Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
er
dachte an das Taubenbrüstchen, seinen Sportlehrer und sein erstes Mal. Etwas in
ihm schien nur auf diesen Moment gewartet zu haben. Dann nahm er Agent Lang den
Stift aus der Hand, den sie ihm hinhielt, und unterschrieb schwungvoll. Nachdem
er Agent Lang die Verträge zurückgegeben hatte, beschlich ihn ein komisches
Gefühl. Er war es doch gewesen, der vorgeschlagen hatte, noch etwas trinken zu
gehen, oder nicht? Oder war er auch diesmal nur Opfer eines geschickt
angelegten Psychogramms, ausgelegt von der geheimnisvollen Solveigh Lang, die ihn
nach Strich und Faden manipulierte? Er erinnerte sich an den Anfang ihres
Gesprächs: Er würde mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,34 Prozent
unterzeichnen. Die Psychologen der ECSB hatten sich bei Dominique Lagrand nicht
verrechnet.
    Â»Auf die Stochastik«, prostete er ihr zu.
    Â»Auf dich, Dominique. Nenn mich Solveigh.«
    Dominique fühlte, dass diese Frau tief in seinem Inneren etwas
angerührt hatte.
    KAPITEL 16
    Bologna, Italien
    Tag 2: Dienstag, 8. Januar, 05:22 Uhr
    Leonid Mikanas parkte seinen Wagen an einem Waldrand in
der Bologneser Vorstadt und fuhr mit der Linie 13 auf direktem Weg in die
Stadt. Seine Glieder schmerzten in der stickigen Heizungsluft des dreckigen
Nachtbusses, dessen Stoßdämpfer bei jedem Schlagloch vibrierten, als würden sie
noch auf dieser Fahrt ihren Dienst quittieren. Die schwarze Nylontasche mit dem
VSS Vintorez stand sicher zu seinen Füßen und erregte keinerlei Aufsehen.
Niemand hätte von außen unterscheiden können, ob sie ein Scharfschützengewehr
oder einen Tennisschläger enthielt. Dennoch drückte er sich auf seinem
Fensterplatz in der vorletzten Reihe so tief er konnte in den abgewetzten Sitz.
Kleine alte Männer fallen weniger auf als durchtrainierte alte Männer. Er war
auf dem Weg zu der Wohnung in der Viale Giovanni Gozzadini, wo er di Bernadini
abpassen wollte, bevor er ins Büro fuhr. Bei seinem zweiten Job stand er
besonders unter Druck, spätestens bis zum Abend musste sein Ziel das Zeitliche
gesegnet haben. Mao schätzte, dass sie erst ab dem vierten Opfer überhaupt
darüber nachdenken würden, ihre Forderungen zu akzeptieren, also galt es, keine
Zeit zu verlieren. Und mit jedem weiteren Verbrechen stieg das Risiko, dass
sich die Polizei doch noch organisierte. Heute würde er erneut das VSS Vintorez
einsetzen. Ihrem Plan zufolge würden die Behörden ganz automatisch das Gewehr
als wichtigen Fingerzeig werten. Nur Mao und er wussten, dass dies das zweite
und letzte Mal ihre Tatwaffe sein würde.
    Nach nur zehnminütiger Fahrt hielt der Bus an der Porta Santo
Stefano. Die Hydraulik der Türen zischte nur Sekunden, nachdem Leonid als
Einziger ausgestiegen war, und das rote Ungetüm setzte seine Tour durch das
verschlafene Bologna fort. Groß ist die Stadt nun wirklich nicht, vermerkte
Leonid für sich, der die urbanen Moloche der ehemaligen Sowjetrepubliken
gewöhnt war.
    Von der Bushaltestelle waren es nur wenige Minuten zu Fuß bis zum
Wohnhaus von di Bernadini. Doch bevor er sich auf den Weg machte, wollte Leonid
zunächst ein Gefühl für die Umgebung bekommen. Hatte er in Paris noch eine
lange Vorbereitungszeit genossen, hieß es ab heute improvisieren. Er setzte
sich auf die Bank des Wartehäuschens und beobachtete die Straße, die gerade
erwachte. Gegenüber öffnete eine kleine Bäckerei scheppernd ihre Läden, ein
Zeitungsausträger stopfte achtlos Papier in die Briefkästen seiner Abonnenten.
Die Informationen, die Mao über den Banker zusammengetragen hatte, waren mager.
Leonid machte ihm daraus keinen Vorwurf, er war sicher, dass sein Partner alles
versucht hatte. Zwar war di Bernadini ein bekannter Mann in der Bankenszene
Italiens, dies musste jedoch nicht heißen, dass viel über ihn publiziert worden
war. In großen Unternehmen führen normalerweise nur die Vorstandsmitglieder ein
öffentliches Leben, alle anderen liefen unter dem Radarschirm. Und wer bei ebenjenen
im Leben herumstocherte, flog schnell auf. Wenn er ehrlich war, bedeutete das
Ausschalten eines Zivilisten auch kein wirkliches Problem. Sie waren unbedarft,
und die Bank kehrte laut Maos Informationen die Erpressung weiterhin unter den
Teppich, sodass sich die Mitarbeiter der Gefahr, in der jeder Einzelne von
ihnen schwebte, nicht bewusst waren. Sie gingen wie üblich Tag für Tag ins
Büro, sie fuhren Auto, sie

Weitere Kostenlose Bücher