel mit dem Schloss
abzuschotten, sodass sie mit einem Angriff von innen gar nicht mehr rechneten.
In ihrer Arroganz waren sie überzeugt, dass ihr Sicherheitsnetz so engmaschig
war, dass diese Chance einfach nicht bestand. Euer Netz ist nicht engmaschig
genug, dachte Leonid grimmig und stemmte das kleine Fenster des Treppenhauses
auf. Er zwängte sich hinaus in die Nacht, zog die Läden von außen wieder zu. Er
stand jetzt auf einem kleinen Vorsprung, zwanzig Meter unter ihm spiegelte der
See das Mondlicht auf seiner blank polierten Oberfläche. Nur nicht nach unten
sehen, ermahnte sich

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