Operation Cyborg
an.
»Ihr Schnarchnasen. Wir haben Kundschaft. Der Typ braucht 'ne Kanone«, raunte Vlado und deutete mit dem Daumen auf Pedersen, der noch immer im Türrahmen stand. »Andrej, du hast doch noch die 45er von Mio?«
Der Angesprochene verharrte unsicher einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern, ging zu einem Schreibtisch in der hinteren Ecke des Raumes und öffnete eine Schublade. Er hob ein in Tuch gewickeltes Bündel auf und brachte es zu Vlado. Dieser wickelte die Waffe aus, peinlich bedacht, keine Fingerabdrücke darauf zu hinterlassen und reichte sie dem seltsamen Unbekannten. Eine Glock, wie Pedersen an dem typischen Logo sofort erkannte. Er lud sie durch und warf das Magazin aus. Es war natürlich leer. Der Lauf war noch ganz gut intakt. Pedersen würde die Waffe nicht einmal reinigen müssen.
»400 Euro und sie gehört dir«, meinte Vlado.
»300«, entgegnete Pedersen ohne von der Waffe aufzublicken.
Vlado leckt sich über seine wulstigen Lippen. Das Geld könnte er gut gebrauchen und Mio würde die Waffe nicht vermissen – dort wo er jetzt war. Außerdem wäre Vlado froh, er hätte das verdammte Ding endlich los. Aber Vlado wollte auch nicht vor seinen Kumpanen wie ein Weichei dastehen.
»350 Euro. Das ist aber mein letztes Wort. Es ist ein guter Preis. Dafür bekommst du nirgendwo sonst so eine Waffe in dieser Stadt«, sagte Vlado und seine Stimme klang sogar recht überzeugend.
»Okay. 350 Euro und du gibst mir noch 30 Schuß Munition und ein zusätzliches Magazin dazu«, antwortete Pedersen und sah Vlado an.
Dieser zögerte kurz, nickte aber dann. Er machte eine Handbewegung in Richtung Andrej und dieser angelte aus der Schublade noch zwei Packungen Munition und ein weiteres Magazin, die er quer durch den Raum warf, wo sie Vlado lässig nacheinander mit einer Hand fing. Wie nebenbei wischte er sofort mit dem Tuch über beide Gegenstände.
Pedersen reichte ihm 350 Euro mit der einen Hand und griff die Munition und das Magazin mit der anderen.
»Schön mit dir Geschäfte zu machen. Was für einen Ding planst du, Mann?«, fragte Vlado und versuchte wie ein Kaufmann zu klingen, der gerade ein gutes Geschäft getätigt hatte. Er war sichtlich erleichtert, den für ihn so praktischen Deal über die Bühne gebracht zu haben.
»Du willst doch wohl niemanden umlegen, oder?«, gluckste Vlado. Eine Antwort auf seine Frage erwartete er nicht, aber er erhielt sie.
»Doch. Einen Cyborg«, entgegnete Pedersen und verließ den Raum in dem ein völlig verdutzter Zuhälter erst nach 10 Sekunden die Fassung wiedergewann. Er verzichtete darauf, dem seltsamen Fremden zu folgen, um ihm noch eines seiner Mädchen schmackhaft zu machen. Er war froh daß der Spinner mit der 'heißen' Waffe fort war.
*
Am Morgen erwachte Tom um 8:22 Uhr weil sein Radiowecker anging. Verdammt, dachte er und drehte sich stöhnend um. Er hatte vergessen das blöde Ding auszustellen. Eigentlich wollte er sich erst am späten Vormittag mit Leon treffen, gemütlich Brunchen und dann noch Shoppen und am Abend ins Kino oder einen Club. Der perfekte Ausklang für den Coup von letzter Nacht, auch wenn Leon davon natürlich nichts erfahren würde.
Auf dem Rücken liegend, die Augen geschlossen, lauschte Tom noch ein wenig der Musik aus dem Radio und wartete die Nachrichten ab, die der Sprecher um 8:25 Uhr zu verlesen begann. »Geisel im Irak nach 155 Tagen befreit« - Blablabla - »Islamisten haben in Islamabad ein Blutbad...« - Blablabla - »Zweiter Überfall in Frankfurt.« - Blablabla - »...Tankstelle ausgeraubt...« - Blablabla - »...Einbruch in einen Waffenladen letzte Woche in der Innenstadt. Der oder die Täter gingen erneut mit brachialer Gewalt vor ... » - Blablabla - »Aufgrund des Blitzschadens bei der Bahn kommt es auch weiterhin zu Ausfällen und Verzögerungen der folgenden Bahnlinien...« - Blablabla - »Und nun zum Wetter...«.
Nichts wirklich außergewöhnliches war also passiert. Tom stellte gelangweilt den Radiowecker aus. Er gähnte, dann quälte er sich aus dem Bett und setzte sich, nur mit einer Unterhose und einem T-Shirt bekleidet, vor den Computer. Während der Rechner hochfuhr rieb er sich die Augen und streckte sich ausgiebig.
Als erstes rief er seine e-Mails ab: Spam – Spam – Rechnung – Spam – Newsletter (Spam) – Amazon Gutschein (na, immerhin) - Spam - Spam - Spam (verdammt, jetzt langt es aber mal) und eine Mail von Leon. Tom öffnete sie. Leon hatte die Mail erst vor fünf Minuten
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