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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Gebühren,
das ist doch kompletter Irrsinn.«
    Â»Das hätte ich auch immer so gesehen. Diese Methode wird ihn nach
unserer Schätzung etwa 150 bis 200 Millionen seiner Erpressungssumme kosten,
bleiben ihm aber immer noch mindestens 300000000 Euro. Er muss ein spezielles
Programm geschrieben haben, das im Moment des Geldeingangs aktiv wurde und
innerhalb kürzestmöglicher Zeit die Überweisungen vorgenommen hat. Und das ist
sicher nur die Spitze des Eisberges aus seiner Trickkiste.«
    Paul Vanderlist schluckte. Durch die Bezahlung hatten sie zwar den
Mord an Dr. Heinkel verhindert, aber das Geld war spurlos verschwunden. Weg.
Wie gewonnen, so zerronnen. Ihnen blieb nur noch Philipp Gessner.
    KAPITEL 67
    Schlosshotel Fuschlsee, Österreich
    Tag 16: Dienstag, 22. Januar, 04:28 Uhr
    Leonid Mikanas musste sich eingestehen, dass er Glück
gehabt hatte. Aber manchmal gehört auch das dazu, dachte er lächelnd, während
er den Schalldämpfer auf seine Pistole schraubte und jede einzelne Patrone
darauf prüfte, ob sie nass geworden war. Nachdem er über eine Stunde gebraucht
hatte, um in dem eiskalten Wasser vom Nordufer des Sees zum östlich gelegenen
Schloss zu schwimmen, hatte er es gerade noch rechtzeitig zur Wachablösung
geschafft. Das kleine Zeitfenster der Unaufmerksamkeit, als die Wachen einander
begrüßten, hatte ihm ausgereicht, um hinter ihre Linien zu gelangen und sich in
eine Nische an der Mauer zu drücken. Dann weiter zu dem gedrungenen Gebäude auf
der rechten Seite, zehn Sekunden im Kegel der Scheinwerfer. Glück. Rein ins
Haus, nach unten in die Wäscherei, die nachts nicht besetzt war. Statt Glück
fünfhundert Euro für einen Ex-Angestellten des Hotels gestern Abend in einer
Kneipe im Ort. Eine Stunde Meditation, um den kraftzehrenden Tauchgang
auszugleichen, eingezwängt in einen Wäscheschrank, nicht perfekt, aber besser
als saure Muskeln. Jetzt die Patronen, den Schlitten der Waffe vor- und
zurückbewegen, die Garrotte griffbereit in der Gesäßtasche seiner Hose, ein
Messer im Holster am Knöchel für den Notfall. Er war bereit. Er wollte um fünf
Uhr zuschlagen. Jedes Kind wusste, dass vier Uhr der perfekte Zeitpunkt war,
denn dann war die Müdigkeit der Wachen am größten. Aber genau das wussten sie
natürlich auch, und deshalb würde Leonid ihnen eine weitere Stunde
ereignislosen Diensts gönnen. Heute Nacht würde nichts mehr passieren, sollten
sie denken. Er stieß die Schranktür auf und streckte seine Glieder. Nach
einigen Dehnübungen, um seine Muskeln und Sehnen wieder geschmeidig zu machen,
schlich er aus der Wäscherei.
    An der Tür zu dem Nebenhaus, das in Leonids Augen immer noch als
luxuriöse Villa durchgegangen wäre, hielt er inne. Von rechts näherte sich eine
Patrouille. So leise wie möglich zog er die Tür wieder zu und drückte sich in
den Türrahmen. Er hörte ihre Schritte auf dem Kies, sie kamen näher. Sie
unterhielten sich über ein Footballspiel, der eine war Fan der Tampa Bay
Buccaneers, ein hartes Schicksal, wie Leonid wusste. Sie hatten noch nie den
Superbowl gewonnen und galten als notorische Verlierer. Die knirschenden
Schritte kamen immer näher, sie blieben direkt vor seiner Tür stehen. Leonid
hielt den Atem an und schloss die Augen. Er legte seine rechte Hand an die
Glock, die in seinem Hosenbund steckte. Das Gespräch war verstummt. Hatten sie
ihn bemerkt? Die Männer waren kaum zwei Meter von ihm entfernt. Er musste mehr
Distanz zwischen sich und die möglichen Angreifer bringen. Leonid zog die Glock
und machte sich an den Rückzug, er setzte jeden Schritt bewusst, plante sogar
das Abrollen seiner Gummisohlen. Dass sie das Gespräch eingestellt hatten, war
kein gutes Zeichen. Wenn sie irgendetwas gehört hatten, würden sie sich jetzt
per Handzeichen verständigen. Vielleicht hatten sie den Türspalt wahrgenommen
oder einfach nur sehr gute Instinkte. Leonid schlich durch den Gang und platzierte
sich hinter der Tür zum Verwaltungsraum, die er vorsorglich offen stehen
gelassen hatte. In der Rückwärtsbewegung hörte er, wie die Vordertür geöffnet
wurde. Die Scharniere knarzten leise, aber unüberhörbar. Er ging in die Hocke,
um den Angreifern die kleinstmögliche Fläche zu bieten. Die Deckenlampe warf
Schatten von Armen mit gezogenen Waffen voraus, ein eingespieltes Zweierteam,
wie Leonid bemerkte.

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