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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Korridor rund um die Achse Paris–Bologna
zuschlägt, bei 73,546 Prozent. Unserer Meinung nach Grund genug, die sechzehn
Filialen zuzumachen, die in diesem Gebiet liegen, oder was meinen Sie?«
    Â»Wie kommen Sie auf die Zahl?«, interessierte sich Heinkel schon
etwas ruhiger.
    Â»Die zugrunde liegende Statistik basiert auf der Annahme, dass unser
Täter mit einem Fahrzeug unterwegs ist. Die Zeit zwischen dem Anschlag in Paris
und dem Mord in Bologna passt. Wir sind überzeugt, dass die Erpresser einem
ausgeklügelten Plan folgen. Wenn wir davon ausgehen, dass sie ihr Tempo
aufrechterhalten wollen, scheidet Oslo oder Kopenhagen aus. Des Weiteren haben
wir den potenziellen Einfluss von Zielen auf Ihren Aktienkurs und Ihre Geschäftsfähigkeit
sowie zwölf minder gewichtete Kriterien berücksichtigt. Bleibt ein Restrisiko?
Absolut. In Höhe von etwa zwanzig Prozent. Aber das ist besser als nichts, ich
rate Ihnen dringend zur Schließung«, polterte Thater.
    Paul schmunzelte, der Mann war nach seinem Geschmack, ob das auch
für Heinkel galt? Offensichtlich, denn auch sein oberster Dienstherr schien von
der Selbstsicherheit des ECSB-Chefs angetan: »Also gut, Paul wird sich darum
kümmern. Betrachten Sie die Filialen ab morgen als geschlossen.«
    Â»Außerdem«, fuhr Thater unbeirrt fort, »möchte ich empfehlen, dass
Sie eine private Sicherheitsfirma einschalten, die Ihren leitenden Angestellten
als unsichtbarer Schatten folgt, falls er erneut bei einem Ihrer Mitarbeiter zu
Hause zuschlägt. Alle können wir zwar so nicht schützen, aber bisher hat es
immer Führungskräfte getroffen.«
    Â»Nur, wenn wir das geheim halten können«, mischte sich Paul ein.
»Wir möchten unsere Mitarbeiter keinesfalls einschüchtern.«
    Heinkel legte noch einen drauf: »Und ist Ihnen klar, was das kostet?
Bei sechzehn Filialen handelt es sich um mindestens siebzig leitende
Angestellte. Nein, das kommt nicht infrage.«
    Â»Ich darf zu bedenken geben, meine Herren, was Sie der Tod einer
Führungskraft und die Erpressung kosten könnten, sollte das Morden weitergehen.
Selbst bei der niedrigsten Schätzung unserer Statistikerin verlöre Ihre Bank
jeden Tag über fünfzig Millionen Euro an Börsenwert, wenn diese Geschichte an
die Öffentlichkeit gelangt.«
    Paul bemerkte, wie Heinkel bleich wurde und den obersten Knopf
seines Hemds öffnete. Es vergingen einige Sekunden, bis der Vorstandsvorsitzende
sich gefangen hatte: »Also gut. Unter der Bedingung, dass Sie mir diese
Statistik zur Verfügung stellen. Würden Sie uns jetzt bitte noch über den
aktuellen Stand Ihrer Ermittlungen informieren, ich hätte …«
    Â»Sie kriegen die Statistik«, unterbrach ihn Thater. »Was unsere
Ermittlungen angeht, melde ich mich bei Ihnen, sobald ich für Sie relevante
Informationen habe.« Danach war die Leitung tot.
    Paul blickte ungläubig auf sein Telefon. Noch niemals zuvor hatte er
jemand auf diese Art und Weise mit dem Vorstand reden hören, er hatte Heinkel
ja regelrecht abgefertigt und dann einfach aufgelegt. Doch zu seinem Erstaunen
sagte Heinkel schlicht: »Endlich jemand, bei dem ich das Gefühl habe, er weiß,
was er tut.«
    KAPITEL 22
    Paris, Rue du Castel Marly 4
    Tag 3: Mittwoch, 9. Januar, 11:55 Uhr
    Marcel Lesoille stemmte mit der linken Hand eine Hantel,
während er mit der rechten seine Tageszeitung umblätterte und ein Müsli in den
Mund schaufelte. Zu seinem täglichen Fitnessprogramm zählte neben einer Joggingrunde
durch den nahen Parc André Malraux auch einige Übungen für Oberarme und Rücken.
Er war in Eile, in einer Dreiviertelstunde stand eine Vorlesung über
Immunologie auf dem Lehrplan. Gähnend langweiliger Stoff, aber es war eine
Pflichtveranstaltung, und er hatte sich gegenüber seiner Freundin immer noch
nicht mit seinem Wunsch, das Studium hinzuschmeißen, durchgesetzt. Gerade
wollte er die Hantel beiseitelegen, um zu duschen, da klingelte es an der
Haustür. Bestimmt wieder die Zeugen Jehovas, dachte er sich und ging ins Bad.
Doch als er die Tür der Kabine aufschieben wollte, klingelte es erneut.
Hartnäckige Zeugen Jehovas. Na gut, dann eben live und in Farbe. Genervt lief
er zur Wohnungstür und drückte den Knopf an der Gegensprechanlage: »Ja bitte?«
    Eine verzerrte Männerstimme antwortete: »Guten Tag, Monsieur. Hier
ist Dominique

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