Operation Cyborg
sagen doch trotzdem Bescheid, wenn sie den Bericht haben – und neue Erkenntnisse.«
»Na klar. Werde ich«, brummte Lang. »Hab' ja deine Nummer.«
Während er noch zum Hörer griff, um bei den Kollegen in Koblenz anzurufen, verließ Toni sein Büro.
*
Boris Iliev lief vor dem großen Fenster seines Büros auf und ab, aber er hatte keinen Blick für das wunderschöne Panorama, das der Moskwa Fluß im Licht des Sonnenuntergangs bot. Mikosch saß wieder im Halbdunkel der Ecke auf der Ledercouch und beobachtete stumm seinen Boß. Die Stimmung von Iliev war unverändert schlecht. Kein Wunder, dachte Mikosch. Noch immer war Nikolaj nicht wieder aufgetaucht. Es schien als habe der Erdboden ihn verschluckt. Ebenso gab es keine weitere Spur von Severin. Auf die Anfrage für eine weitere Buchung von 'Rechnerbundles' aus Severins 'Botnetz', hatte dieser noch nicht geantwortet. Iliev beorderte seine Agenten fürs erste wieder zurück in ihre Schlupflöcher. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, seine Auftraggeber in den USA zu beschwichtigen. Das nächste Mal würde er sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, sondern den Erfolg erst abwarten, bevor er ihn vermeldete. Mikosch sah die Situation recht gelassen. Aber schließlich ging es ja auch nicht um seinen Kopf.
Da klingelte das Telefon. Iliev blieb abrupt stehen und schielte mit zusammengekniffenen Augen zu seinem Arbeitsplatz. Dann trabte er müde hinüber und sah auf das Display des Telefons. Es waren nicht die Amerikaner, denn Iliev nahm entschlossen ab und sprach auf russisch in den Hörer.
»Ich hoffe es gibt endlich Neuigkeiten«, sagte er, dann lauschte er stumm fast eine Minute. Mikosch wurde neugierig. Wenn Iliev so lange schweigend zuhörte, dann gab es tatsächlich Neuigkeiten.
»Gut, bleibt weiter am Ball«, sprach er nur, dann legte er auf.
Iliev drehte sich zum Fenster um und sah nun doch auf den Fluß hinunter. Das letzte Licht der Sonne spiegelte sich in den Wellen. Mikosch ärgerte es, daß Iliev ihn zappeln ließ, aber er bewahrte Ruhe. Nach einer kurzen Weile drehte sich Iliev endlich zu ihm um.
»Es gab eine Schießerei in Koblenz und am Abend davor einen tödlichen Unfall«, sagte er nachdenklich.
»Koblenz? Die Stadt an Rhein und Mosel?«, sagte Mikosch verwundert. Iliev nickte. »Und? Was interessiert uns das?«
»Ein Mitarbeiter beim BKA hat einen Bericht angefordert«, sprach Iliev weiter und ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen.
»Langs Truppe?«, fragte Mikosch.
»Langs Truppe«, antwortete Iliev.
»Das muß nichts heißen. Die waren auch zufällig an der Uni, nachdem dort dieser Irre um sich geballert hat. Vielleicht ist Lang nur neugierig, ob die beiden Schießereien irgendwie zusammenhängen«, schlußfolgerte Mikosch, obwohl er eigentlich etwas anderes dachte.
»Nie im Leben«, schnappte Iliev. »Wenn Lang sich dafür interessiert, dann nur weil er glaubt, daß es mit Severin zusammenhängt.«
»Was machen wir nun?«, wollte Mikosch wissen, obwohl er sich die Antwort denken konnte. Zumindest wußte er, was er nun tun würde.
»Wir müssen erst 'rausbekommen, was genau in dem Bericht steht. Schicke aber trotzdem schon einen deiner Leute nach Koblenz«, befahl Iliev. »Er soll die Augen aufhalten und jederzeit bereit sein. Setze dich persönlich mit unserem Maulwurf in Verbindung und gib jede noch so kleine Information an unsere Agenten in Deutschland weiter. Ich möchte den Bericht, den Lang angefordert hat, so schnell wie möglich auf meinem Schreibtisch haben.«
Mikosch nickte und stand auf.
»Wird gemacht Boß«, sagte er dann verließ er das Büro. Wäre es sein Büro, dann würde er als erstes eine gemütlichere Couch kaufen, dachte er noch, als er mit dem Aufzug nach unten fuhr.
*
Krieger hatte sich wieder einigermaßen gefangen. Ihm war nun klar geworden, welch' großartige Arbeit sie bei THOR geleistet hatten. Seine KI war weiter entwickelt, als sie sich in den kühnsten Träumen hatten ausmalen können. Das Verteidigungsministerium beging tatsächlich einen schrecklichen Fehler, als sie das Projekt stoppten. Es schwirrten ihm noch tausend Fragen durch den Kopf, die er alle dem Cyborg stellen wollte. Aber im Moment mußte er ersteinmal sacken lassen, was er gerade erfahren hatte. Er setzte sich wieder in die Sitzgruppe, gegenüber von Tom, und starrte in Gedanken versunken in die am weitesten entfernteste Ecke im Wohnmobil.
»Warum verwundert es sie so, daß Ihre KI ein eigenes Bewußtsein hat?«,
Weitere Kostenlose Bücher