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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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mussten, einer davon ein großer Pharmakonzern aus Paris. Sein Chef, General
Rocard, war noch nicht zum Polizeipräsidenten ernannt worden. Aber jemand aus
seinem Team hatte herausgefunden, dass die Täter ein hochmodernes Verfahren
namens TEMPEST verwenden mussten. Mittels eines relativ unkomplizierten und
kostengünstigen Verfahrens konnten kriminelle Spione fremde Computermonitore
aus bis zu hundert Metern Entfernung abtasten und alles mitschreiben, was die
Bildschirme anzeigten. Wirklich jemand aus Rocards Team?, fragte sich
Dominique. In einer spektakulären Aktion waren damals die Lieferwagen der
Spione gestürmt und die Täter dingfest gemacht worden.
    Â»Da steckten Sie dahinter?«, fragte Dominique verblüfft. Solveigh
legte den Kopf schief. Sie hatte tatsächlich recht. Natürlich hatte Rocard
damals mit der Ermittlung kaum etwas zu tun, aber es war seine Abteilung, die
den Erfolg für sich verbuchen konnte, und dieses i-Tüpfelchen hatte ihm seinen
jetzigen Posten verschafft.
    Â»Er könnte wirklich etwas dankbarer sein«, grinste Dominique.
    Â»Ja, das könnte er, wenn er es denn wüsste«, gab sie ausweichend
zurück.
    Â»Sie meinen im Ernst, dass er komplett ahnungslos ist?«
    Â»Ja. Unseren Anteil an den Ermittlungen kennen nur der leitende
Ermittler von damals, der mittlerweile bei der ECSB arbeitet, und eine Handvoll
Staatssekretäre aus dem Innenministerium«, erläuterte Solveigh. »Und jetzt
natürlich Sie, was mich zu meinem eigentlichen Anliegen führt.«
    Dominique war erstaunt. Hatte sie ihn mit dem Angebot, ihm von der
Existenz der ECSB zu erzählen, nur eine geschickte Falle vorbereitet? Was
wollte sie von ihm?
    Â»Laut dem Dossier, das die ECSB über Sie führt, werden Sie den
Vertrag, den ich Ihnen gleich vorlegen werde, zu 97,34 Prozent unterschreiben,
das hat unser Persönlichkeitsprofil ergeben.«
    Dominique fühlte, wie sich ihm der Magen zusammenzog. Was war das
für eine Behörde, die ein Dossier über ihn führte? Agent Lang zog ein
zweiseitiges Dokument aus ihrer Handtasche und verlangte: »Lesen Sie das in
Ruhe. Nur so viel vorab: Wir hätten Sie gerne als Verbindungsoffizier im
Mordfall Besson. Der Haken: Sie dürfen nichts darüber verlauten lassen. Die
juristische Aufbereitung ist etwas ungewöhnlich, was aber nur an den
heterogenen Gesetzgebungen in den Mitgliedsstaaten liegt. Ich kann Ihnen jedoch
versichern, dass so ein Fall noch niemals eingetreten ist.«
    So ein Fall? Dominique fand das Ganze immer mysteriöser. Er überflog
die eng bedruckten Zeilen mit Argwohn und zunehmender Ungläubigkeit: »Hier
steht, dass ich für den Fall, dass ich ›offiziell die Existenz der ECSB
bestätige‹ oder ›Journalisten, Publizisten oder anderen Personen des
öffentlichen Lebens gegenüber erwähne‹, einen sogenannten ›Sachwalter‹ in
Person eines Sir William Thater akzeptiere. Was soll das denn heißen?«
    Â»Nun ja«, räusperte sich Solveigh. »Im Grunde heißt es, dass Sie
entmündigt werden, damit wir Sie in eine geschlossene Anstalt unserer Wahl
einweisen können. Will Thater ist mein Vorgesetzter und ein weiser Mann, wie
ich hinzufügen möchte. Wie gesagt: Dieser Fall ist noch nie eingetreten.«
    Stirnrunzelnd las Dominique das Dokument zu Ende, legte es langsam
vor sich auf den niedrigen Tisch in der schummrigen Bar und bestellte sich
einen Wodka Tonic, den er in einem Zug leerte. Solveigh sah ihn von der Seite
belustigt an. »Warum glotzen Sie so, Frau Agentin?«, mokierte er sich und
orderte einen weiteren Drink.
    Â»Dieser Vertrag ist immer der erste Schritt. Ich werde niemals den
Tag vergessen, an dem ich ihn unterschrieben habe. Mir ging es zugegeben weit
schlechter als dir, und in deinem Fall ist es ja auch kein Anwerbeversuch,
sondern eine lockere Liaison, die wir anstreben, aber dennoch …« Sie beugte sich
zu ihm hinüber: »Hinter dieser Unterschrift liegt der Zugang zu einer der
kleinsten, aber besten Polizeieinheiten der Welt, vielleicht sogar der besten.
Möchtest du sie dir ansehen, Dominique? Das ist die Entscheidung, die nur du
allein treffen kannst.«
    Vor Dominiques innerem Auge tauchte sein Vater auf, ein penibler,
jähzorniger Mann. Seine Schulzeit flog an ihm vorüber, er als kleiner Junge,
der auf dem Nachhauseweg von den Größeren um seine Kirschen erpresst wurde,

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