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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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dass du recht behältst, Will, dachte Solveigh. Denn es
ist unsere einzige verwertbare Spur, und mit der Presse im Nacken wird die
EuroBank nicht lange durchhalten.
    KAPITEL 41
    Frankfurt am Main, Konzernzentrale der EuroBank
    Tag 9: Dienstag, 15. Januar, 13:59 Uhr
    Paul Vanderlist war nervös wie nie zuvor in seinem Leben,
das Hemd klebte ihm am Rücken, und er war froh, ein dunkles Jackett darüber zu
tragen. Heinkel, der mit ihm und den restlichen Kollegen hinter der Bühne
wartete, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Nachdem im Laufe des
gestrigen Tages schon vereinzelte Journalistenanfragen eingegangen waren, hatte
Gessner den Vorstand davon überzeugt, dass eine Pressekonferenz mit offenem
Visier die bessere Taktik war. Öffentlichkeitsarbeit war nicht unbedingt Pauls
Stärke, und heute würde im wahrsten Sinne des Wortes eine Bombe platzen.
Allerdings stand Heinkel im Mittelpunkt des Interesses, bis auf Gessner diente
die Anwesenheit der anderen lediglich dazu, die Geschlossenheit des Vorstands
zu demonstrieren. Paul beobachtete heimlich, wie sich der Sekundenzeiger der 12
näherte. Noch zehn Sekunden. Neun. Acht. Sieben. Dann würde die Hexenjagd
beginnen. Vier. Drei. Zwei. Heinkel räusperte sich. Go. Sie betraten die Bühne.
Der Vorstandsvorsitzende vorweg, dicht gefolgt von Gessner, dann der Rest der
Manager, er ganz am Schluss. Das Blitzlichtgewitter traf ihn wie ein Schlag, Dutzende
Kameras blendeten ihn, dazu das Geräusch der Auslöser, immer wieder, es nahm
kein Ende. Wie Mündungsfeuer. Paul blinzelte, er konnte fast nichts mehr
erkennen, er kam sich vor, als sähe er sich selbst in einem Film. Heinkel trat
an das Rednerpult in der Mitte, er links davon, Gessner zur Rechten. An seiner
Seite der Chef der Investmentsparte, Chokhani, und der Personalchef Kraus. Bei
Gessner saß der Risikovorstand Tappert, außerhalb solcher Krisenzeiten sein
unmittelbarer Vorgesetzter, daneben Lüttich und Schott.
    Das Blitzlichtgewitter erstarb ebenso plötzlich, wie es begonnen
hatte. Paul wagte einen Blick in die Runde. Es mussten über hundert
Journalisten und Kameraleute versammelt sein.
    Philipp Gessner machte als Leiter der Konzernkommunikation den
Anfang: »Meine Damen und Herren, ich danke für Ihr Kommen. Dr. Heinkel wird
gleich eine Erklärung des Vorstands der EuroBank verlesen. Den Wortlaut der
Meldung können Sie auch den Pressemappen entnehmen, die wir Ihnen nach dem Ende
der Pressekonferenz aushändigen werden.«
    Heinkel räusperte sich und begann, vom Blatt abzulesen: »Der
Vorstand der EuroBank ist in tiefer Trauer über den tragischen, gewaltsamen Tod
von drei hochgeschätzten Mitarbeitern in den letzten elf Tagen. Am 4. Januar
verstarb Sophie Besson, eine Mitarbeiterin unserer Filiale in Paris, am 6.
Januar Paolo di Bernadini in Bologna, Italien, und am 9. Januar Kostas
Kenteris, der Leiter der EuroBank in Griechenland …«
    Heinkel blickte von seinem Manuskript auf. Er setzte seine
Lesebrille ab, seine Miene versteinerte sich, und er schob die Zettel beiseite.
»So geht das nicht.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. »Meine Damen und Herren, wie Sie
wissen, sind wir in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich miteinander umgegangen«,
fing Heinkel von vorne an. Er weicht vom Skript ab. Paul beobachtete, wie
Gessner ihm nervöse Blicke zuwarf.
    Â»Aber das, was ich Ihnen jetzt mitteilen werde – und ich verspreche,
dass ich gleich weiterlese, damit Sie so schnell wie möglich Ihre Redaktionen
informieren können – das, was ich Ihnen heute zu sagen habe, ist derart
brisant, dass ich an jeden Einzelnen von Ihnen …« Er ließ seinen Blick über
die Anwesenden streichen und nahm sich dabei alle Zeit der Welt. »… dass ich
an jeden Einzelnen von Ihnen bei seiner Journalistenehre appelliere, zweimal
nachzudenken, bevor Sie Ihre Redaktionen anrufen. Heute, meine Damen und
Herren, geht es nicht um eine Gewinnwarnung, die so schnell wie möglich auf den
Ticker gehört. Heute geht es nicht um eine sensationelle Personalentscheidung.
Heute geht es auch nicht um mich, meine Damen und Herren, obschon ich die
grausame Pflicht habe, diese Zeilen zu verlesen …«
    Spätestens jetzt genoss Heinkel die volle Aufmerksamkeit des Saals.
Es war totenstill, den Journalisten war klar, dass diese Pressekonferenz alles
andere als Alltägliches bringen würde.
    Â»Heute, meine

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