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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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aus dem Zimmer, zog die schwere Tür hinter sich zu und
machte sich auf den Weg, um den Lockvogel für einen der gefährlichsten Männer
Europas zu spielen.
    Ãœber die Rezeption des Hotels ließ sie sich einen Wagen und einen
Fahrer besorgen, als Frau von Humboldt konnte sie nicht mit einem regulären
Taxi vorfahren. Der Verkehr durch die Athener Innenstadt war mörderisch, selbst
jetzt im vergleichsweise kühlen Januar hing eine dicke Smogglocke über der
Stadt. Sie brauchten für die knapp vier Kilometer geschlagene zwanzig Minuten,
aber nach etlichen verstopften Kreuzungen und sinnlosen Hupkonzerten hatten sie
ihr Ziel erreicht: den Bezirk Psiri, ein lebhaftes Viertel mit engen Gassen und
unzähligen Marktständen, die eifrig Waren für Touristen feilboten.
    Das Café Krasopoulio war ein kleines Lokal im Osten der Athener
Innenstadt. Einfache Tische mit Papierdeckchen, an den Wänden hingen vergilbte
Fotos in Holzrahmen und dazwischen viele alte Pendeluhren, wahrscheinlich ein
Fimmel des Besitzers. Inmitten des touristischen Trubels der Altstadt schienen
hier jedoch vornehmlich Einheimische zu verkehren, der Laden strotzte vor
Lokalkolorit. Selbst jetzt, deutlich nach der Mittagszeit, hatte das Restaurant
ordentlich zu tun, aus der Küche roch es verführerisch nach gebratenem Fleisch.
Solveigh hätte sich lieber noch einen Moment umgesehen, aber ein Kellner kam
mit einer großen Speisekarte in der Hand direkt auf sie zu und geleitete sie zu
einem Tisch in der Raummitte. Mist, ein Platz am Rand wäre ihr lieber gewesen,
aber es war auch nicht clever, mit Extrawünschen aufzufallen, und so fügte sie
sich in ihr Schicksal. Als sie Platz genommen hatte, bestellte sie einen Kaffee
und schlug ihre Zeitung auf. Auf Rendsons Anweisung hatte Eddy den angeblich
benötigten drei Tage alten Herald Tribune aufgetrieben, er war heute Morgen per
Kurier eingetroffen. Über den Zeitungsrand musterte sie die Gäste. Ihr edles,
beigefarbenes Kostüm wollte sich nicht recht einfügen, ganz im Gegensatz zu
Dominique. Er saß in abgewetztem Hemd und dreckiger Jeans in der hintersten
Ecke und stopfte einen großen Teller Gyros in sich hinein, ohne sie eines
Blickes zu würdigen. Zum Glück musste sie in ihrer Rolle nicht die ahnungslose
Touristin spielen, das wäre ihr in ihrem Aufzug kaum gelungen. Doch Thanatos
durfte ihre Neugier ruhig bemerken, auch Frau von Humboldt wäre an ihrer
Umgebung interessiert gewesen. Nach etwa einer Viertelstunde gab es nicht mehr
viel Neues zu entdecken. Mehr aus Langeweile denn aus echtem Appetit bestellte
sie ein Fischgericht, das Frau von Humboldt sicher geschmeckt hätte, und
beneidete Dominique wegen seines Gyros. Danach geschah für über eine Stunde gar
nichts.
    Erst um kurz nach zwei, nach dem dritten Kaffee, setzte sich
unvermittelt ein drahtiger Mann um die sechzig in einem grauen Anzug an ihren
Tisch und sprach sie auf Englisch an: »Sagen Sie, suchen Sie etwas Bestimmtes?«
Er hatte einen russischen Akzent, Solveighs Puls beschleunigte sich.
    Â»Ehrlich gesagt, ja«, antwortete sie und sah ihm in die Augen. Fast
schwarz lagen sie in einem wettergegerbten Gesicht, seine Haut war großporig
und dunkel. »Ich suche jemanden, der etwas für mich erledigt, und mir wurde zugetragen,
hier könnte ich fündig werden. Seltsam, meinen Sie nicht?«
    Â»In der Tat, das ist ein seltsamer Ratschlag. Ich kann mir wirklich
nicht vorstellen, wer hier eine Dienstleistung irgendeiner Art verkauft«,
antwortete der Russe.
    Solveigh senkte ihre Stimme und raunte ihm über den Tisch zu: »Das
ist aber schade, diese Dienstleistung wäre mir einiges wert.« Aus dem
Augenwinkel beobachtete sie, wie Dominique bezahlte. Was macht der? Das ist
gegen die Absprache. Sie war sich beinahe sicher, dass sie tatsächlich mit
Thanatos sprach. Wie konnte er jetzt bezahlen? Das war doch verrückt!
    Der alte Mann antwortete ihr bedächtig: »Was genau soll denn
erledigt werden?«
    Die Antwort ging in die richtige Richtung, fand Solveigh, aber sie
traute dem Braten noch nicht, in seinen Augen bemerkte sie eine Saat von
Misstrauen. Da war sein legendäres Gespür, das sie zerstreuen musste: »Mein
Mann wurde ermordet, und ich suche Gerechtigkeit.«
    Â»Wenden Sie sich an ein Gericht, Frau von Humboldt«, schlug der alte
Auftragskiller vor.
    Er weiß meinen Namen, er muss den Fahrer ausgequetscht haben.

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