Operation Cyborg
Software-Schnittstellen und Interfaces andere Hard-und Software zu infiltrieren und deren Steuerung zu übernehmen. Vor allem dadurch wurde THOR zu einem wichtigen Baustein innerhalb des Widerstands.«
»Hmm«, nickte Krieger und seine Stirn war erneut gerunzelt. Unvermittelt wendete er sich Tom zu. »Erzähle mir ein wenig von Dir. Wenn Du tatsächlich in der Lage sein sollst, THOR dergestalt zu modifizieren, dann mußt du... nun ja, gut programmieren können.«
»Ähm, also... tja, wo soll ich anfangen«, begann Tom stockend, um Zeit zu gewinnen. Sollte er Krieger wirklich erzählen, daß er ein gesuchter Hacker war? Wer weiß, wie Krieger auf diese Information reagieren würde. Tom entschied in Sekundenbruchteilen, Krieger besser nicht einzuweihen und nahm sich vor, seine weiteren Worte genau abzuwägen und nicht zu viel seines Könnens preiszugeben.
»Also, ich studiere seit 5 Jahren Informatik an der Uni in Frankfurt. Und ja, ich kann in einigen Hochsprachen ganz gut programmieren, denke ich. Mit dem Thema KI habe ich mich allerdings noch nicht ausgiebig beschäftigt. Vor einem Mainframe habe ich zwar schon einmal gesessen und ein wenig programmiert, allerdings ist mir im Moment noch nicht so ganz klar, was ich in der Zukunft einmal zustande bringen kann, oder werde – oder muß? In Bezug auf THOR, meine ich.«
»Hmm«, antwortete Krieger ein weiteres Mal und man merkte, daß ihn diese Antwort ganz und gar nicht befriedigte. Jazz musterte Tom mit nachdenklicher Miene. Sie sagte aber zunächst nichts.
»Nun, wir haben THOR die Möglichkeiten gegeben, mit anderer Hard-oder Software zu kommunizieren oder zu interagieren«, bemerkte Krieger grüblerisch. »Aber andere Hard-und Software zu infiltrieren, wie sie es ausdrückte ... also ... Das klingt fast, als verfüge THOR in der Zukunft über virale Fähigkeiten.«
Toms Mundwinkel zuckte leicht, was Krieger nicht sah, denn er blickte wiedereinmal nachdenklich irgendwo ins Nichts. Ohne es zu wissen bestätigte Krieger mit seiner Grübelei eine von Toms Vorahnungen in Bezug auf seine Rolle in dem ganzen Spiel.
»Ich schätze es, dem Gedankenaustausch von euch Menschen beizuwohnen, aber wir sollten nun langsam unser weiteres Vorgehen planen«, meinte Jazz plötzlich in die Stille hinein und wechselte damit das Thema.
Danke Jazz, dachte Tom und atmete in Gedanken auf. Kluges Mädchen!
»Sie hat recht«, stimmte er sofort zu. »Der Killer ist immer noch da draußen und er wird weiter seiner Primärdirektive folgen, was bedeutet, daß Sie nach wie vor in großer Gefahr sind.«
»Wir sahen das Ding in die Mosel stürzen«, entgegnete Krieger. »Und es tauchte nicht wieder auf.«
Jazz' Ablenkungsmanöver war erfolgreich. Vielleicht würde Tom Krieger zu einem späteren Zeitpunkt darüber aufklären, wer er in Wirklichkeit war – vielleicht aber auch nicht.
»Ein Cyborg kann zwar nicht schwimmen, er kann aber auch nicht ertrinken«, belehrte ihn Jazz in einer Weise, als erkläre sie einem Kind, daß Süßigkeiten schlecht für die Zähne seien. »Er wird an einer geeigneten Stelle wieder ans Ufer gelangt sein. Und er wird weiter versuchen Sie zu töten. Die geben niemals auf«, ergänzte sie im Brustton der Überzeugung.
»Hier auf dem Campingplatz wird er uns wahrscheinlich nicht so schnell aufspüren können, aber wir sollten trotzdem keine Wurzeln schlagen«, merkte Tom an.
»Ich hatte sowieso nicht vorgehabt, mich hier länger zu verkriechen«, sagte Krieger. »Ich muß morgen früh zurück ins Amt. Es sind noch eine Menge Formalitäten zu erledigen.«
»Sie sind sehr pflichtbewußt«, sagte Jazz. »Aber der Cyborg wird Ihnen mit Sicherheit genau dort auflauern. Ich würde das tun.«
»Ja, ich halte es auch für sehr wahrscheinlich, daß der Cyborg versuchen wird, Sie am IT-Amt zu erwischen«, pflichtete Tom ihr bei. »Warum schwänzen Sie nicht einfach Ihre Formalitäten. Bedenken Sie, daß in der Zeitlinie, aus der Jazz stammt, Werner Krieger nach dem 12.07. überhaupt nicht mehr im Amt aufgetaucht ist. THORs Migration in den Bundeswehrbunker hat das nicht gefährdet. Sie sehen also, Ihre Formalitäten erledigen sich ganz von selbst«, fügte Tom noch an und grinste selbstgefällig.
»In ihrer Zeitlinie fand man Werner Krieger tot in der Florinskirche. Getötet von einem um sich schießenden Amokläufer«, wandte Krieger ein. »Wenn ich nun einfach so spurlos verschwinde, dann könnte es durchaus sein, daß man stutzig wird und genauer hinschaut, was
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