Operation Cyborg
ich in den letzten Tagen so alles getrieben habe.«
»Hmm«, brummte Tom. Krieger hatte in dieser Hinsicht nicht ganz Unrecht.
»Wir verändern gerade aktiv die Zukunft«, überlegte Krieger laut. »Vielleicht solltet ihr mich eben deswegen beschützen, weil im Amt noch etwas zu erledigen ist, was ich in ihrer Zeitlinie ja nicht mehr konnte. Nicht daß ich mich beschweren möchte, aber welchen Grund sollte es sonst geben, mir das Leben zu retten. THORs Zukunft ist ja so oder so gesichert. Steht in deiner Datenbank nichts darüber, warum mein Überleben sichergestellt werden sollte?«, Krieger sah Jazz fragend an.
»THOR wollte sie gerettet wissen«, betonte Jazz. »Außerdem hat THOR ihren Daten ein Keyword angefügt: IPv6.«
»Klasse«, entfuhr es Krieger und er mußte lachen. »Meine KI sorgt sich um mich.«
»Moment. IPv6? Das Netzwerkprotokoll? Was hat das mit THOR zu tun?«, fragte Tom und sah Jazz verwundert an doch sie reagierte nicht.
»THOR besitzt keine IPv6 Schnittstelle«, antwortete Krieger an ihrer Stelle und zuckte mit den Schultern. »Das könnte es ihm in ein paar Jahren eventuell erschweren, zu kommunizieren Wir haben nur das IPv4 Protokoll integriert. Wir hatten ursprünglich gar nicht vor, THOR ins Internet zu lassen – aus Sicherheitsgründen. Wir wollten für seinen späteren Verwendungszweck ein speziell für ihn entwickeltes Protokoll etablieren. Aber ich habe dann doch darauf bestanden, wenigstens das IPv4 Protokoll zu integrieren
»Ich kann mir denken warum«, bemerkte Tom und nickte wissend. »Sie brauchten ja eine Möglichkeit, THOR wieder aus seiner versiegelten Gruft zu befreien.«
»So ist es«, bestätigte Krieger.
»Aber selbst wenn THOR IPv6 vermissen würde – könnte THOR nicht seine vorhandenen Protokolle modifizieren und sich das sozusagen selbst beibringen?«, wollte Tom wissen.
»Nun, was immer Du in der Zukunft noch in THORs Code einbaust, aber derzeit besitzt er nicht die Möglichkeit, seinen Programmcode selbst zu modifizieren«, erklärte Krieger. »Aber im Amt liegen Unterlagen, in denen ein äußerst fähiger Mitarbeiter von mir verschiedene Protokollspezifikationen, sowie deren Integration, dokumentiert hat. Unter anderem eben auch die von IPv6. Möglicherweise geht es THOR aber gar nicht explizit um dieses Protokoll, sondern generell um die Aufzeichnungen. Es kann gut sein, daß die Dokumente weitere wichtige Details enthalten. Ihr seht also, ich muß nochmal ins Amt.«
»Ich halte das für keine gute Idee«, beharrte Jazz und kniff stur die Lippen zusammen.
»Das sehe ich ähnlich«, pflichtete Tom ihr erneut bei. »Die Integration von Protokollen oder sonstigen Schnittstellen sollte sich doch auch so bewältigen lassen – ohne diese Unterlagen.«
»Nun, mir gefällt der Gedanke auch viel besser, daß ihr mich gerettet habt, weil meine KI mich beschützen wollte«, meinte Krieger süffisant. »Vielleicht stehen in diesen Notizen aber noch weitere wichtige Informationen. So oder so – ich werde aber auf jeden Fall ins Amt gehen und meinen letzten Arbeitstag mit allen Formalitäten abschließen. Basta.«
»Dann werden wir uns einen adäquaten Plan ausdenken müssen, um sie im IT-Amt beschützen zu können. Vielleicht können wir dem Cyborg dort eine Falle stellen«, erwiderte Jazz und blickte nachdenklich ins Nichts, so wie sie es sich von Krieger abgeschaut hatte. »Der 'Drei-Achter' muß vernichtet werden«, fügte sie noch fast flüsternd an.
»Können wir ihn denn überhaupt ausschalten«, Tom sah sie fragend an und sie wendete sich ihm zu.
»Möglicherweise. Wir benötigen aber vielleicht unsere Sachen im Auto.«
»Himmel, der Wagen. Dort ist auch noch unser ganzes Geld«, entfuhr es Tom und er schlug sich die flache Hand vor die Stirn. Das Auto und ihre Ausrüstung hatte er total vergessen.
»Es ist schon dunkel«, sagte Jazz mit einem Blick aus dem Fenster. »In einer Stunde gehe ich los und hole unser Fahrzeug. Jetzt aber sollten erst wir einen Plan ausarbeiten.«
*
Dimitri Borsiv bog in die Hohenfelder Straße ein und fuhr in angemessenem Tempo weiter in nördliche Richtung. In Koblenz war er jetzt, doch was nun? Dimitri ärgerte sich erneut über die schwammige Anweisung, die nur aus einem einzigen Satz bestanden hatte: »Fahr' nach Koblenz und bleibe in Bereitschaft.«
Was genau war damit gemeint? Sollte er nun hier irgendwo parken und abwarten? Warum sagte man ihm nicht wenigstens, wie sie ausgerechnet auf Koblenz kamen? Vermuteten
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