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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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aufgelegt
hatte, verließen sie ohne ein weiteres Wort das Arbeitszimmer und stiegen über
die Wäschehaufen Richtung Ausgang. Marcel sah seine Felle davonschwimmen. Als
sie an der Tür standen, verabschiedete sich der Franzose mit Handschlag. Auch
Solveigh streckte ihm die Hand hin. Er räusperte sich: »Sag mal, Solveigh …«,
setzte er an, aber sie legte den Zeigefinger über die Lippen und bedeutete ihm
zu schweigen. Marcel neigte zweifelnd den Kopf zur Seite, aber dann nickte er.
Er würde ihr vertrauen. Schließlich hatte sie seine richtige Telefonnummer. So
zumindest deutete er ihre Geste. Als er ihre Schritte im Stockwerk unter sich
hörte, schloss er enttäuscht die Tür.
    Als Solveigh und er wieder im Freien waren, fragte Dominique
als Erstes: »Was war denn DAS?«
    Â»Weißt du, manchmal gibt es Zufälle, die sind so zufällig, die
gibt’s gar nicht«, antwortete sie. »Es mutet absurd an, dass ich jemand im
Thalys treffe, der Tatortfotos zu unserem Fall besitzt, aber vielleicht ist das
einzig Zufällige daran die Tatsache, dass sich Marcel und ich aneinander
erinnern. Überleg mal, wie vielen Menschen du jeden Tag begegnest.«
    Dominique dachte einen Moment darüber nach. Vielleicht hat sie
recht. Wir gehen aneinander vorbei, sehen uns und sehen uns doch nicht. War das
der Grund, warum man viel öfter, als es der Zufall erlaubt, in einer fremden
Stadt Bekannte trifft?, sinnierte er. Er wollte gerade den Motor starten, als
ihn Solveigh zurückhielt. »Warte kurz, ich hab was vergessen«, sagte sie und
schwang sich aus dem Sportwagen, bevor er Gelegenheit hatte, nachzufragen, was
denn so wichtig war. Er kurbelte das Fenster herunter und rief ihr hinterher:
»Soll ich mitkommen?« Sie winkte ab, ohne sich umzudrehen.
    Marcel Lesoille hatte gerade wieder an seinem Computer
Platz genommen, um sich noch einmal in Ruhe die Bilder anzusehen, für die sich
die Polizisten so interessiert hatten, als er abermals die Türklingel vernahm.
Er drückte den Summer der Gegensprechanlage. Frau Lammard wollte sicher
herausfinden, was es mit den unbekannten Besuchern auf sich hatte, die
neugierige alte Schachtel. Es klopfte leise an der Haustür. Sie war schon oben.
Als er die Tür öffnete, stand sie da. Obwohl er sie kaum kannte, brandete eine
Woge der Freude durch seine Bauchgegend.
    Â»Ich glaube, ich bin dir noch etwas schuldig«, bekannte Solveigh mit
leiser Stimme und hielt ihm eine Visitenkarte vor die Nase. Er nahm sie ihr aus
der Hand und warf einen Blick darauf. Im rechten oberen Eck prangte eine Art Wappen.
Ein silbernes Emblem auf einem schwarzen Kreis, der von zwölf goldenen Sternen
umgeben war. »ECSB – European Council Special Branch« stand in weißen
schlichten Lettern drumherum. Sie arbeitet also für die EU, vermerkte Marcel.
Links daneben ihr Name, darunter ihr Titel: »Special Agent«. Speziell bist du
in jedem Fall, Madame, dachte er und schaute auf. Ihre hellen Augen blitzten.
Er machte einen Schritt auf sie zu, sie wich nicht zurück. Er nahm allen Mut
zusammen und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Sie öffnete ihren Mund nur
ein paar Millimeter. Eine Einladung, oder etwa nicht? Sanft berührten seine
Lippen die ihren, sie schloss die Augen. Dann verschmolzen sie für wunderbare
Sekunden. Zu dem Kribbeln im Bauch gesellte sich ein zweites Gefühl: sie ist
es. Er wusste es einfach. Seine Küsse wurden intensiver, er wollte mehr, aber
sie schob ihn von sich. Bereute sie den Kuss? Ein Funken Angst bedrohte das
Kribbeln, das Gefühl, angekommen zu sein. Einen Augenblick standen sie einfach
nur da, ihre Hände, die ihn zuvor weggeschoben hatten, immer noch an seinen
Hüften. »Du riechst gut, Marcel Lesoille«, bemerkte sie mit einem wunderbaren
Lächeln. »Aber ich habe einen Fall zu lösen.« Sie zog ihn zu sich heran. Ein
letzter Kuss, der ewig dauern könnte. Aber er tat es nicht. Ohne ein weiteres
Wort drehte sie sich um und ging die Treppe hinunter.
    Dominique Lagrand trommelte mit den Fingern auf das
Lenkrad. Wo blieb Solveigh nur? War da mehr zwischen ihr und dieser
Zugbekanntschaft? Er konnte es sich nicht vorstellen. Bisher hatte er sie als
äußerst professionell kennengelernt, sinnierte er, als sie telefonierend aus
dem Haus kam. Sie stieg zu ihm ins Auto und deutete auf ihr Telefon: »Es ist
die Zentrale, ich stelle auf laut, damit du

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