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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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italienische Mafia
vor zwei Monaten umgebracht hatte. Den Industriellen, einen gewissen Ernst von
Humboldt, gab es tatsächlich, und seine zwanzig Jahre jüngere Frau musste in
etwa Solveighs Alter haben. Sie freute sich auf ihre Rolle, zumal sie um der
Glaubhaftigkeit willen noch einkaufen gehen würden. In diesem Punkt war Solveigh
eine typische Vertreterin ihre Geschlechts, teure Schuhe und Klamotten konnte
sie nie genug im Schrank haben. Und um Frau von Humboldt zu spielen, war ihre
Reisegarderobe, die vornehmlich aus nüchternen Anzügen und lockeren Jeans bestand,
gänzlich ungeeignet. Zumindest behauptete sie das gegenüber Dominique, der ihr
nicht widersprach. Folgsam trottete er hinter ihr her, als sie in einer edlen
Boutique in der Nähe des Hotels ein cremefarbenes Chanel-Kostüm und passende
Schuhe anprobierte. Ob die teuren Klamotten Marcel wohl auch gefallen würden?,
fragte sie sich und drehte sich einmal vor dem Spiegel, knickte kokett die
Hüfte. Ja, kein unsinniger Einmal-und-nie-wieder-anziehen-Kauf, entschied sie.
Als es ans Bezahlen ging, überließ sie ihm den Vortritt, woraufhin er mit einem
Blick auf die LED-Anzeige der Kasse entgegnete: »1900 Euro? Das kann ich mir
bei meinem Gehalt leider nicht leisten.«
    Â»Das wollen wir doch mal sehen. Hat dir Thater keine schwarze Amex
geschickt?«
    Â»Doch«, gab er zu, zog die Metallkarte aus seinem Portemonnaie und
reichte sie der Kassiererin, die daraufhin eine Spur freundlicher wurde. Die
Kreditkarte wurde anstandslos akzeptiert.
    Â»Was hat es eigentlich mit der Karte auf sich?«, erkundigte er sich,
als er sichtlich nervös den großen Betrag unterschrieb. Wahrscheinlich
befürchtete er, sie könnten es ihm doch von seinem eigenen Konto abbuchen,
amüsierte sich Solveigh.
    Â»Eine ganz normale Kreditkarte«, gab Solveigh zurück. »Mit einer
kleinen Ausnahme: sie hat kein Limit.«
    Â»Im Ernst?«, fragte Dominique erstaunt. »Gar keins?«
    Â»Nein, gar keins. Du könntest auch einen Ferrari damit kaufen oder
ein Flugzeug. In diesem Fall allerdings würde Thater deine Eier zum
Budgetgespräch als Vorspeise servieren.«
    Dominique lachte herzlich: »Na dann, eine Jacht reicht mir auch
schon.«
    Â»Eine weitere Besonderheit der schwarzen Amex ist ein
Conciergeservice, der ist witzig. Die Kreditkartenfirma betreibt eine spezielle
Hotline, bei der man alles, wirklich alles bekommt. Angeblich haben die einmal
für einen Scheich zehn Kamele für einen Ausritt im Central Park besorgt. Kostet
ein Heidengeld, kann aber für uns durchaus nützlich sein – rein beruflich
natürlich. Karten für die Scala, weil du einen Kontaktmann bei einem
Undercover-Einsatz beeindrucken musst? Sie besorgen sie, selbst bei restlos
ausverkauftem Haus.«
    Â»Hört sich an, als hätten sie das Programm extra für euch
aufgelegt«, bemerkte Dominique.
    Â»Nein, gar nicht. Normalerweise kriegen sie American-Express-Kunden,
die sehr viel mit ihrer goldenen bezahlen. Aber nicht automatisch, sie ist eine
Art Auszeichnung. Das Einzige, was Thater für uns durchgesetzt hat: Alle
Agenten der ECSB im Außendienst bekommen eine. Es wäre ja auch zu dämlich, wenn
wir auf einmal mitten in einer Ermittlung nicht weiterkommen, bloß, weil uns
das Geld ausgeht«, erklärte Solveigh.
    Um 12:30 Uhr machte sich Dominique auf den Weg zu dem Café
namens Krasopoulio, in dem Rendson Thanatos vermutete. Solveigh würde ihm eine
Viertelstunde später folgen, sie musste sich nur noch umziehen. Als sie vor dem
großen Spiegel ihres Hotelzimmers in das Chanel-Kostüm schlüpfte, betrachtete
sie sich selbstkritisch: Sah so eine Frau von Humboldt aus? Nicht ganz. Sie
trug eine Spur mehr Make-up auf und zog eine farblich passende Strumpfhose an.
Dieses Ergebnis überzeugte sie: Ja, genau so hatte der Psychologe aus Brügge
sie beschrieben. Überaus edel, überaus sexy und überaus gebildet. Sie freute
sich schon auf ihr Wiedersehen mit Marcel. Aus einer Laune heraus schoss sie
mit ihrer Handykamera ein Foto und schickte es nach Paris.
    Gewissermaßen als letzte Amtshandlung legte sie noch ihre braunen
Kontaktlinsen an, die bei jedem ihrer Undercover-Einsätze ihre auffälligen
Wolfsaugen tarnen mussten. Sie verliehen ihrem Gesicht einen weicheren, weniger
aggressiven Ausdruck. Jetzt fühlte sie sich gewappnet. Zufrieden stakste sie
auf ihren neuen Schuhen

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